Der preußische optische Telegraf war ein von 1832 bis 1849 bestehendes telegrafisches Kommunikationssystem zwischen Berlin und der Rheinprovinz, das behördliche und militärische Nachrichten mittels optischer Signale über eine Distanz von fast 550 Kilometern übermitteln konnte. Die Telegrafenlinie bestand aus bis zu 62 Stationen. Station 2 war auf dem Turm der Dahlemer Dorfkirche angebracht.
In dieser Darstellung sind die als Inspektoren beschriebenen Militärs vor der Station 2 der Telegrafenlinie auf der Dorfkirche in Dahlem dargestellt. Ihre Uniformen sind unterschiedlich: Der Reiter trägt eine Schirmmütze und einen zweireihig geknöpften Mantel mit Paspelierung, ohne farbige Ärmelaufschläge und Knöpfen an den Aufschlägen. Der stehende Offizier trägt einen paspelierten Uniformfrack mit Schößen und farbigen Ärmelaufschlägen mit Knöpfen sowie einen nach vorne ausgerichteten Zweispitz. Beide tragen jedoch Epauletten, wie sie für eine Offizier der unteren Rangstufen Seconde-Lieutnant, Premier-Lieutnant oder Hauptmann vorgesehen waren. Ob einer von beiden einen höheren Rang einnimmt – etwa als Ober-Inspektor – ist nicht zu ermitteln. Möglicherweise wurden sie auch von unterschiedlichen Regimentern zur Telegrafie versetzt – etwa von der regulären Infanterie und einem Landwehr-Infanterieregiment wie der Zeichner der Vorlage, W. Grünberg, der im 24. Landwehr-Infanterieregiment (4. Brandenburgisches Landwehr-Regiment Nr. 24) diente.
Die Signalstellung der sechs Indikatoren am Telegrafenmast lautet A4.3 B4.1 C4.1 und bedeutet Krauseneck, allerdings aus Koblenzer Sicht gelesen. General Johann Wilhelm von Krauseneck (1774-1850) war Militärkartograf und ab 1829 Chef des Großen Generalstabes. In dieser Position förderte er den Bau der Telegrafenlinie.
Die Lithografie gehört zu einer Gruppe von jeweils drei Darstellungen, die den Betrieb der preußischen optischen Telegrafenlinie zeigen. Eine Serie von größeren schwarz-weißen Lithografien besteht aus den Inv.-Nrn. 4.2012.689, 4.2013.1518 und 4.2014.331. Diese sind alle mit W. Grünberg signiert. Von diesen drei Darstellungen existiert jeweils eine kleinere kolorierte Version mit den Inv.-Nrn. 3.1001.235, 4.2012.487 und 4.2013.1519. Die kolorierten Fassungen unterscheiden sich von den größeren schwarz-weiß-Darstellungen allem durch das Fehlen der Signatur, die Darstellungen weichen nur in kleinen Details ab.
Über den Hersteller W. Grünberg ist wenig bekannt. Im "Allgemeinen Wohnungsanzeiger für Berlin" lässt sich sein Werdegang rekonstruieren. Dort heißt es ab 1828 W. Grünberg, Lieutnant im 24. Landwehr Reg., wohnhaft Junkerstr. 4, 1835 und 1836 W. Grünberg, Premier-Lieutnant und Telegraph, wohnhaft Junkerstr. 12 und Dorf Dahlem 3 sowie W. Grünberg, Telegrafist in Dahlem 3 und 1837 W. Grünberg, Premier-Lieutnant, wohnhaft Junkerstr. 4 sowie Grüneberg, T., Lt. a. D. Telegr., in Dahlem 3.
Zitiervorschlag
kolorierte Lithografie mit zwei königlich preußische Telegrafen-Inspektoren vor der Station Nr. 2 der optischen Telegrafenlinie Berlin-Koblenz (Dorfkirche St. Annen in Berlin-Dahlem), 1835 - 1850; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2012.487,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/935da6fb-4b7e-422f-a1ee-e83ab7f029b6 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)