Systematik
Telegrafie/Fernschreiber, Telexgerät/Elektromechanischer Blattschreiber
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Verschlüsselungsmaschinen/Mechanische Chiffriermaschinen
Dieses Gerät wurde während des Zweiten Weltkrieges von Siemens & Halske in Berlin gefertigt. An der Datierung in die Zeit des Dritten Reiches bestehen kaum Zweifel, denn dieser Fernschreiber verfügt eine Sondertaste für das Runen-Zeichen, um »SS« ordnungsgemäß wiedergeben zu können.
Im Gegensatz zu normalen Fernschreibern, die wie bei einer ferngesteuerten elektrischen Schreibmaschine ganze Buchstaben mit einem Typenhebel auf das Papier drucken, arbeitet dieses Gerät mit einem Kombinationsalphabet, bei dem die Zeichen aus einzelnen Segmenten zusammengesetzt werden. Sämtliche Buchstaben werden aus 14 Zeichenelementen – verschiedenen senkrechten, waagerechten und diagonalen Strichen – zusammengesetzt. Diese werden von einem Typenrevolver auf einen Papierstreifen gedruckt. Ein einzelner Buchstabe kann aus bis zu fünf Einzelsegmenten bestehen und der Papiervorschub für den folgenden Buchstaben wird erst ausgelöst, wenn die Segmente alle abgedruckt sind.
Der Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass auch verstümmelte Zeichen noch erkennbar sind. Wenn etwa ein oder zwei Segmente nicht richtig übertragen werden, bleibt der Text trotzdem lesbar. Bei normalen Fernschreibern, die nach dem Internationalen Fernschreibalphabet CCITT 2 arbeiten, verändern falsche oder ganz fehlende Buchstaben unter Umständen den Sinn. Insoweit ähnelt dieser Fernschreiber dem Typenbildschreiber von Rudolf Hell (Hell-Schreiber), bei dem die Buchstaben aus einzelnen Punkten zusammengesetzt werden.
Die große Fehlerredundanz im Vergleich zu normalen Fernschreibern macht dieses Gerät für schlechte Leitungen oder eine Funkübertragung geeignet, vor allem also für eine militärische Nutzung. Ein ganz ähnliches Gerät, der Ein-Ton - Kombinationsschreiber ETK, wurde ab 1947 in der Schweizerischen Armee verwendet. Der Ein-Ton-Kombinationsschreiber wurde – so heißt es – Ende des Zweiten Weltkrieges von der Edgar Gretener AG (GRETAG) entwickelt.
Ob Siemens & Halske von der Entwicklung Greteners profitierten oder Gretener die Entwicklung von Siemens kopierte, bleibt offen, belegt aber die enge Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz auch während des Krieges auf dem Gebiet der militärischen Nachrichtentechnik.
In Deutschland wurde dieses Gerät als Kleinfernschreiber bei der Deutschen Reichsbahn verwendet. Ob dies der Grund dafür ist, dass den britischen Entschlüsselern in Bletchley Park eine Entzifferung der Nachrichten der Reichsbahn nicht gelang, bedarf noch weiterer Forschung.
Zitiervorschlag
14-Segment-Kombinationsfernschreiber aus dem Zweiten Weltkrieg, 1939 - 1945; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2008.713,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/b2511941-8a4a-4700-a1a8-78bcf66418e4 (zuletzt aktualisiert: 13.0.2025)