
Gemälde "Badischer Postillion"
Portrait des letzten Postillions der Posthalterei im Gasthauses zum Hirschen in Lörrach
Datierung
nach 1862
Maler
Reinhard Sebastian Zimmermann (1815 - 1893)
Bezug Darstellung
Großherzoglich Badische Post
Geografischer Bezug
Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland
Material
Öl auf Malkarton
Bildmaß (b x h)
171 x 231 mm
Rahmenmaß (b x h x t)
288 x 348 x 65 mm
Systematik
Kunst/Malerei/Gemälde
Signatur
R.S.Z (rechts oben)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.0.933
Reinhard Sebastian Zimmermann kam 1815 in Hagnau am Bodensee zur Welt und verstarb 1893 in München. Von 1840 bis 1843 studierte er an der Münchener Kunstakademie bei Julius Schnorr von Carolsfeld, Heinrich Maria von Hess und Clemens von Zimmermann. 1844 bis 1845 begab er sich auf Reisen nach Paris, England und Belgien. Nach einem Zwischenaufenthalt in Konstanz 1847 siedelte der Künstler nach München über.
Das kleinformatige Bild zeigt einen alten Postillion in der Uniform der Großherzoglich badischen Post mit gelbem Rock mit rotem Kragen und Schulterstücken, schwarzem Zylinder mit weißem Band und Posthorn mit gelb-roter Kordel. Obgleich der Dargestellte porträthafte Züge trägt, war lange nicht bekannt, ob es sich um ein Bildnis handelt. Anhand zweier Zeichnungen im Dreiländermuseum Lörrach konnte er jedoch als der letzte Postillion der Posthalterei des Gasthauses zum Hirschen in Lörrach identifiziert werden, von dem nur der Vorname »Sepp« überliefert ist und dass er aus Sasbach stammte.
Für die Darstellung wählte Zimmermann die Form des Brustbildnisses. Der Postillion ist vor einen einheitlich braunen Hintergrund gesetzt und blickt schräg aus dem Bild. Er trägt die typische gelbe Jacke mit den roten Schulterstücken und den Hut auf dem Kopf. Um die Schulter hat er das Posthorn geschnallt, das er mit seiner Linken umfasst. Auffällig ist der Ohrring. Mit der wettergegerbten, gebräunten Haut, der roten Nase und dem geöffneten zahnlosen Mund ist er von seinem Arbeitsalltag und harten Leben gezeichnet. Denn nach Eröffnung der Wiesentalbahn im Juni 1862, die Lörrach mit Basel verband, verlor Sepp seine Arbeit und wurde in seinen letzten Jahren zum Trinker. Seine Uniform scheint er jedoch weiterhin getragen zu haben - in seiner zu groß gewordenen Jacke scheint er nahezu zu versinken. Zugleich scheint er in ein warmes Licht getaucht, das von einer Lichtquelle außerhalb des Bildes auf ihn fällt und sich im Posthorn, am Rand des Zylinders und in den goldenen Knöpfen der Jacke spiegelt. Dadurch und durch die tonige Farbpalette in Braun und Ocker erhält die Darstellung eine intime, warme Atmosphäre, die an niederländische Vorbilder wie Adriaen van Ostade und David Teniers erinnert. Reinhard Sebastian Zimmermann wurde zu Lebzeiten vor allem durch seine Genreschilderungen des bayerischen und schwäbisch-badischen Bauern- und Kleinbürgerlebens geschätzt.
Das Motiv des alten Postillions entstand zu einer Zeit, als die Eisenbahn nach und nach die Postkutsche als Verkehrs- und Transportmittel verdrängte. Während die Postkutschenzeit in zahlreichen Werken romantisch verklärt wurde, zeigt dieses Gemälde ein realistischeres Bild. Der Bau der Wiesentalbahn von Basel über Lörrach nach Schopfheim schuf einen Anschluss an die badische Hauptbahn Richtung Karlsruhe und Mannheim und ging auf die Initiative des Lörracher Posthalters und Besitzers des Gasthauses zum Hirschen, Markus Pflüger (1824-1907) zurück, der sich in der badischen Revolution 1848 einen Namen gemacht hatte und später über Jahrzehnte Landtags- und Reichstagsabgeordneter war. In Lörrach wurde eine Post und Eisenbahnexpedition eingerichtet und die Fahrpost mit den Postkutschen weitgehend eingestellt. Sepp verlor so seine Arbeit und sein Auskommen. Auch die Posthalterei im Gasthaus zum Hirschen wurde aufgehoben, aber dadurch verlor Sepps Arbeitgeber Markus Pflüger nur den geringeren Teil seiner Einkünfte, gewann durch den allgemeinen Aufschwung eher noch dazu und blieb ein wohlhabender Mann.
