Katalog des Reichspostmuseums, Berlin 1897, S. 87/88
"Eine Sammlung von 175 Briefen italienischen Ursprungs aus den Jahren 1584 und 1585 in italienischer, französischer und deutscher Sprache, meistens Privatbriefe, nach Cöln, Aachen, Antwerpen, Lüttich, Osnabrück und verschiedenen Orten in Flandern, darunter mehrere für die spanische Besatzung bestimmt. Die Sammlung ist im Jahre 1889 in Frankfurt (Main) bei Umzuge des Amtsgerichts II in das neue Gerichtsgebäude entdeckt und auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II. dem Postmuseum überwiesen worden.
Nach den Daten gehört der Fund einem für die Gestaltung des Postwesens in Deutschland wichtigen Zeitabschnitte an, in welchem ein lebhafter Streit um die Berechtigung zur Beförderung der über Cöln gehenden, insbesondere der zwischen Italien und den Niederlanden vorkommenden Briefschaften zwischen dem mit dem Postdienste in den Niederlanden betrauten Hause Taxis, sowie dem kölnischen städtischen Botendienste einerseits und dem mit kaiserlichem Patent versehenen, früheren Taxis´schen Postmeister Jacob Henot in Cöln andererseits stattfand. Bei diesem Streit um die Postgerechtsame ist es wiederholt zur gegenseitigen Wegnahme der Postfelleisen gekommen und da geschichtlich feststeht, dass solches namentlich im Jahre 1585 Taxis´scher Seits geschah, so ist sehr wahrscheinlich, dass der fragliche Postbeutel hierbei gleichfalls beschlagnahmt und in Frankfurt (Main), dem späteren Zentralsitze der Taxis´schen Postverwaltung, liegen geblieben ist. Unter diesen Umständen musste der Fund als drastisches Zeugnis jenes mit der Entwickelungsgeschichte des Postwesens in Deutschland innig zusammenhängenden Poststreites zur Einverleibung in die Sammlungen des Postmuseums besonders geeignet sein."
Siehe auch:
Sautter, Auffindung einer großen Anzahl verschlossener Briefe aus dem Jahre 1585. In: Archiv für Post und Telegraphie, 1909, Nr. 4, S. 97-115.
"Wir haben es hier mit einem hochbedeutsamen Funde zu tun, dessen einzelne Stücke zum Teil wertvolle Urkunden bilden. Da oft mehrere Briefe unter einem Umschlage versandt wurden - in einem Falle waren 11 verschiedene Briefe in einem Umschlag enthalten - , stellt sich die Gesamtzahl der Briefe viel höher als die Zahl der eigentlichen Briefsendungen, nämlich auf 272."(S. 97)
"Nach dem Inhalte der Briefe haben wir zwischen kaufmännischen Geschäftsbriefen und Privat- und Familienbriefen zu unterscheiden. Die Geschäftsbriefe bilden die weit überwiegende Mehrzahl."(S. 103)
Auszug:
Laus deo. addi 23. Giugnio 1585 in venetia
Magister honorando. Padre. Et frasetto. naer alle. goethertighe groetenisse / is. desen om te adviseren. In lange dagen uwer ‘j’ schryven nyet ontfangen te hebben, gelijck alle andere int generael, dwelck ons genoech doet dubiteren dat de saecken zeer qualijck passeren, als oyck nu verstaen hebbende dat die van hollant ende zeelant een groote prove hebben gedaen, maer En is nyet ten besten al desiderio vergaen waer wy noch luttel destinto particulvieteyt af hebben, midts. het schrijven van colonia zeer varieert, met het schrijven van sommige patriotten, basta de saecken passeren met verdriet, hoewel wy noch in goede speransa staen, waer toe wy den almoegenden heere bidden hetzelue haest te Remedieren. ‒
Ic En hebbe over acht dagen nyet geschreven, cp mancamento. de occagione dan aen Jan mynen broeder in zeelandia, zijnde alhier luttel gescureert, ende zeer luttel in faciench gedaen, de ballen lynwaet hebbe die fin n### .d. ontfangen zijnde in alle maniren grootelijck mishandelt a lazaretto alhier, ende zeer groote schade doet int vercoopen, den meestdendeel is int ontvouwen ende zonder pampiren, uwer & mach considereren wat groote moeijte ic daer mede hebbe, hebbende tot dien eynde de balen naer E.F.G.H .6. 9 con tapizen averona (= à Verona) doen verweren doer assistentie vanden zoon van messingh aldaer, die mij schrijft het lywaet oyck qualijck geconditioneert te wesen sijnde
Übersetzung:
Am Tag des Herrn (Gott Lob). am 23. Juni 1585 in Venedig
Ehrenwerter Lehrer, Vater und Bruder,
nach den ganzen gutherzigen Grüßen ist dieser als Rat gemeint. Lange Zeit habe ich Ihr Schreiben nicht erhalten, wie auch im Allgemeinen die anderen, was uns sehr davon ausgehen lässt, dass die Angelegenheiten sehr schlecht weitergeleitet werden; auch wenn man jetzt verstanden hat, dass die aus Holland und Zeeland einen großen Beweis geliefert haben, aber es ist nicht mit dem besten Wunsch geschehen, wozu wir noch wenig besondere oder konkrete Nachricht haben, denn das Schreiben von "colonia" aus variiert sehr stark, durch das schreiben einiger "patriotten", die Angelegenheiten gehen traurig/schlecht voran, auch wenn wir noch in guter Hoffnung sind, sodass wir den mächtigen Herrn bitten, das schnell zu verbessern.
Ich habe acht Tage nicht geschrieben, wegen Mangel an Gelegenheit, außer an meinen Bruder Jan in Zeeland; hier ist wenig wieder hergestellt, und sehr wenig in der Friedenszeit getan; mit den Ballen an feinem Leinen, die [ich] letztendlich ### erhalten habe, wurde auf alle mögliche Art und Weise in dem Lazarett schlecht umgegangen, was für den Verkauf einen sehr großen Schaden nach sich zieht; der größte Teil besteht darin, sie auseinander zu bekommen und ohne Papiere, Sie können sich vorstellen, welch große Mühe ich damit habe, zu diesem Zweck [habe ich] die Ballen nach E.F.G.H. .6. 9 mit Teppichen in Verona zurückweisen können, mit Hilfe des Sohnes von Messing dort, der mir schreibt, dass das Leinen auch in einem schlechten Zustand wäre;