Geografischer Bezug
Frankreich
Herstellungsort
Deutschland
Technik
Kupferstich; koloriert
Blattmaß (b x h)
202 x 165 mm
Bildmaß (b x h)
177 x 130 mm
Systematik
Kunst/Druckgrafik/Tiefdrucke/Kupferstich
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
Titel
"401. Telegraph." (Mitte unten)
beschriftet
"IV. 9." (unten rechts)
mit Bleistift
"O-G-29-6 // VIII 1a // G 13506 // opt. Telegraphie 5.1.2" (unten, auf dem Passepartout)
mit Bleistift
"opt. Telegr. 5.1.2 G 13506" (Rückseite)
mit Bleistift
"VIII. 1.b" (Rückseite)
Schlagworte
Paris, Frankreich, Louvre, Optische Telegrafie
Der Kupferstich zeigt links eine Ansicht des Pavillon d`Horloge auf dem Westflügel des Louvre, der ab 1794 die Endstation der ersten optischen Telegrafenlinie zwischen Lille und Paris beherbergte. Die von Claude Chappe eingerichtete Linie steht am Anfang des weitverzweigten optischen Telegrafennetzes in Frankreich, mit dessen Hilfe verschlüsselte Nachrichten in nie gekannter Geschwindigkeit übertragen wurden. Die optische Telegrafie war bis zu ihrer Umstellung auf elektrischen Betrieb bis in die 1850er Jahre hinein in Frankreich in Gebrauch.
Die bisher ungekannte Schnelligkeit der Nachrichtenübermittlung durch den Telegrafen sorgt schon wenige Wochen nach Eröffnung der Linie in ganz Europa für helle Aufregung. Weil die mysteriösen Telegrafenkonstruktionen weithin sichtbar, die Bedeutung der seltsamen Zeichen, die die Semaphoren vor aller Augen bilden, jedoch geheim sind, ist das öffentliche Interesse an dem neuen Kommunikationsmittel groß. Im August beginnen erstmals auch deutschsprachige Zeitungen über das neue Phänomen zu berichten. Und im Oktober 1794 erscheint der »Bericht eines Augenzeugen«, der bei der Lesung einer telegraphischen Depesche im Nationalkonvent in Paris anwesend gewesen sein will. Seine Darstellung vom Pavillon D´Horloge mit dem Telegrafenaufbau auf dem Dach ist die erste bildliche und textliche Detail-Darstellung des französischen Telegrafen. Sie wird in den nächsten Wochen und Jahren so häufig aufgelegt, kopiert und weiterverarbeitet, dass sie bis heute eines der populärsten Motive der optischen Telegrafie in der deutschsprachigen Literatur geworden ist.
Auch der vorliegende Kupferstich ist eine direkte Kopie nach dem Augenzeugenbericht. Die Station ist hier in eine wenig differenzierte Landschaft versetzt, die links im Hintergrund eine weitere kleine Station auf hügeligem Gelände zeigt. Rechts oben ist der Abbildung ein Zeichenalphabet beigeordnet, das ebenfalls dem Augenzeugenbericht entnommen ist. Es zeigt in einer Tabelle aus sieben Reihen und elf Spalten alle Buchstaben des lateinischen Alphabets, außerdem Satzzeichen und Ziffern. Der Code differenziert dabei zwischen Groß- und Kleinschreibung und bildet einige Zeichen doppelt oder in zwei Varianten ab, wohl nur um die Tabelle auszufüllen. Schon das Zeichenalphabet des Augenzeugenberichts entsprang 1794 der Phantasie und befriedigte nur die Neugierde des Publikums. Denn das Alphabet zeigt auch Buchstaben, die in der französischen Sprache gar nicht vorkommen: Umlaute und Buchstabenkombinationen ("ch", "sch"). Die Zeichen wurden mit rotem Buntstift nachgemalt, sicher in späterer Zeit. Das Feld mit dem Zeichen "sch" ist dabei besonders hervorgehoben, und vielleicht als Hinweis auf die Fiktion des Zeichencodes zu verstehen.
Vgl. auch die identische Grafik (nicht-koloriert) unter Inv.Nr. 4.2012.447.
Zum Bildmotiv und zum »Bericht eines Augenzeugen« vgl. die Bemerkungen zu einer Grafik unter Inv.Nr. 4.2012.695.
Zur Adaption des Motivs vgl. die Darstellung des optischen Telegrafen in Bertuchs "Bilderbuch für Kinder" und insbesondere die Bemerkungen unter Inv.Nr. 3.0.12840.
Zitiervorschlag
Kupferstich: Optischer Telegraf auf dem Louvre in Paris mit Zeichenalphabet, um 1795; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2012.446,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f7655ae6-a0a2-47ba-8f6b-7f9fa0022e88 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)