Nach seiner Pensionierung begann Rudolf Dietz, ehemaliger Mechaniker der Degussa, aus ausgedienter, kaputter Medientechnik Fahrzeugmodelle herzustellen. Das Spektrum reichte von Schiffen wie Fähren oder Flugzeugträgern über komplette Züge, LKWs, Nutzfahrzeuge wie Gabelstapler oder Straßenwalzen bis zu Luftfahrzeugen. Die Verarbeitung ist dabei ausgesprochen sorgfältig und qualitativ hochwertig. Jedes dieser Fahrzeuge hatte batteriebetriebene Funktionen, von der Beleuchtung oder dem Drehen beweglicher Teile bis zum Antrieb. Nicht nur die Außenverkleidung, auch das funktionale Innere ist dabei aus alter Medientechnik gefertigt. Noch zu erkennen sind die Blende einer Stereoanlage, Klappen von Videorecordern, Zahnräder, Antriebsrollen und sonstige Räder aus Tonbandgeräten und Videorecordern und wiederverwertete LEDs aus allen möglichen Mediengeräten. Die ganze Verwand-, und Nachbarschaft hat ihm ihre ausgediente Technik gegeben. Der Kellerverschlag des Mietshauses war zu diesem Zwecke zu einer richtigen "Man-Cave" ausgebaut worden, die Besucher auch nur nach Klingeln betreten durften. Im Jahr 1998 stellte er die Modelle im Foyer der Degussa aus. Insgesamt hat er bis zu seinem Tod im Jahr 2020 etwa 40 solcher Modelle geschaffen, die sinnbildlich für die Anfälligkeit und Nachnutzung solcher Technik stehen sowie für das zunehmende Problem der Entsorgung von Elektroschrott.
Bei diesem etwa 50 cm langen Schiff, das einem Ausflugsschiff, wie es etwa auf dem Rhein oder Main fährt, nachempfunden ist, sind die verarbeiteten Materialien noch deutlich erkennbar, die Blenden der Stereoanlage Nordmende SCP 7020 bilden die Fensterreihen, elektrische Bauteile dieser Anlage die Aufbauten und das Gehäuse den Rumpf und die Außenhaut.
Zitiervorschlag
Modellschiff hergestellt aus Elektroschrott, 1990er Jahre; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2020.784,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f5d55fea-1104-47a0-b7c1-d55e86fc034c (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)