Das Minifon P 55 der Protona GmbH war ein in den 1950er Jahren hergestelltes, batteriebetriebenes Miniatur-Drahttongerät. Das Minifon wurde ursprünglich für das unbemerkte Aufzeichnen von Gesprächen entwickelt. Der deutsche Elektroingenieur Willi Draheim begann mit der Entwicklung 1948 – kurz bevor er Nikolaus Monske begegnete. Monske, ein Hannoveraner Geschäftsmann, hatte sich darüber geärgert, dass die in Unterredungen getroffenen mündlichen Vereinbarungen von der anderen Partei hinterher oft anders wiedergegeben wurden, und suchte nach einem Gerät, um diese Besprechungen heimlich aufzeichnen zu können. Finanziert durch Monske richtete Draheim in Faßberg ein Labor ein. Mit Unterstützung von Ernst Genning, den Draheim von der Luftwaffe kannte, entwickelten sie das Minifon binnen zweier Jahre zu einem fertigen Produkt.
Als der nun M 51 genannte Minirekorder von der 1951 gegründeten Monske & Co GmbH auf der Industriemesse in Hannover vorgestellt wurde, war das Gerät eine Sensation. Bis dahin hatte man ein so kleines Aufnahmegerät für unmöglich gehalten. Über Tage hinweg berichteten Zeitungen und Magazine weltweit über dieses Stück deutscher Ingenieurskunst.
Eine amerikanische Firma bestellte gleich 120.000 Stück. Innerhalb kurzer Zeit wuchs Monske & Co auf 180 Mitarbeiter, doch das rasche Wachstum überforderte die Kapitaldecke des Unternehmens. Als noch Lieferschwierigkeiten auftraten, musste Monske Konkurs anmelden. Die Geschäfte wurden von der neu gegründeten Protona GmbH des Liechtensteiner Unternehmers Reinhold Stach übernommen. Bis 1955 produzierte sie mehrere 10.000 Stück des Minifon M 51, jedoch reichten die Produktionskapazitäten nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.
Im April 1955 stellte Protona auf der Hannovermesse das Nachfolgemodell Minifon P 55 vor. Obwohl damals bereits das Tonband den Stahldraht als Aufnahmemedium ablöste und das Tonband qualitativ bessere Aufnahmen lieferte, zeichnete das Minifon die Töne weiterhin auf dem dünnen Stahldraht auf. Jedoch war mit dem Tonband nur eine Aufnahmedauer von höchstens 20 Minuten möglich, das Minifon erreichte anfangs eine Aufnahmedauer von zwei Stunden, später sogar von 5 Stunden.
Aufgrund ihrer kleinen Baugröße wurden das besonders in den USA und Großbritannien beliebte Minifon stets auch zu Abhör- und Spionagezwecken eingesetzt. Hierzu gab es herstellerseitig reichhaltiges Zubehör, etwa als Armbanduhr, Füller oder als Krawattennadel getarnte Mikrofone oder auch kleine Induktionsspulen, die Telefongesprächsmitschnitte über das Streufeld des Differentialtransformators der damaligen Telefonapparate gestatteten. Der Kaufpreis betrug damals 925,- DM für die Standardversion und 985,- DM für das Modell mit zwei Bandgeschwindigkeiten – nach heutiger Kaufkraft rund 2.200,- €.
Zitiervorschlag
Drahttongerät "Minifon P 55" mit Koffer und Zubehör, um 1958; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2010.798,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/e10399dc-c7be-4189-9acb-5ad60ea59615 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)