Die Figur zeigt einen Postillion in blauem Rock mit gelben Aufschlägen und hellgelber Hose, der Posthorn blasend auf einem Schimmel sitzt, der sich aufbäumt. Vor und unter ihm eine Weltkugel, auf deren einheitlich blaßgelb bemalten Kontinenten die Gebirge braun hervorgehoben sind. Auf der Bodenplatte ist seitlich der Name des Modelleurs "C. TAUSCH" zu lesen. Auf der Basis der Figur befindet sich ein NS-Adler mit Hakenkreuz. Die Figur unterscheidet sich in ihrer Farbgebung deutlich von einer anderen im Besitz der Museumsstiftzung befindlichen Fassung (Inv.-Nr. 3.0.1548).
Die Plastik wurde als Ehrengabe angefertigt zum Europäischen Postkongreß Wien, 1942. Dieser wurde am 12. Oktober 1942 durch den nationalsozialistischen Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge in Wien eröffnet. Ziel des Kongresses war die Gründung eines Europäischen Postvereins innerhalb des Weltpostvereins zur Vereinheitlichung der Gebühren auf dem Gebiete des Post- und Fernmeldewesens. Eingeladen wurden mit Deutschland befreundete und verbündete bzw. neutrale Postverwaltungen Europas. Teilgenommen haben jedoch weder die neutralen Staaten noch die Kriegsgegner Deutschlands und Italiens.
Von der Deutschen Reichspost waren u.a. Sonderbriefmarken, eine Sonderpostkarte und ein Kongress-Sonderstempel für Wien vorgesehen. Sonderpostämter wurden für die Teilnehmer und die Öffentlichkeit eingerichtet. Wiederkehrendes Motiv auf den Veröffentlichungen war ein sich über einer Weltkugel aufbäumender Schimmel in dessen Sattel ein auf dem Posthorn blasender Postillion saß.
Die Königlich Preußische Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) wurde mit der Anfertigung einer Porzellanfigur mit ebendiesem Motiv nach dem Entwurf des Bildhauers Kurt Tausch beauftragt. Die Herstellung erfolgte in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg.
Der Modelleur Kurt Tausch wurde am 6. September 1899 als Sohn eines Tischlermeisters in Königsbrück geboren. Sein Großvater war der letzte Postillion der sächsischen Post auf der Strecke Königsbrück - Dresden - Waldhof. Ein Onkel ermöglichte Tausch in eine Ausbildung als Gipsbildhauer und Stuckateur in Leipzig, wo er in der Kunstgewerbeschule bei Professor Stein die Fächer Anatomie, Porträt und figürliche Komposition belegte. 1917 wurde Tausch zum Militär eingezogen und blieb bis 1929 Berufssoldat bei der Reichswehr. Anschließend arbeitete er als Steinbildhauer in Bautzen.
Nach seiner Heirat zog er 1931 nach Dresden. Er arbeitete bei der Reichspost als Postbetriebsassistent und war nebenbei intensiv künstlerisch tätig. Er schuf Rennplastiken als Ehrenpreise für die größten Pferderennvereine in Dresden, Leipzig, Köln, Dortmund und Baden-Baden. Tierplastiken standen immer mehr im Mittelpunkt seines Schaffens. Die Porzellanmanufaktur Meißen ehrte ihn 1937 mit zwei 1. Staatspreisen. Auf Kunstausstellungen in Dresden, Berlin und München zeigte er Tierplastiken, Akte und ethnologische Plastiken. Für das Reichspostmuseum in Berlin schuf er – noch immer hauptberuflich im Postdienst – zwischen 1939 und 1941 rund 24 Plastiken mit historischen Postszenen aus der Zeit von 1640 – 1880. Nach seiner Zeit als Soldat im 2. Weltkrieg führte er seine künstlerischen Tätigkeiten in Königsbrück als freischaffender Künstler bis zu seinem Tod am 15. März 1969 fort.
Zitiervorschlag
Plastik "Postillion auf Pferd über der Weltkugel" für den Europäischen Postkongress Wien 1942, 1942; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.1929,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/f0eda02d-a821-400d-bb6f-0d24dbccb180 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)