Hersteller
Hasbro Industries Inc. / Hasbro Inc. (gegr. 1923)
Vertrieb
MB Spiele [bis 1984 Markenname von Milton Bradley Co./ ab 1984 von Hasbro Inc.]
Traumtelefon bzw. Traum Telefon ist ein Spiel für Mädchen in der Pubertät, bei dem es darum ging, den richtigen Traumjungen zu finden und zu treffen. "Finde heraus, wer dich in diesem Spiel mit dem sprechenden Telefon mag!", verspricht die rosa-pinke Spieleschachtel, auf der zwei Mädchen in weiten Pullovern in die Kamera strahlen, dazu eine Menge Jungs mit Scheitelfrisur. Zentrales Element ist ein pinkes, schnurloses Spielzeugtelefon, das Hinweise auf den richtigen Jungen gibt. Die Spielmechanik entspricht der anderer Deduktionsspiele wie dem Detektivspiel Cluedo, bei dem die Mitspieler Hinweise so kombinieren müssen, dass sie zum richtigen Ergebnis oder in diesem Fall zum richtigen Traumboy führen.
Das Spielmaterial besteht neben einer Spielanleitung aus einem Telefon, 24 Fotokarten mit den Jungs, 12 Spezialkarten (Mithören, Auflegen, Lautsprecher), einem Block, vier Haltern für die Hinweisblätter, einem Spielbrett und einer Spielunterlage. Eine zweite Auflage des Spiels im Jahr 1997 enthielt als musikalische Untermalung eine CD mit den angesagten Boygroup-Hits des Jahres.
Zur Spielvorbereitung bekommt jede Mitspielerin ein Blatt des Notizblocks und einen Halter, in den sie dieses einstecken kann, sowie jeweils eine der drei Spezialkarten Mithören, Auflegen und Lautsprecher, die aufgedeckt vor den Mitspielerinnen abgelegt werden. Die Fotokarten mit den Traum-Boys werden gemischt und jede Mitspielerin bekommt drei dieser Karten, die ebenfalls offen ausgelegt werden. Die restlichen Karten kommen verdeckt auf die Spielunterlage. Eine Mitspielerin bekommt das elektronische Telefon und drückt »Neues Spiel«.
Die Startspielerin nimmt das Telefon und wählt einen der drei vor ihr liegenden Jungen mit so klingenden Namen wie Guido, Rainer oder Klaus aus, um diesen anzurufen. Sie wählt die Nummer auf der Karte und bekommt am Apparat einen gespeicherten Sprach-Hinweis. Sie trägt diesen auf ihr Blatt ein und vergleicht ihn mit den Bildern auf dem Spielbrett. Die benutzte Fotokarte wird abgelegt und die Spielerin bekommt eine neue Karte, danach gibt sie das Telefon weiter. Die Spielerinnen, die aktuell nicht an der Reihe sind, können vor dem Wählen jeweils einmal pro Spiel eine ihrer Spezialkarten einsetzen. Die zuerst gespielte Karte muss ausgeführt werden. So können alle Spielerinnen mithören, wenn auf dem Telefon die Taste »Sprechen« gedrückt wird. Bei der Karte »Laß jemanden mithören!« darf nur eine Mitspielerin mithören und gibt die Karte in den Besitz der aktiven Spielerin. Wird »Mami sagt auflegen« ausgespielt, muss die aktive Spielerin aussetzen. Sobald eine Spielerin glaubt, den Traumboy identifiziert zu haben, darf sie raten und drückt dafür die Ratetaste am Telefon und ruft den Traumboy an. Wenn die Vermutung richtig war, dann erklang der heißersehnte Satz: »Du liegst richtig, ich mag dich!«.
Das Spiel »Traum Telefon« wurde von Michael Gray entwickelt und 1991 unter dem Namen »Electronic Dream Phone« von der Milton Bradley Co. veröffentlicht. 1993 folgte diese Ausgabe auf Deutsch bei MB Spiele, wobei das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt bereits von Hasbro übernommen war. Das Spiel kostete in Deutschland 150,- DM, zu dieser Zeit ein ungewöhnlich hoher Preis.
Das Spiel ist ein Zeitzeuge der quietschig bunten Welt der 1990 Jahre, in der alles möglich schien. Es zeigt vor allem das in den Medien vermittelte Mädchen- und Frauenbild. Die soziale Zuschreibung typischer Geschlechtscharakteristika wird auch hier durch den immer gleichen Farbcode von Blau und Rosa sowie durch die spezifische Story transportiert, obwohl sich der Spielmechanismus genauso gut auf ein weniger offensichtliches geschlechtsspezifisches Thema übertragen ließe.
Das Spiel steht aber auch für die immer wieder stattfindende Verarbeitung von technischen Innovationen im Spiel. Ein schnurloses Telefon war für Privathaushalte Anfang der 1990er eine erstrebenswerte Anschaffung. Kinder eifern den erwachsenen Vorbildern nach und können sich so im geschützten Raum des Spiels ausprobieren.
Zitiervorschlag
Brettspiel "Electronic Traum-Telefon - Finde heraus, wer Dich in diesem Spiel mit dem sprechenden Telefon mag!" / Telefonspiel für Mädchen mit schnurlosem Telefon, 1992; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 5.2001.405,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/e7452f67-b5d7-4d58-a3f0-01a0fbaec450 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)