Der Stammvater der Malerfamilie Adam wurde 1786 in Nördlingen geboren und starb 1862 in München. Zunächst verdiente Albrecht Adam seinen Lebensunterhalt als Konditor, besuchte jedoch später die Zeichenakademie in Nürnberg. Seine Ausbildung als Maler vollendete er von 1807 bis 1809 in München. 1809 nahm er am Feldzug gegen Österreich teil. Im Herbst des gleichen Jahres wurde er zum Hofmaler Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien, ernannt. Von 1809 bis 1812 lebte und arbeitete er in Mailand. Er beteiligte sich 1812 am Feldzug gegen Russland und kehrte 1815 nach München zurück. 1848/49 nahm der Schlachten-, Porträtmaler und Lithograf am Feldzug gegen Sardinien teil.
Auf einem edlen Apfelschimmel sitzt ein bayerischer Poststallmeister in Galauniform: weiße Hose, schwarze, hohe Stiefel mit Sporen, ein leuchtendblauer Rock mit langen Schößen und silbernen Epauletten und ein schwarzer Zweispitz. Passend dazu trägt das Pferd unter dem Sattel eine blaue Schabracke mit silberner Borte. Die Haltung von Pferd und Reiter ist sehr repräsentativ. Das Pferd ist im Profil mit Blick nach rechts gezeigt. Kopf und Schweif trägt es hoch erhoben und trabt elegant auf der Stelle. Der Reiter sitzt sehr gerade mit fast gestreckten Beinen und hält die Zügel locker in der linken Hand. Die Rechte stützt er auf den Oberschenkel, Kopf und Oberkörper wendet er dem Betrachter zu. Das Pferd weist mit großen Augen und hervortretenden Adern Merkmale eines edlen Vollblüters auf.
Im Mittelgrund sind von rechts kommend zwei galoppierende Postillione in blauem und rotem Rock zu sehen, sowie eine sechsspännige Postkutsche, vor einer am Horizont auszumachenden Stadtansicht von Nürnberg. Die Landschaft ist recht karg und mehr als die Hälfte der Bildhöhe wird von einem bewölkten Himmel eingenommen.
Pferd und Reiter sind sehr detailgenau mit feinen Pinselstrichen gemalt; die Landschaft vorne hingegen mit pastosem und kräftigerem Farbauftrag. Reiter, Kutsche und Stadt im Hintergrund sind eher skizzenhaft mit kleinen Pinselstrichen ausgeführt, sie tauchen aus dem Dunst auf. Vermutlich handelt es sich um ein Reiterbildnis, das der bislang noch nicht identifizierte Dargestellte beim Künstler in Auftrag gab. Darauf deutet die Platzierung im Vordergrund vor einer idealtypischen Hintergrundkulisse und die akzentuierte Lichtführung hin.
Typisch für die Malweise Albrecht Adams sind die detaillierte Ausführung von Stofflichkeiten und der weitläufige Landschaftshintergrund, untypisch ist jedoch die steife Haltung des Reiters. Möglicherweise handelt es sich um eine Gemeinschaftsarbeit oder um ein Werk aus dem Umkreis Adams. Es sind einige Gemälde bekannt, die in Gemeinschaftsarbeit mit seinen Söhnen und mit dem Bildnismaler Joseph Stieler entstanden wie die Bildnisse von »Carl Prinz von Bayern zu Pferd« von 1817 und »Carl Philipp Fürst von Wrede zu Pferd«, um 1820. Ein Bild von Benno Raffael und Emil Adam, dem Sohn und Enkel Albrecht Adams von 1869, »Die Lippspringer Jagdgesellschaft«, zeigt in der Mitte des Bildes einen Reiter in derselben Haltung und mit ähnlichen Proportionen wie in dem Gemälde des Bayerischen Poststallmeisters.
Zitiervorschlag
Gemälde "Bayerischer Poststallmeister in Galauniform zu Pferde vor Nürnberger Stadtansicht und Postillione und Postkutschen", 1830 - 1840; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 5.2002.442,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/fcfeb061-366d-4b60-8f90-8587e738b560 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)