
Ansichtspostkarte; Lohnkutscherfahrt zwischen Leipzig und Dresden, ungelaufen
Ansichtskarte Nr. 8 aus der Serie "12 farbig Bilder aus den Tagen der Kurfürstlich und der Königlich Sächsischen Post 1770-1865
Herstellungszeitraum
1914
Herausgeber
Karl Thieme
Maler
Gustav Otto Müller (1827 - 1922)
Hersteller
Lehmannsche Buchduckerei
Geografischer Bezug
Deutschland; Sachsen
Material
Karton
Farbe
mehrfarbig
Technik
Lithographie
Blattmaß (b x h)
140 x 90 mm
Systematik
Archivalien/Archiv MK Berlin/Bildpostkarten, Ansichtspostkarten, Gruß- und Glückwunschkarten
Beschriftung
Original-Eigentum Geh. Postrat Karl Thiem, Grossgraupa-Dresden, Lehmannsche Buchdruckrei Dresden-N., Obergraben (Rückseite)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
3.2016.1832.8
Schlagworte
Ansichtspostkarte, Königlich sächsische Post, Postgeschichte, Sachsen, Dienstkleidung, Postillon, Postkutsche
Abgedruckter Text auf beiligenden Textblatt:
Der Lohnkutscher, 1836
Der Lohnkutscher bei der Extrapost! Wie kommt Saul unter die Propheten? Hat nicht die Post die brave Lohnkutsche, die, ehe es einen Postwagen gab, auf der Welt war und das alte Heilige Römische Reich unter den verschiedensten Namen als Landkutsche, Hauderer, Rollwagen mit billigem Riesefuhrwerk versorgte, von jeher verfolgt und ihr das Leben mit kaiserlichen und landesfürstlichen Edikten schwer gemacht? Und der biedere Leipziger Lohnkutscher auf unserem Bilde beweist, daß er aller Anfeindungen zum Trotze noch immer Vertauen genießt und eine gut bürgerliche Kundscha hat. Denn der geistlich aufschauende Herr an der Seite seiner Gattin ist sicher ein Pfrer, der ein Anliegen bei dem hochwürdigen "Landesconsistorio" vorbringen will. Und der rundliche Bauersmann, dessen behäbige Glieder in dem bequemen blauen Kutschkasten genug Raum finden, könnte wohl ein ländlicher Amtsvorsteher sein, der bei dem "Hohen Geheimen Finanzkollegio" in Dresden eine Beschwerde anzubringen hat. Freilich kann unsere Lohnkutsche nur in einem recht ruhigen Tempo fahren, denn sie darf sich keinen Pferdewechsel gestatten und muß daher auf halben Wege Nachtlager nehmen. Das hat aber sein Gutes, denn der ehrsame alte Handwerksbursche, der ziemich wegemüde rechts von einem Seitenpfade herkommt, braucht nicht zu fürchten, daß ihm die Reisekutsche in flotter Gangart davonfährt. Er wird in aller Ruhe seinen Fechtpfennig einheimsen können.
Der Lohnkutschenverkehr zwischen Leipzig und Dresden war lebhaft genug. In Dresden standen die Lohnkutschen mit dem Hinweise "Fahrgelegenheit nach Leipzig" auf der Schloßgasse. Ein damaliger Dresdener berichtet freilich mit Entrüstung, wie er sich für den nächsten Morgen eine repektabel aussehende Lohnkutsche nach Leipzig gemietet habe, wie aber zur fälligen Stunde eine ganz andere, höchst fragwürdige Karrete vorgefahren sei, derer er sich wohl oder übel habe bedienen müssen.
Der Lohnkutscher, 1836
Der Lohnkutscher bei der Extrapost! Wie kommt Saul unter die Propheten? Hat nicht die Post die brave Lohnkutsche, die, ehe es einen Postwagen gab, auf der Welt war und das alte Heilige Römische Reich unter den verschiedensten Namen als Landkutsche, Hauderer, Rollwagen mit billigem Riesefuhrwerk versorgte, von jeher verfolgt und ihr das Leben mit kaiserlichen und landesfürstlichen Edikten schwer gemacht? Und der biedere Leipziger Lohnkutscher auf unserem Bilde beweist, daß er aller Anfeindungen zum Trotze noch immer Vertauen genießt und eine gut bürgerliche Kundscha hat. Denn der geistlich aufschauende Herr an der Seite seiner Gattin ist sicher ein Pfrer, der ein Anliegen bei dem hochwürdigen "Landesconsistorio" vorbringen will. Und der rundliche Bauersmann, dessen behäbige Glieder in dem bequemen blauen Kutschkasten genug Raum finden, könnte wohl ein ländlicher Amtsvorsteher sein, der bei dem "Hohen Geheimen Finanzkollegio" in Dresden eine Beschwerde anzubringen hat. Freilich kann unsere Lohnkutsche nur in einem recht ruhigen Tempo fahren, denn sie darf sich keinen Pferdewechsel gestatten und muß daher auf halben Wege Nachtlager nehmen. Das hat aber sein Gutes, denn der ehrsame alte Handwerksbursche, der ziemich wegemüde rechts von einem Seitenpfade herkommt, braucht nicht zu fürchten, daß ihm die Reisekutsche in flotter Gangart davonfährt. Er wird in aller Ruhe seinen Fechtpfennig einheimsen können.
Der Lohnkutschenverkehr zwischen Leipzig und Dresden war lebhaft genug. In Dresden standen die Lohnkutschen mit dem Hinweise "Fahrgelegenheit nach Leipzig" auf der Schloßgasse. Ein damaliger Dresdener berichtet freilich mit Entrüstung, wie er sich für den nächsten Morgen eine repektabel aussehende Lohnkutsche nach Leipzig gemietet habe, wie aber zur fälligen Stunde eine ganz andere, höchst fragwürdige Karrete vorgefahren sei, derer er sich wohl oder übel habe bedienen müssen.
Zitiervorschlag
Ansichtspostkarte; Lohnkutscherfahrt zwischen Leipzig und Dresden, ungelaufen, ; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2016.1832.8,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/21d544ae-fd2c-40f6-999c-51f625440008 (zuletzt aktualisiert: 30.3.2025)