Beschriftung
"Königl. Preuß. Telegraphen." (in der Mitte unten)
mit Bleistift
"Inspektor" (unten links)
mit Bleistift
"Bote" (unten rechts)
mit Bleistift
"Optischer Telegraph // auf dem Nöllenkopf // bei Menden / Kr. Iserlohn // Station Strecke Bln - Kblz // Strecke Bln - Koblenz" (Rückseite)
Der aufsichtsführende Telegraphen-Inspektor prüft und protokolliert die Stellungen des optischen Telegrafen der Station 42 auf dem Noltenkopf bei Menden. Er hat sich zum Schreiben auf einen Stein gesetzt und seinen Zweispitz abgenommen, neben ihm liegt ein Fernrohr. Der begleitende Telegraphen-Bote hält währenddessen das Pferd des Inspektors am Zügel. An dem Telegraphenmast zeigen die Flügel die Signalstellung A4.3 B4.1 C4.2 (aus Berliner Sicht zu lesen). Diese Flügelstellung bedeutet übersetzt "O’Etzel" und ist eine huldigung an den Telegrafendirektor der preußischen Telegrafenline, Generalmajor Franz August O’Etzel (1784-1850).
Der preußische optische Telegraf war ein von 1832 bis 1849 bestehendes telegrafisches Kommunikationssystem zwischen Berlin und der Rheinprovinz, das behördliche und militärische Nachrichten mittels optischer Signale über eine Distanz von fast 550 Kilometern übermitteln konnte. Die Telegrafenlinie bestand aus bis zu 62 Stationen.
Station 42 lag auf dem Noltenkopf bei Menden im Sauerland. Mitten im Wald gelegen war die Station über keine öffentliche Straße zu erreichen. Die hügelige, stark bewaldete Umgebung hatte es notwendig gemacht, dass der Telegrafenturm ungewöhnlich hoch (16 m, mit 5 Stockwerken) errichtet werden musste. Nur so zeichneten sich die Telegrafenflügel gut sichtbar für die benachbarten Stationen ohne störenden Hintergrund vor dem Himmel ab. Der Turm von Station 42 war deswegen der höchste Turm der gesamten Linie.
Das Stationsgebäude entsprach einem verbreiteten Bautypus, der auch bei den benachbarten Stationen 38 bis 44 zum Einsatz kam. Anders als bei den Stationen des ersten Bauabschnitts der Linie zwischen Berlin und Magdeburg, diente das Stationsgebäude den eingesetzten Beamten und ihren Familien als Wohnhaus. Das kleine Haus auf rechteckigem Grundriss lag mit der einzigen Giebelseite direkt zum Turm. Das überlieferte Grundstücksmaß von 1834 (Herbarth, S. 81) zeigt eben diesen Aufbau. Die vorliegende Lithographie jedoch ist in der räumlichen Darstellung nicht ganz eindeutig.
Die Lithografie gehört zu einer Gruppe von jeweils drei Darstellungen, die den Betrieb der preußischen optischen Telegrafenlinie zeigen. Eine Serie von größeren schwarz-weißen Lithografien besteht aus den Inv.-Nrn. 4.2012.689, 4.2013.1518 und 4.2014.331. Diese sind alle mit W. Grünberg signiert. Von diesen drei Darstellungen existiert jeweils eine kleinere kolorierte Version mit den Inv.-Nrn. 3.1001.235, 4.2012.487 und 4.2013.1519. Die kolorierten Fassungen unterscheiden sich von den größeren schwarz-weiß-Darstellungen allem durch das Fehlen der Signatur, die Darstellungen weichen nur in kleinen Details ab.
Über den Hersteller W. Grünberg ist wenig bekannt. Im "Allgemeinen Wohnungsanzeiger für Berlin" lässt sich sein Werdegang rekonstruieren. Dort heißt es ab 1828 W. Grünberg, Lieutnant im 24. Landwehr Reg., wohnhaft Junkerstr. 4, 1835 und 1836 W. Grünberg, Premier-Lieutnant und Telegraph, wohnhaft Junkerstr. 12 und Dorf Dahlem 3 sowie W. Grünberg, Telegrafist in Dahlem 3 und 1837 W. Grünberg, Premier-Lieutnant, wohnhaft Junkerstr. 4 sowie Grüneberg, T., Lt. a. D. Telegr., in Dahlem 3.
Zitiervorschlag
Kolorierte Lithografie mit zwei Telegrafenbeamten vor Station 42 der preußischen optischen Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz in Menden (Sauerland), 1833 - 1849; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2013.1519,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/60e9cd23-f161-48c5-96e7-cb81d822033c (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)