
Autograph: Billet von Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein
Datierung
02.1781
Verfasser
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Empfängerin
Charlotte von Stein (1742-1827)
Geografischer Bezug
Weimar, Thüringen, Deutschland
Material
Papier; Tinte
Technik
handschriftlich
Blattmaß (b x h)
200 x 120 mm
Systematik
Archivalien/Archiv MK Frankfurt/D - Sammlungen/D 1 Autografensammlung
Transkription
Ein Zeychen kann in zweyerley Bedeutungen
genommen werden, so ists hier.
Mein Handschuh hat Ihnen die heimliche
Anwesenheit eines guten Freundes
verkündigt und so hat er ausgedient
und kehrt in Friede zurück.
Ich hätte gestern noch bleiben und wiederkommen
sollen, es beherrschten mich
aber nicht die freundlichsten Geister
G
genommen werden, so ists hier.
Mein Handschuh hat Ihnen die heimliche
Anwesenheit eines guten Freundes
verkündigt und so hat er ausgedient
und kehrt in Friede zurück.
Ich hätte gestern noch bleiben und wiederkommen
sollen, es beherrschten mich
aber nicht die freundlichsten Geister
G
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2.130
Goethes Billett ist ein Beispiel für die im Bürgertum verbreiteten kurzen Mitteilungen, die Anfang des 18. Jahrhunderts beliebt werden. Er selbst gehört zu den eifrigsten Billett-Verfassern. Mit diesem Vorläufer der SMS werden kurze, intime Nachrichten häufig einer Liebesgabe beigelegt und durch einen privaten Boten überbracht.
Im Februar 1781 hinterlässt Goethe bei Charlotte von Stein ein Paar Handschuhe als Liebespfand. Sie schickt ihm diese zurück, er wiederum dankt mit einem kurzen Brief, einem Billett. Darin beschreibt er den inneren Widerspruch des Briefeschreibens:
Liebende können sich zwar austauschen, aber nicht zusammen sein. Wie können sie diesen Zustand aushalten?
Goethe und Frau von Stein schreiben einander zehn Jahre lang unzählige Briefe, oft nur in Form solcher Kurznachrichten. Manchmal schreibt der Dichter mehrmals am Tag. Er spricht sogar von einer »Billett-Kranckheit«, die ihn befallen habe. Mit niemandem sonst korrespondiert Goethe häufiger als mit Charlotte.
Und so tun es auch andere. Das 18. Jahrhundert wird zum Jahrhundert des Briefes. Dank allgemeiner Schulpflicht lernen immer mehr Deutsche lesen und schreiben und können so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Im Februar 1781 hinterlässt Goethe bei Charlotte von Stein ein Paar Handschuhe als Liebespfand. Sie schickt ihm diese zurück, er wiederum dankt mit einem kurzen Brief, einem Billett. Darin beschreibt er den inneren Widerspruch des Briefeschreibens:
Liebende können sich zwar austauschen, aber nicht zusammen sein. Wie können sie diesen Zustand aushalten?
Goethe und Frau von Stein schreiben einander zehn Jahre lang unzählige Briefe, oft nur in Form solcher Kurznachrichten. Manchmal schreibt der Dichter mehrmals am Tag. Er spricht sogar von einer »Billett-Kranckheit«, die ihn befallen habe. Mit niemandem sonst korrespondiert Goethe häufiger als mit Charlotte.
Und so tun es auch andere. Das 18. Jahrhundert wird zum Jahrhundert des Briefes. Dank allgemeiner Schulpflicht lernen immer mehr Deutsche lesen und schreiben und können so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Zitiervorschlag
Autograph: Billet von Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein , 02.1781; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2.130,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/14f2311c-b619-43c1-8791-1353c8b18402 (zuletzt aktualisiert: 13.1.2025)