Hersteller
D. F. Bardou (1818 - nach 1830)
Herstellungsort
Paris, Frankreich
Verwendungsort
Frankreich
Material
Messing, Glas, Textilien
Objektmaß Zylinder/Kegel (d x h)
80 x 970 mm
Objektmaß Zylinder/Kegel (d x h)
Kleiner Zylinder 45 x 390 mm
Objektmaß Zylinder/Kegel (d x h)
Großer Zylinder 55 x 955 mm (mit oberem Durchmesser)
Systematik
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
eingraviert
"Telegraphe No. 93 // Bardou. R. St. Martin // Paris."
Unter dem Begriff optische Telegrafie versteht man die Telegrafie über große Entfernungen mit Hilfe optischer Signalvorrichtungen. In Frankreich wurde das von Claude Chappe erdachte System optisch-mechanischer Telegrafenlinien während dewr französischen Revolution 1796 eingerichtet. Es blieb bis zum Aufkommen der elektrischen Telegrafie Anfang der 1850er Jahre in Betrieb. Auch in anderen europäischen Staaten etwa Preussen - gab es optische Telegrafenlinien.
Hir handelt es sich um ein zylindrisches Fernrohr, das sich zum Ansatz leicht verjüngt. Zum Einstellen der Schärfe ist hier ein schmaler Zylinder eingesetzt, der herausgezogen werden kann. Der Sucher kann durch eine kleine sichelförmige Platte geschlossen werden.
In französischen Telegrafenstation kamen zwei Arten von Fernrohren, auch "longue-vue", "lorgnette" oder "téléscope" genannt, zum Einsatz: "la lunette d'inspecteur" und "la lunette de stationnaire". "La lunette d´inspecteur" benutzte der Inspecteur zum Überwachen der Arbeit am Telegrafen. Diese Fernrohre sind keine eigens für die optische Telegrafie angefertigten Teleskope, sondern Standardapparate, wie sie auch beim Militär oder der Marine zum Einsatz kamen.
Ganz anders die "lunette de stationnaire", zu denen das vorliegende Fernrohr gehört. Sie dienten dem normalen Telegrafenbetrieb und waren paarweise den Stationen zugeordnet. Aufgrund der notwendigen 30- bis 65-fachen Vergrößerung wurden eigens für die Telegrafenlinie Fernrohre hergestellt. Die britischen Hersteller waren offenbar zu teuer, so dass der Wohlfahrtsausschuss 1796 die Gründung einer "industrie francaise de lunettes" (oder "Lunetterie francaise") beschliesst, die die Stationen mit Fernrohren ausrüstet. Um Diebstahl zu vermeiden wurden sämtliche Fernrohre nummeriert und markiert.
Weiterer Lieferant der Fernrohre war der bekannte Hersteller Bardou in Paris, von dem auch dieses Fernrohr stammt. Ein Vergleichsstück vom selben Hersteller mit der Nummer 112 befindet sich in der optischen Telegrafenstation in Sainte Foy-lès-Lyon. Die stationären Fernrohre sind relativ groß und unhandlich. Sie wurden wie die Fernrohre der preußischen Telegrafen durch einen Kasten in der Wand des Observationszimmer auf die richtige Einstellung fixiert.
Zitiervorschlag
Fernrohr Nr. 93 "Lunette de stationnaire" der französischen optischen Telegrafenlinien, 1818 - 1830; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2007.354,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/b3609fd9-cca3-4308-9944-53d208f20ef6 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)