Der Künstler und Autor Werner Büttner wurde 1954 in Jena geboren. Seit 1977 lebt und arbeitet er in Hamburg. Der künstlerische Autodidakt hat seit 1990 eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne.
Werner Büttners Gemälde »Mutwillig zerstörte Telefonzellen« entstammt einer bedeutenden Phase der künstlerischen Entwicklung, während der Künstler in einer Ateliergemeinschaft mit Albert Oehlen in Berlin arbeitete.
Im dunklen Bildraum, der durch die Diagonalkomposition und den Anschnitt des Bildmotivs Tiefenzug suggeriert, erstrahlen in changierend-kräftigen, mit Orange vermischten Gelbtönen zwei Telefonzellen. Querlaufend überkreuzte Klebebänder zeigen an, dass diese Zellen »mutwillig zerstört« wurden. Aus der Untersicht gezeigt, erhalten die Telefonzellen Monumentalität und zugleich Symbolcharakter, Mahnmalen gleich, die sich vor den Augen des Betrachters bedrohlich erheben. Durch die leuchtende Malweise erlangen sie geheimnisvolle, fast sakrale Schönheit wie Funkelsteine, erhaben wie Ikonen der Zivilisation. Das Gemälde zeichnet sich durch die für diese Zeit typische Malweise aus, indem mit gestischem, teils gemaltem, teils gespachteltem Duktus die Farbe schnell und heftig auf die Leinwand gebracht wird. Charakteristisch ist eine reduzierte, tonige Farbpalette fern der Buntheit der sogenannten »jungen Wilden«, die mit Büttner und seinen Freunden Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Georg Herold zusammen ausstellten.
Motiv und künstlerische Umsetzung sind beispielhaft für Werke dieser Zeit: Alltägliche Eindrücke und kritische Themen erhalten durch den eindringlichen Umgang mit Farbe, Komposition und Raum eine intensive Wirkung. Bewusst ergeben sich inhaltliche Widersprüche in der Malerei; in vielen Werken schwingen Ironie, Sarkasmus, sogar Zynismus mit. Der Widerspruch besteht hier in der Wiedergabe des banalen Bildgegenstands der Telefonzelle und ihrer monumentalen, nahezu denkmalshaften und farblich suggestiven Inszenierung. Zu seiner Intention äußerte Werner Büttner in einem Brief an das Museum für Kommunikation Frankfurt vom 5. Januar 2001: »Was ich damals herstellte, erklärte ich mir selbst als ‚Sozialstaatimpression‘, d. h. ich suchte Sujets, welche Wirklichkeit und Ideologie der Zeit transportieren konnten. In meinem Buch ‚Schrecken der Demokratie‘ ist die Zeichnung einer zerstörten Telefonzelle mit dem Text; ‚Der Haß des Lumpenproletariats gilt seltsamerweise den Telefonzellen‘, eine verhaltene Klage also. Und ein Freund von mir sagte, ‚das Bild sei ein zarter Appell, mit den Dingen pfleglicher umzugehen.‘ Auch das ist wohl richtig.«
Zitiervorschlag
Gemälde "Mutwillig zerstörte Telefonzellen", 1982; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2001.656,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f9a6566b-2b7e-48f6-8a46-be248e2f77dc (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)