Zeichner
Honoré Daumier (1808 - 1879)
Stecher
Delaunois
Blattmaß (b x h)
262 x 351 mm
Systematik
Kunst/Druckgrafik/Flachdrucke/Kreidelithografie
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
Titel
"Le Moulin du Télégraphe." (unten)
beschriftet
"La Caricature [Journal], No 206" (oben links)
beschriftet
"Pl. 431." (oben rechts)
beschriftet
"Au bureau chez Aubert. pass. Verc-Bedai" (unten links)
Signatur
"Lith. Delaunois, r. du Bouloi 19" (unten rechts)
beschriftet
"Nouvelle d'Espagne" (auf dem Telegraphen)
Schlagworte
Optische Telegrafie, Karikatur
Die Karikatur "Le Moulin du Télégraphe" von Honoré Daumier erschien am 16. Oktober 1834 in der 206. Ausgabe der Zeitschrift "La Caricature", die mit Unterbrechungen von 1830 bis 1843 erschien. Sie zeigt einen optischen Telegrafen nach dem System von Claude Chappe, der auf einer Mühle montiert ist. Auf dem großen Signalarm befindet sich der Schriftzug "Nouvelles d'Espagne". Aus dem Gebäude kommen gutgekleidete Männer, die Säcke voller Geld schleppen. Bei diesen handelt es sich um Innenminister Adolphe Thiers, Finanzminister Jean-Georges Humann, Kriegsminister Marschall Jean de Dieu Soult und den Generalstaatsanwalt Jean Charles Persil.
Oben aus dem Fenster schaut - als Müller gekleidet - König Louis Philippe von Frankreich, der Bürgerkönig. Aus dem zweiten Fenster schaut Antoine Maurice Apollinaire d'Argout, der Gouverneur der französischen Zentralbank.
Die Episode, auf die hier angespielt wird, ereignete sich im Jahre 1834: Der Miguelistenkrieg in Portugal zwischen dem legitimen Regenten Don Pedro und seinem Bruder Don Miguel hatte sich zu einem Schauplatz des in Spanien gleichzeitig stattfindenden Karlistenkrieges entwickelt. Mit englischer Hilfe siegte Don Pedro in der Schlacht von Asseiceira und Don Miguel musste im Vertrag von Evora Monte auf die Krone verzichten.
Die Nachrichten aus Spanien wurden über den optischen Telegrafen nach Paris übermittelt, dort aber zurückgehalten. Diese kurze Zeitspanne nutzten einige Regierungsmitglieder, um durch Spekulationsgeschäfte an der Pariser Börse ein riesiges Vermögen an sich zu bringen.
Insbesondere der gerade zum Innenminister ernannte Thiers nutzte den optischen Telegrafen, um im Voraus informiert zu werden und wurde durch Insidergeschäfte reich. Er wurde angeschuldigt wegen «Manipulationen”, jedoch wurde der Prozess niedergeschlagen.
In der Sammlung der Museumsstiftung befindet sich eine Kaminuhr mit einem beweglichen optischen Telegrafen aus dem Besitz des in die Affäre verwickelten Finanzministers Jean-Georges Humann (Inv.-Nr. 4.2006.474)
Der Künstler, Honoré Daumier (* 26. Februar 1808 in Marseille; † 10. Februar 1879 in Valmondois, Val-d’Oise) war ein französischer Maler, Bildhauer, Grafiker und Karikaturist. Er ist ein wichtiger Vertreter des Realismus. Bedeutend sind seine politischen und sozialkritischen Karikaturen.
Seit 1831/32 fertigte Daumier Lithografien für die satirischen Zeitschriften »La Caricature« und »Le Charivari«. Für die Zeitschrift »La Caricature« modellierte er eine Vielzahl von kleinen Portraitplastiken bekannter Zeitgenossen wie Politiker oder Journalisten, die als Vorlagen für Zeichnungen dienten. Für seine überspitzte satirische Bezeichnung des Königs Louis Philippe als Gargantua – ein unersättlicher Fresser und Säufer (Romanfigur von François Rabelais) – wurde er im Jahr 1832 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Weniger bekannt wurde Daumiers Malerei, in der er sich auch literarischen Themen und der sozialkritisch motivierten Darstellung des einfachen Volks zuwandte. Etwa ab 1848 hielt er engen Kontakt zur realistischen Schule von Barbizon. Im Alter erblindet, starb er verarmt.
Typisch für Daumiers Malerei ist ein starker Hell-Dunkel-Kontrast und die Verwendung einer groben zeichnerischen Umrisslinie. Der Umfang seines grafischen Werks umfasst mehr als 4000 Lithografien und über 1000 Holzschnitte. In der charakteristischen Zeichnung lächerlicher und tragischer Persönlichkeitsprofile erreichen seine Karikaturen überzeitliche Allgemeingültigkeit.
Zitiervorschlag
Lithografie "Le Moulin du Télégraphe" (Die Telegraphen-Mühle), 1834; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2011.1905,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/df5b9401-6b40-48b3-83f2-01cfae8664c2 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)