Hersteller
Absender
Adressat
Komitee für die Gewerbeausstellung, Eichstätt, Königreich Bayern
Absender
Magistrats-Registrator, Straubing, Königreich Bayern
Geografischer Bezug
Straubing, Bayern, Deutschland
Geografischer Bezug
Eichstätt, Bayern, Deutschland
Laufweg
Straubing - Eichstätt
Blattmaß (b x h)
170 x 205 mm
Systematik
Philatelie/Briefe/Briefe
Markenart
Freimarke
Markentyp
Freimarke
Gesamtfrankatur
6 Kreuzer
Michel-Katalog
Bayern (Deutschland/Altdeutschland) Freimarke, Nr. 1
Entwertung
Vorderseite: zwei geschlossene Mühlradstempel mit Nummer "336" (Straubing), schwarz | Kreissegmentstempel (bo2z) "STRAUBING // 14 // 11", schwarz
Inhalt
Mit Briefinhalt (siehe Abbildung).
beschriftet
"An das // Comite für die Gewerbeausstellung // Eichstaett." (Vorderseite, mit Tinte/Tusche)
Schlagworte
Schwarzer Einser, Brief
Als das Königreich Bayern zum 1.11.1849 als erstes der alten deutschen Länder eigene Briefmarken einführte, konnte sicherlich noch niemand ahnen, dass die drei ersten deutschen Briefmarken einmal begehrte Sammlerobjekte werden würden. Drei unterschiedliche Werte gab die Königlich-Bayerische Post (damals noch eines von über vierzig Postunternehmen im Deutschen Bund!) an die Schalter: eine schwarze Ein-Kreuzer-Marke, eine blaue Drei-Kreuzer-Marke und eine braune Sechs-Kreuzer-Marke. Die Marken waren von Peter Haseney, dem Banknotengraveur der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in München, gestaltet worden. Der Druck fand in der Universitätsdruckerei von Johann Georg Weiss statt. Mit den im Buchdruck hergestellten Marken waren Briefe und Drucksachen je nach Gewicht der Sendung bzw. Entfernung des Zielortes freizumachen. Die schwarze Ein-Kreuzer-Marke, die es als »Schwarzer Einser« bei den Briefmarkensammlern zu einem fast legendären Ruf gebracht hat, war dabei für Sendungen im Ortsverkehr bzw. für Drucksachen vorgesehen. Da speziell die Drucksachen nach dem Erhalt häufig schnell fortgeworfen wurden, und wohl auch weil die Farbe der Ein-Kreuzer-Marke nach noch nicht einmal einem Jahr in »Rosa« geändert wurde, ist der »Schwarze Einser« relativ seltener als die beiden anderen Marken. Schon als einzelne Marke auf einem Brief oder Streifband ist er für viele Sammler ein schwer zu erfüllender Traum. Noch viel seltener (und entsprechend teurer) sind Briefe, auf denen nicht nur eine Marke, sondern gleich drei von ihnen kleben. Dies konnte beispielsweise vorkommen, wenn einem Postamt die eigentlich zu verwendenden blauen Drei-Kreuzer-Marken ausgegangen waren – man behalf sich dann mit einem Dreierstreifen des Schwarzen Einsers.
Eine umso größere Sensation war es deshalb für die philatelistische Fachwelt, als 1959 erstmals ein Brief auftauchte, auf dem sich ein Sechserblock des Schwarzen Einsers befand. Im Stadtarchiv des oberbayerischen Eichstätt waren Beamte und Angestellte am Ende diesen Jahres mit der Neuordnung und Bearbeitung alter Archivbestände beschäftigt, als dem zufällig anwesenden Archivdirektor eine Mappe in die Hände fiel, in der sich einige alte Korrespondenzen aus dem 19. Jahrhundert befanden. Zwar war der Amtsleiter kein Philatelist, doch erkannte er sofort, dass die Briefe mit den alten Briefmarken einen gewissen Wert haben müssten. Besonders ein Brief mit sechs Schwarzen Einsern darauf fiel ihm auf, und ein hinzugezogener Spezialist bestätigte ihm sofort die außergewöhnliche Bedeutung des Fundes, denn ein solcher Brief mit einem Sechserblock der berühmten Briefmarke war bis dahin noch nie (und ist seitdem auch nicht wieder) aufgetaucht. Der Faltbrief, der 1850 vom Magistrat der Stadt Straubing an das »Comité für die Gewerbeausstellung Eichstätt« adressiert wurde und einen geschäftlichen Inhalt hat, ist mit einem Halbkreisstempel aus Straubing versehen, der das Datum »14.11.« (1850) trägt. Der makellose Sechserblock mit den Schwarzen Einsern ist mit zwei klaren, geschlossenen, so genannten »Mühlradstempeln« mit der Nummer »336« entwertet.
Der Fund wurde schnell bekannt, und sicherlich hätten viele wohlhabende Sammler die nach seinem Fundort als »Eichstätt-Brief« berühmt gewordene Rarität gerne in ihre Sammlungen eingefügt. Zunächst jedoch sah die Stadt Eichstätt von einem Verkauf des spektakulären Stückes ab. Doch auch die Deutsche Bundespost war aufmerksam geworden, und 1969 konnte der damalige Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Dr. Werner Dollinger, den Brief von der Stadt Eichstätt für eine für die damalige Zeit sehr hohe, sechsstellige Summe für die philatelistische Sammlung der Bundespost erwerben. Diese Sammlung ist heute als »Archiv für Philatelie« Teil der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
Zusammen mit dem so genannten »Baden-Fehldruck« gehört der »Eichstätt-Brief« zweifelsohne zu den wertvollsten und berühmtesten Objekten der deutschen Philatelie und ist seit 1999 in der Schatzkammer des Berliner Museums für Kommunikation dauerhaft ausgestellt.
Zitiervorschlag
Brief von Straubing nach Eichstätt mit der Freimarke Bayern (Deutschland/ Altdeutschland) Nr. 1, "Eichstätt-Brief", 14.11.1850; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 2.2002.3417,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/ebd08764-c890-4155-b0ad-4cd3044025b5 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)