Hersteller
Creed & Co Ltd. (1912, ab 1928 Tochter von ITT)
Verwender
Deutsche Reichspost (1918 - 1945)
Material
Metall; Kunststoff; Textil
Farbe
schwarz; grau; messingfarben
Objektmaß (b x h x t)
620 x 230 x 305 mm
Systematik
Telegrafie/Seekabel-Telegrafie/Lochstreifenstanzer für Kabelschrift
Telegrafie/Morsetelegrafie/Lochstreifenstanzer für Morseschrift
Firmenschild
PATENTIERT // CREED & Co Ltd. // LONDON // UK PATENT Nos 165820/19 // 165821/19 // No 0377
Firmenschild
[WW] WILSON - WOLF ENGINEERING Co Ltd // No C3044 // 1100 R.P.M. // 6 HOUR // RATING // SH // WOUND // B.H.P. I/8 // VOLTS 200/110 // AMPS I 46 (oben)
Frederick G. Creed konstruierte 1902 ein "Hochgeschwindigkeits-Morse-System", mit dem der gesamte Prozess der Vorbereitung, des Sendens und des Empfangs von telegrafischen Nachrichten im Morsecode automatisiert wurde. Es bestand aus einem Lochstreifenstanzer (Perforator) mit Tastatur zum Vorbereiten der Lochstreifen, einem motorisierten Sender zum Abtelegrafieren der Lochstreifen, einem Empfangslocher (Reperforator) zum Stanzen der empfangenen Nachrichten auf Lochstreifen und einem Drucker, der die Lochstreifen mit den empfangenen Morsezeichen in Klartext auf Papierstreifen ausdrucken konnte (Streifendrucker).
Tastenlocher nach dem System Creed erleichterten die Arbeit beim Erfassen der aufgegebenen Telegramme: Mit einer Schreibmaschinentastatur wurde der Text der Nachricht eingetippt und als Morsezeichen zweireihig in einen Papierstreifen gestanzt – wie beim Wheatstone-System für Wechselstromtelegrafie auf Unterseekabeln. Löcher in der oberen Reihe bedeuten Punkte, in der unteren dagegen Striche. Eine mittlere Lochreihe mit kleinen Löchern dient zum Vorschub des Streifens. Die Tastenlocher konnten von ungelernten Kräften bedient werden; auch konnten mehrere Personen gleichzeitig Telegramme erfassen. Die langen Streifen mit den eingestanzten Telegrammen wurden - oft auch aneinandergeklebt - über Streifengeber eingelesen und mit einem Vielfachen der normalen Sendegeschwindigkeit abtelegrafiert.
Das britische General Post Office erwarb 1902 die ersten Geräte, gefolgt von verschiedenen Zeitungen, bevor 1920 die britische Nachrichtenagentur Press Association ein landesweites Netz mit Creed-Empfängern und -Druckern in den Redaktionen fast aller britischen Zeitungen aufbaute.
Der Reperforator wurde als Empfangslocher benötigt, um den empfangenen Text erneut als Lochstreifen ausgeben zu können. Diesen konnte man erneut abtelegrafieren, etwa auf Unterseekabeln, die ebenfalls mit Wechselstromtelegrafie arbeiteten. Auch wurde der Reperforator benötigt, um mit diesen Lochstreifen den empfangenen Text auf den Druckern von Creed ausgeben zu können. Dieses Empfangslocher gehört zu dem Creed-Streifendrucker Inv.-Nr. 3.0.2469 in unserer Sammlung.
In Deutschland wurden die Creed-Geräte ab 1925 vor allem in der Funktelegrafie eingesetzt. Allerding zeigte sich, dass die Drucker anfällig für Übertragungsfehler waren. Atmosphärische Störungen, Fading oder Interferenzen verzerrten die Funksignale, so dass sie vom Mechanismus nicht mehr zuverlässig erkannt wurden. Daher nutzte man in der Funktelegrafie ganz überwiegend Undulatoren oder Recorder als Empfangsgeräte. Deren Wellenlinienschrift musste zwar manuell übertragen werden, wurde aber vom Telegrafenpersonal aber auch bei verzerrtem Empfang zuverlässig erkannt.
Dieses Gerät diente daher zusammen mit dem Drucker 3.0.2469 eher dem Empfang über Kabel, etwa in einer Seekabelendstelle.
Zitiervorschlag
Lochstreifenempfänger / Empfangslocher "Receiving Perforator / Reperforator No. 7W/3" für Lochstreifen in Morseschrift, ab 1925; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2013.767,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/fe78fe7f-6c8a-4fb3-a1d2-cb29ac7b3f5c (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)