Das kleinformatige Bild zeigt einen alten Postillion in der Uniform der Großherzoglich badischen Post mit gelbem Rock mit rotem Kragen und Schulterstücken, schwarzem Zylinder mit weißem Band und Posthorn mit gelb-roter Kordel. Obgleich der Dargestellte porträthafte Züge trägt, war lange nicht bekannt, ob es sich um ein Bildnis handelt. Anhand zweier Zeichnungen im Dreiländermuseum Lörrach konnte er jedoch als der letzte Postillion der Posthalterei des Gasthauses zum Hirschen in Lörrach identifiziert werden, von dem nur der Vorname »Sepp« überliefert ist und dass er aus Sasbach stammte.
Für die Darstellung wählte Zimmermann die Form des Brustbildnisses. Der Postillion ist vor einen einheitlich braunen Hintergrund gesetzt und blickt schräg aus dem Bild. Er trägt die typische gelbe Jacke mit den roten Schulterstücken und den Hut auf dem Kopf. Um die Schulter hat er das Posthorn geschnallt, das er mit seiner Linken umfasst. Auffällig ist der Ohrring. Mit der wettergegerbten, gebräunten Haut, der roten Nase und dem geöffneten zahnlosen Mund ist er von seinem Arbeitsalltag und harten Leben gezeichnet. Denn nach Eröffnung der Wiesentalbahn im Juni 1862, die Lörrach mit Basel verband, verlor Sepp seine Arbeit und wurde in seinen letzten Jahren zum Trinker. Seine Uniform scheint er jedoch weiterhin getragen zu haben - in seiner zu groß gewordenen Jacke scheint er nahezu zu versinken. Zugleich scheint er in ein warmes Licht getaucht, das von einer Lichtquelle außerhalb des Bildes auf ihn fällt und sich im Posthorn, am Rand des Zylinders und in den goldenen Knöpfen der Jacke spiegelt. Dadurch und durch die tonige Farbpalette in Braun und Ocker erhält die Darstellung eine intime, warme Atmosphäre, die an niederländische Vorbilder wie Adriaen van Ostade und David Teniers erinnert. Reinhard Sebastian Zimmermann wurde zu Lebzeiten vor allem durch seine Genreschilderungen des bayerischen und schwäbisch-badischen Bauern- und Kleinbürgerlebens geschätzt.
Das Motiv des alten Postillions entstand zu einer Zeit, als die Eisenbahn nach und nach die Postkutsche als Verkehrs- und Transportmittel verdrängte. Während die Postkutschenzeit in zahlreichen Werken romantisch verklärt wurde, zeigt dieses Gemälde ein realistischeres Bild. Der Bau der Wiesentalbahn von Basel über Lörrach nach Schopfheim schuf einen Anschluss an die badische Hauptbahn Richtung Karlsruhe und Mannheim und ging auf die Initiative des Lörracher Posthalters und Besitzers des Gasthauses zum Hirschen, Markus Pflüger (1824-1907) zurück, der sich in der badischen Revolution 1848 einen Namen gemacht hatte und später über Jahrzehnte Landtags- und Reichstagsabgeordneter war. In Lörrach wurde eine Post und Eisenbahnexpedition eingerichtet und die Fahrpost mit den Postkutschen weitgehend eingestellt. Sepp verlor so seine Arbeit und sein Auskommen. Auch die Posthalterei im Gasthaus zum Hirschen wurde aufgehoben, aber dadurch verlor Sepps Arbeitgeber Markus Pflüger nur den geringeren Teil seiner Einkünfte, gewann durch den allgemeinen Aufschwung eher noch dazu und blieb ein wohlhabender Mann.
Zitiervorschlag
Gemälde "Badischer Postillion", 1870; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.933,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/e46aae07-7bbf-4854-9c85-34859d6f6226 (zuletzt aktualisiert: 25.5.2025)