Dieser One-Time-Pad wurde 2015 in der Walldorfschule Rastatt, Ludwig-Wilhelm-Str. 10 aufgefunden. Vor der Nutzung als Schule (seit 1998) diente das Gebäude als Kaserne. Das Gebäude wurde 1910 auf dem Gelände der Ludwigsfeste als Ludwig-Wilhelm-Kaserne errichtet. Es beheimatet zunächst das Infanterie-Regiments Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badisches) Nr.111, nach 1918 das Infanterieregiment Nr. 111 (I. Bataillon). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kasernengelände unter dem Namen Canrobert bis 1996 von den französischen Streitkräften genutzt. Da die Wehrmacht soweit bekannt keine One-Time-Pads für die Verschlüsselung nutzte, stammt dieses Objekt mutmaßlich von der französischen Armee, auf Grund des Papiers wohl aus den 1950er Jahren.
Das One-Time-Pad (OTP) ist ein Verschlüsselungsverfahren, bei dem ein Schlüssel, der mindestens so lang wie die Nachricht ist, genau einmal verwendet wird. Hierfür werden lange Folgen aus Zufallszeichen benötigt, die typischerweise auf Papierblöcken abgedruckt waren. Das OTP-Verfahren ist informationstheoretisch sicher und kann nachweislich nicht gebrochen werden: Wenn der Schlüssel mindestens so lang ist wie die Nachricht, aus gleichverteilt zufälligen und daher unvorhersagbaren und in keinerlei Zusammenhang untereinander stehenden Zeichen besteht, geheim bleibt und nicht (auch nicht teilweise) wiederverwendet wird, ist ein verschlüsselter Text ohne Kenntnis des Schlüssels auch mit beliebig hohem Rechenaufwand nicht zu entschlüsseln.
Klassischerweise nutzt das OTP-Verfahren die 26 Großbuchstaben des Alphabets. Zur Verschlüsselung wird der Schlüssel zeichenweise mit dem Klartext kombiniert, d.h. üblicherweise zeichenweise addiert. Hierzu werden die Buchstaben zumeist entsprechend ihrer Position im Alphabet durchnummeriert, beispielsweise von 1 bis 26 (A=1, B=2, … Z=26).
So ist eine buchstabenweise Addition leicht möglich. Beispielsweise ergibt die Addition von A und F den Buchstaben G, entsprechend ihren Platznummern 1 + 6 = 7. Falls die Summe den Wert 26 überschreitet, so zieht man 26 ab und erhält so einen der 26 Alphabetbuchstaben. Beispielsweise X plus U entspricht 24 + 21 = 45, nach Abziehen von 26 ergibt sich 19 und damit der Buchstabe S.
Der im Ergebnis erhaltene Geheimtext ist – da der Schlüssel zufällig ist – von einem Zufallstext nicht zu unterscheiden. Allein die Kenntnis des Schlüssels erlaubt es, aus dem Geheimtext durch Subtraktion des Schlüssels wieder den Klartext zu gewinnen.
Das Problem des Verfahrens besteht nur darin, dass man genau so viele Schlüssel wie Nachrichten benötigt (und dies auch für sehr lange Nachrichten) und daher eine große Menge davon erzeugen, drucken und verteilen muss, ohne dass ein Gegner an eine Kopie gelang. Auch ist die Erzeugung wirklich zufälliger Zeichenfolgen nicht einfach, da oftmals in Folge mathematischer oder technischer Fehler Muster in den Zeichenfolgen entstehen, die sich nicht ohne weiteres feststellen lassen.
Zitiervorschlag
One-Time-Pad für Handverschlüsselung, 1950er Jahre; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2015.783,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/eb7d14f9-9d87-4faa-8dc8-ff89116c197c (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)