Auftraggeber
Karl Philipp Heinrich Pistor (1778 - 1847)
Herstellungsort
Berlin, Deutschland
Verwendungsort
Breckerfeld, Nordhrein-Westfalen, Deutschland
Objektmaß Zylinder/Kegel (d x h)
80 x 925 mm
Objektmaß Kugel/Scheibe (d)
Rohr: 65 mm
Transportkistenmaß (b x h x t)
1000 x 205 x 205 mm
Systematik
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
Offenbar einzig erhaltenes, originales Fernrohr der optischen Telegraphenlinie Berlin-Koblenz, deren Einrichtung 1832 vom preußischen König beschlossen wurde. Es handelt sich um ein so genanntes achromatisches Fernrohr mit 60facher Vergrößerung, das Kron- und Flintgläser als Linsen kombiniert (eine Kronglas-Sammellinse mit einer schwächer brechenden Flintglas-Zerstreuungslinse). So konnte ein vollkommen klares Bild erzeugt werden (nicht-achromatische Fernrohre erzeugen am Rand ein in Regenbogenfarben verzerrtes Bild).
Die Entwürfe für die optischen Telegrafen liefert der Geheime Postrat Karl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847), der als Besitzer einer Fabrik optischer Instrumente mit der Ausstattung der Stationen mit Fernrohren beauftragt wird. Ihm gelingt diese Aufgabe nur bedingt, da er an der Beschaffung der passenden Gläser scheitert. Gegen Ende der Aufbauphase (die Telegrafenlinie wird 1833 erst vollständig genutzt) liefert das ehemals von Fraunhofer geleitete »Optische Institut von Utzschneider" in Benediktbeuern (unter Führung des neuen Inhabers Georg Merz) die fehlenden Fernrohre für die Reststrecke von Köln nach Koblenz.
Ob das hier vorliegende Fernrohr nun von Pistor oder aus Fraunhofers Werkstatt stammt, bleibt unklar. In der spärlichen Literatur wird behauptet, dass es sich um ein Fernrohr der "1. Generation" handelt. Diese Annahme wurde wohl erstmals von H. Drogge vom Fernmeldezeugamt Göttingen aufgestellt und hält sich seitdem, obwohl es keinerlei Vergleichsbeispiele anderer Fernrohre der Linie gibt. Allerdings sind die Fernrohre von Utzschneider als seinerzeit führendes Institut alle mit Namen bezeichnet. Da eine Herstellerangabe bei diesem Stück fehlt, wird es sich wohl eher um ein Fernrohr aus Pistors Werkstatt handeln.
Das Fernrohr stammt aus der Station Nr. 45 in Breckerfeld und überdauerte dort die Zeit nach der Schließung der Telegrafenlinie. Diese Station brannte bedauerlicherweise 1958 nieder. Ursprünglich war dort die Einrichtung des Heimatmuseums Breckerfeld geplant gewesen. Da das Heimatmuseum nun nicht mehr zu realisieren war, gingen die Überreste des Fernrohres 1961 in den Besitz des Fernmeldezeugamtes Göttingen über mit der Auflage, es zu restaurieren und dann im damaligen Bundespostmuseum auszustellen. Im Inneren des Rohres befand sich ein hölzernes Hauptrohr, das bei dem Brand in Breckerfeld zerstört wurde. Die Restaurierung – man muss wohl von einer Rekonstruktion unter Verwendung von Originalteilen sprechen - dauerte mehrere Jahre. Mangels schriftlicher oder fotografischer Dokumentation gibt es keine Informationen über den genauen Umfang der Zerstörungen und darüber, welche Teile ergänzt wurden und welche vom originalen Fernrohr stammen. Das Fernrohr ist nun zwar vollständig, aber funktionsuntüchtig, da mindestens eine Linse gebrochen ist. Ferner liegen Blendringe lose im Rohr.
Nach der Restaurierung ging das wieder hergestellte Fernrohr dann Oktober 1975 in das damalige Bundespostmuseum und befindet sich heute im Besitz des Museums für Kommunikation Frankfurt. Das Fernrohr wurde 1996 vom Schott-Zeiss-Bildungszentrum in Jena in zwei Exemplaren nachgebaut.
Zitiervorschlag
Fernrohr der preussischen optischen Telegrafenlinie Berlin-Koblenz aus der Station Nr. 45 in Breckerfeld, 1832 - 1833; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.35494,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/1d7f9d90-8871-4de1-85eb-dbb702f647bf (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)