Hersteller
VEB Steremat "Hermann Schlimme" (um 1948 - 1990)
Auftraggeber
Zentrales Chiffrierorgan ZCO (Ministerium für Staatssicherheit MfS, Abteilung XI) (1950 - 1990)
Farbe
Metall; Kunststoff; Papier
Gewicht
131 kg (Gesamtgewicht)
Systematik
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Verschlüsselungsmaschinen/Elektronische Chiffriermaschinen
Inventar-Nr.
4.2012.1091.0
Bei der T-310/50 handelte es sich um eine Chiffriermaschine zur Chiffrierung von Fernschreiben, die ab 1973 in der DDR entwickelt und von 1982 bis 1990 eingesetzt wurde. Insgesamt wurden ca. 3700 Geräte im VEB Steremat Berlin »Hermann Schlimme« gebaut. Die T-310/50 wurde unter anderem vom MfS, dem Innenministerium der DDR, der Volkspolizei, dem Ministerrat der DDR, dem Ministerium für Nationale Verteidigung, der FDJ, dem FDGB, in Kombinaten und Betrieben der DDR sowie vom Zentralkomitee der SED genutzt.
Die T-310/50 ist eine elektronische Chiffriermaschine, deren Funktionen in der Hardware mittels logischer Gatter und Flipflops realisiert sind. Der Kodeumsetzer, der nach dem Chiffrieren die Steuerzeichen des Telegraphenalphabets wie Wagenrücklauf oder Zeilenvorschub durch zwei Buchstaben ersetzt und diese Ersetzungen vor dem Dechiffrieren wieder rückgängig macht, ist als Softwarefunktion eingebaut. Der chiffrierte Text konnte über Funkfernschreib- oder Fernschreibleitungen sowie über Telegrafie oder Telefonie übertragen werden.
Der Chiffrieralgorithmus der T-310/50 hatte in der DDR den Codenamen ARGON. Bei ARGON handelte es sich um eine symmetrische Stromchiffre mit einem 240 Bit langen Schlüssel (Zeitschlüssel) und einem 61 Bit langen Initialisierungsvektor (Spruchschlüssel). Der Zeitschlüssel wird über eine Lochkarte eingelesen und wöchentlich gewechselt. Der Spruchschlüssel wird für jede zu chiffrierenden Nachricht durch die Maschine selbst über einen physikalischen Zufallsgenerator erzeugt. Der Spruchschlüssel wird im Klartext übertragen und stellte sicher, dass trotz Verwendung des gleichen Zeitschlüssels jede Nachricht individuell chiffriert wird.
Den Kern von ARGON bildete ein kryptographisch sicherer Pseudozufallsgenerator, der zur Chiffrierung bzw. Dechiffrierung eines jeden 5-Bit langen Zeichens insgesamt 13 Bits liefert. Die ersten fünf davon werden mit dem Klartext bitweise per XOR-Operation (exklusives ODER) verknüpft. Das Ergebnis dieser XOR-Operation wurde in einem linear rückgekoppelten Schieberegister (LFSR) gespeichert. Die Bits 7 bis 11 der Ausgabe des Pseudozufallsgenerators bestimmten dann die Anzahl der Schritte, um die das LFSR rotiert wird. Der Inhalt des LFSR wird danach als Ergebnis der Chiffrierung ausgegeben.
In der DDR betrachtete man ARGON als Chiffrierverfahren mit garantierter kryptologischer Sicherheit, woraus die Verwendbarkeit bis zur zweithöchsten Geheimhaltungsstufe Geheime Verschlusssache folgte. Das Gerät sollte bis 2005 verwendet werden.
Zitiervorschlag
Chiffriergerätesystem T310/50 "ARGON" mit Grundgerät, Bediengerät, Stromversorgung und Kabelsatz, 1982 - 1990; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2012.1091.0,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f48f07ac-a77d-4207-a097-5e18def67149 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)