Bezug Darstellung
1794 - 1850
Stecher
Theodor Maximilian Georg Götz
Verleger
Friedrich Justin Bertuch (1747 - 1822)
Maler des Originals
Johann Lorenz Boeckmann (1741 - 1802)
Geografischer Bezug
Paris
Geografischer Bezug
Lille
Geografischer Bezug
Frankreich
Herstellungsort
Weimar
Blattmaß (b x h)
179 x 234 mm
Systematik
Kunst/Druckgrafik/Tiefdrucke/Kupferstich
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
Signatur
"T. Götz f." (unten rechts)
Beschriftung
"Verm. Gegenstände XLI. Melanges XLI. Misc.Subj. XLI. Miscellan XLI." (oben)
Beschriftung
"Fig. 1." , "Fig. 2." (über der jeweiligen Abbildung)
Schlagworte
Frankreich, Paris, Lille, Deutschland, Weimar, Bertuch, Friedrich Justin, Optische Telegrafie, Kinderliteratur, Chappe, Claude
1790 beginnt der Weimarer Verleger Ferdinand Justin Bertuch mit der Herausgabe seines »Bilderbuch für Kinder«, das als erste Kinder-Enzyklopädie in Deutschland zu einem der meistgelesenen und zu Lehrzwecken eingesetzten Kinderbuch avanciert.
Aus dem vierten Band stammt der ganzseitige Kupferstich (Tafel 41). Die zugehörigen Textseiten beschreiben die Funktionsweise des optischen Telegrafen in Frankreich, wo im April 1794 der Probebetrieb auf der ersten Linie zwischen Paris und Lille (alter Name: Ryssel) beginnt. Der Stich zeigt links die Endstation der französischen optischen Telegrafenlinie auf dem Pavillon D'Horloge auf dem Louvre in Paris. Rechts daneben wird ein schematischer Schnitt durch die Station in Lille dargestellt, die die inneren Abläufe und grob die Mechanik der Apparatur zeigt. Der Text erklärt im Detail die Abläufe in der Station, die von vier Personen besetzt ist: ein »Offiziant« beobachtet durch das Fernrohr auf dem Dach die benachbarte Station, gibt das dort Gesehene an den unter ihm sitzenden »Secretär« weiter, der alles protokolliert. Zentral steht der »Maschinist« und stellt den Telegrafen ein nach den Anweisungen einer vierten Person, die laut Text mit dem bereits genannten »Secretär« identisch ist.
Die bisher ungekannte Schnelligkeit der Nachrichtenübermittlung durch den Telegrafen sorgt schon nach wenigen Wochen in ganz Europa für helle Aufregung und weckte allerorten ein großes Interesse an dem neuen Kommunikationsmittel. Im August beginnen auch im deutschsprachigen Raum Zeitungen über das neue Phänomen zu berichten.
Bereits im Oktober 1794 erscheint der »Bericht eines Augenzeugen«, der bei der Lesung einer telegraphischen Depesche im Nationalkonvent in Paris anwesend gewesen sein will. Seine Darstellung vom Pavillon D'Horloge des Louvre mit dem Telegrafenaufbau auf dem Dach ist die erste bildliche und textliche Detail-Darstellung des französischen Telegrafen. Sie wird danach so häufig aufgelegt, kopiert und weiterverarbeitet, dass sie bis heute sicher das populärste Motiv zur optischen Telegrafie in der deutschsprachigen Literatur geworden ist. Zum Bildmotiv und zum »Bericht eines Augenzeugen« vgl. auch die Bemerkungen zu einer weiteren Grafik unter Inv.Nr. 4.2012.695.
Der deutsche Mathematiker und Karlsruher Professor Johann Lorenz Boeckmann veröffentlicht kurz darauf im Dezember 1794 sein Buch »Versuch über Telegraphic und Telegraphen«. Seine dritte Abbildung (Tab. III) im Buch orientiert sich eng an der Darstellung des Augenzeugenberichts und ergänzt die Außensicht der Louvre-Station mit einem schematischen Schnitt der Station in Lille. Bertuch, der die aktuellen Presse- und Buchprodukte zum optischen Telegrafen gut kennt, lässt Boeckmanns Abbildung von seinen Grafikern für das Bilderbuch kopieren.
Zitiervorschlag
kolorierter Kupferstich mit Darstellung des optischen Telegrafen auf dem Louvre in Paris und in Ryssel (Lille) aus Bertuchs "Bilderbuch für Kinder" , um 1804; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.12840.1,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/124e7fbe-b4c1-4d50-992d-881ae344afd7 (zuletzt aktualisiert: 13.0.2025)