Hersteller
Rheinmetall Lochkarten GmbH (1928 - 1928)
Verwender
Degussa GmbH (1873 - 2019)
Verwendungsort
Frankfurt, Hessen, Deutschland
Herstellungsort
Sömmerda, Thüringen, Deutschland
Material
Kunststoff; Metall
Farbe
schwarz; silberfarben
Technik
gefräst; gegossen; gepresst; lackiert
Objektmaß (b x h x t)
1.660 x 1.090 x 490 mm
Systematik
Datenkommunikation, Internet/Computer, Rechner, Datenverarbeitung/Speichergeräte, Speichermedien/Lochkarten, Lochkartengeräte/Lochkartensortierer
Typenschild
Rheinmetall Lochkarten-Maschinen GmbH, System Powers (Vorderseite)
eingefräst
P.8.8.3 (Vorderseite)
eingeprägt
P 858 (Rückseite)
Schlagworte
Lochkartentechnik
Nachdem die "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik" sich mit mechanischen Schreib- und Rechenmaschinen bereits einen Namen gemacht hatte, begannen 1926 erste Versuche im Bereich der Lochkartengeräte. Dazu wurde der Ingenieur Gustav Tauschek angeworben, der zuvor für IBM tätig war und bereits einige Patente auf diesem Gebiet angemeldet hatte. Das 1928 in Berlin gegründete Unternehmen "Rheinmetall Lochkarten GmbH" diente allein der Vermarktung dieser Lochkartengeräte, die im Werk in Sömmerda entwickelt wurden. Bevor die Serienproduktion anlief, übernahm allerdings IBM alle Patente und Prototypen. Ende 1928 wurde die Produktion von Lochkartengeräten in Sömmerda eingestellt. Dieses Gerät ist ein seltenes Zeugnis der kurzen Geschichte der "Rheinmetall Lochkarten GmbH" vor der Übernahme des Marktriesen IBM.
Es war Teil der "Powers-Abteilung" bei der Degussa AG in Frankfurt, die 1925 als eines der ersten Unternehmen in Deutschland eine Lochkartenabteilung eröffnete. Der Name der Abteilung orientierte sich an dem Lochkartensystem, das auf dem von IBM vertrieben System von Herman Hollorith aufbaut, ab 1905 aber durch den russischen Auswanderer James Powers verbessert wurde. Er nutzte mechanische Sensoren anstelle der von Hollorith verwendeten elektrischen Sensoren, sodass er einen Patentbruch umgehen konnte. Dass IBM dieses System nach der Übernahme der Werke in Sömmerda im Jahr 1928 nicht weiter produzierte, ergibt sich aus der Konkurrenzsituation zwischen Powers und der IBM. Für die Datierung des Objekts leitet sich aufgrund des Typenschild "Rheinmetall Lochkarten GmbH System Powers" somit eine Datierung auf 1928 ab, weil dieses Unternehmen nur in diesem Jahr Lochkartengeräte des System Powers vermarktete. Offenbar war es – vermutlich durch die Vermittlung der Degussa – in diesem Jahr zu einer kurzen Kooperation mit dem IBM-Konkurrenzen Powers gekommen, um die Lochkarten-Abteilung mit neuen Geräten zu versorgen. Nachdem diese mit zunächst vier Lochkarten-Maschinen und sechs Angestellten im Jahr 1925 gegründet worden war, vergrößerte sie sich rasant. 1939 waren bereits 24 Lochkartenmaschinen in Betrieb, die von 40 Mitarbeitern bedient wurden. 1950 standen schließlich 42 Geräte in der Neuen Mainzer Straße in Frankfurt. Zwischen 1960 und 1967 übernahm dann eine elektronische Datenverarbeitungsanlage (EDV) die Aufgaben der Lochkarten-Abteilung.
Der Lochkartensortierer, kam zusammen mit einem Lochkartenstanzer (4.2022.258) und einem Tabellendrucker (4.2020.789) durch eine Schenkung der Evonik Industries AG (ehem. Degussa) in die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Das Ensemble gibt einen seltenen Einblick in die ersten Jahrzehnte der Datenverarbeitung in Deutschland und die Existenz verschiedener und konkurrierender Lochkartensystem und -geräte sowie deren Herstellerunternehmen.
Zitiervorschlag
Lochkartensortierer "System Powers" , 1928; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2020.790,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/96f2d108-23d5-4217-b332-4cb261365fff (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)