Brigitte Kowanz wurde 1957 in Wien geboren. Sie studierte 1975 bis 1980 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. 1979 bis 1984 arbeitete die Künstlerin mit Franz Graf. Seit 1997 hat sie eine Professur an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien inne.
Brigitte Kowanz' Diptychon »Information-Transformation« verschlüsselt via Morsealphabet die Botschaft des Titels. Die Information wird zweifach chiffriert und transformiert, zum einen durch Morsezeichen, zum anderen in der Wahrnehmung des Betrachters durch den Veränderungsprozess des fluoreszierenden Lichtes je nach räumlichem Standort und Tageszeit. Mit Morsezeichen schreibt Brigitte Kowanz Worte oder Sätze, die vom Phänomen »Licht« handeln. Die inhaltliche Aussage wird in Licht übersetzt und über das Licht rückübersetzt, sie erscheint doppelt, so dass sich in einer Art tautologischem Verfahren die verbale und die optische Aussage verbinden.
Das Lichtobjekt zählt zu einer Reihe von Werken, die sich aus hochrechteckigen Acrylglaskästen in Diptychen oder Triptychen zusammensetzen. Die Kästen sind so bearbeitet, dass sie in Buchstaben des Morsealphabets verschlüsselte Botschaften zum Thema »Licht« im kommunikativen Prozess übermitteln: Die Titel der Objekte sind gleichzeitig die Wörter oder Sätze, die verschlüsselt durch die Auslassungen in der Vorderseite der Kästen in Blau oder Gelb in Morsezeichen scheinen. Durch die Installation von Leuchtstofflampen und Fluoreszenzfarbe im Inneren leuchten die Kästen und ihre Botschaften geheimnisvoll. Brigitte Kowanz' Arbeit an der Werkgruppe begann mit Lichtbildern, die mit Leuchtfarben auf Transparenzpapier gemalt und mit fluoreszierendem Licht bestrahlt wurden. Dabei werden wechselseitige Prozesse sichtbar, indem sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Bildmedien auflösen. Es entsteht Raum-Malerei im Wandel von Licht und Schatten.
Der Einsatz des Morsealphabets ist im historischen wie übertragenen Sinne zu begreifen. Mit dem von Samuel Morse 1838 erfundenen elektromagnetischen Schreibtelegrafen war man erstmals in der Lage, Nachrichten ohne Verzögerung über große Entfernungen zu übermitteln. Die Zeichen des Morsealphabets als konstitutiver Bestandteil der Botschaften von Kowanz' Lichtkunst erinnern an die enge Verbindung Morses, der gleichzeitig als Maler tätig war, zur Kunst.
Der Umgang mit Licht in allen Werken von Brigitte Kowanz ist vielgestaltig. So nutzt sie eine große Bandbreite alltäglicher Gegenstände, die Licht geben oder verkörpern. Neonröhren und Fernseher, Diaprojektoren, Glas und Steckdosen können Bausteine ihrer Arbeit sein. Wie in »Transformation-Information« enthalten ihre Werke Codierungen, nicht nur in Form des Morsealphabets, sondern auch von Buchstaben, Zahlen und visuellen Elementen der Massenkommunikation. Licht versteht sich stets gleichermaßen als Grundelement des Sehens wie als bildlich-sprachliches Konstrukt.
Zitiervorschlag
Lichtinstallation "Information-Transformation / Transformation-Information", 2000; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2000.944,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f45bcf62-1391-4d85-ab72-a7f132da0f8b (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)