
Spielzeugcomputer / Lerncomputer "Mein erster Computer"
Datierung
1984
Vertrieb
Yeno Spielwaren-Handelsgesellschaft mbH (vor 1988 - 1990)
Herstellungsort
Hongkong
Geografischer Bezug
Deutschland
Farbe
blau; grau; schwarz
Material
Kunststoff
Objektmaß (b x h x t)
240 x 100 x 217 mm
Gewicht
0,92 kg
Systematik
Spielzeug/Spielzeug-Computer/Lerncomputer
Beschriftung
"Mein erster Computer" (Vorderseite, zwischen den Diskettenlaufwerken)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2008.1008
Yeno ist in den 1980er Jahren bekannt geworden mit Schachcomputern und Lern-Computern für Kinder und ist heutzutage interessant vor allem für Sammler seltener bzw. skurriler Computerelektronik und für das "Circuit-Bending", um die modifizierten Geräte in der experimentellen elektronischen Musik einzusetzen ("Bent Instruments").
Über den Lerncomputer "Mein erster Computer" hieß es am 24.04.1988 in der Zeitschrift 'Der Spiegel' Heft 17/1988: "Leicht und lustig // Ein findiger Franzose hat eine einträgliche Marktlücke entdeckt: Er importiert elektronische Lernspiele für deutsche Kinder. // Wenn der Knabe Felix, gerade sechs, seinem jüngsten Hobby nachgeht, schließt Mutter Müller aus Frankfurt schnell die Türen. Im Kinderzimmer piept, quäkt und dudelt ein Wunderwerk, »mein Computer«, wie Felix sagt.
Die Eltern sind genervt, die Kinder begeistert. Stundenlang hantieren die Kleinen neuerdings mit Geräten, die »Spiel-Master«, »Spiel-Schule« oder »Mein erster Computer« heißen. Es sind elektronische Lernspiele, die neuesten Hits für kleine Kinder.
Das Geschäft brummt, bei Karstadt in Hamburg, bei Feldhaus in Köln wie bei den Deutschland-Filialen der US-Spielzeug-Kette Toys »R« Us. Eine »unheimliche Nachfrage« sieht der Kaufhof in Frankfurt, selbst zu Preisen von 100 bis 200 Mark.
Das freut Jean Peters, der über seine Firma Yeno im hessischen Kelsterbach die elektronische Ware aus Hongkong herbeischafft. »Die Marktlücke war doch zum Greifen nahe«, weiß der Franzose, »jemand mußte sie nur füllen.«
Die Kinder-Computer werden schon seit einigen Jahren im Ausland vertrieben, Peters hat sie mit Erfolg in Frankreich eingeführt. »Doch hier haben mir alle erklärt«, so der Unternehmer aus dem Elsaß, »daß solche Produkte in Deutschland nicht zu verkaufen sind.«
Vergeblich hat Peters einen Partner oder Agenten in der Bundesrepublik gesucht. Auch die Spielzeughändler waren von den Novitäten aus Fernost zunächst wenig angetan. Also machte Peters das Geschäft selbst.
Die Geräte, die der Franzose nun massenhaft verkauft, verfügen wie richtige Computer über eine Tastatur, Keyboard genannt. Ein kleiner Bildschirm mit sogenannter LCD-Anzeige, etwa vom Taschenrechner bekannt, ist ebenfalls vorhanden.
Unterschiedlich ist die Programmeingabe. Einige, wie »Mein erster Computer«, reagieren auf kodierte Pappkarten. Bei anderen, etwa beim »Spiel-Master«, können Kassetten nachgeschoben werden.
»Ein toller Computerspaß«, so wirbt die Firma Yeno in Prospekten, die Kinder würden »leicht und lustig lernen«. Sie können addieren oder buchstabieren, musizieren oder multiplizieren, und noch einiges mehr.
Da gibt es ein Buchstaben-Puzzle, ein Musik- und ein Mathe-Programm. Formen sollen gezählt, Farben erkannt und Tiere benannt werden. Richtige Lösungen belohnt der Computer mit ermunternden Tonfolgen, andernfalls fiepsen traurige Laute.
Einige Lernspiele sind mit einem Sprach-Modul bestückt. »Wähle ein Spiel bitte«, knarrt die Stimme in der Maschine. Beim Programm Addition soll das Kind etwa vier und fünf zusammenzählen. »Wie heißt die Lösung?« so tönt die Frage. »Ja, du hast recht«, krächzt die Antwort oder aber »nein, versuche es noch einmal«.
Wolfgang Stuckenhoff vom Spielmittel Institut in Iserlohn hat die Geräte getestet. Die Kleinen könnten daran herumhantieren und eigene Entscheidungen fällen, urteilt der Professor für Pädagogik, es gäbe ein Erfolgserlebnis und einen Lerneffekt zugleich.
Aber es gibt auch Schwächen. Die im Ausland gefertigten Computer und die Programme kennen keine großen Buchstaben und kein deutsches Eszett. »Weiss« ist falsch geschrieben, »Elephant« ebenfalls, und eine Multiplikation ergibt keine »Summe«. Die Produzenten sollten das Programm »didaktisch aufarbeiten lassen«, rät Experte Stuckenhoff, sowie einen Kippschalter gegen das ständige Piepen und Dudeln einbauen, eine Art Nervenschoner für Eltern.
Felix und seine begeisterten Freunde werden da wohl kaum mitmachen. In ihren Ohren spielt der Computer nur »schöne Musik«."
Über den Lerncomputer "Mein erster Computer" hieß es am 24.04.1988 in der Zeitschrift 'Der Spiegel' Heft 17/1988: "Leicht und lustig // Ein findiger Franzose hat eine einträgliche Marktlücke entdeckt: Er importiert elektronische Lernspiele für deutsche Kinder. // Wenn der Knabe Felix, gerade sechs, seinem jüngsten Hobby nachgeht, schließt Mutter Müller aus Frankfurt schnell die Türen. Im Kinderzimmer piept, quäkt und dudelt ein Wunderwerk, »mein Computer«, wie Felix sagt.
Die Eltern sind genervt, die Kinder begeistert. Stundenlang hantieren die Kleinen neuerdings mit Geräten, die »Spiel-Master«, »Spiel-Schule« oder »Mein erster Computer« heißen. Es sind elektronische Lernspiele, die neuesten Hits für kleine Kinder.
Das Geschäft brummt, bei Karstadt in Hamburg, bei Feldhaus in Köln wie bei den Deutschland-Filialen der US-Spielzeug-Kette Toys »R« Us. Eine »unheimliche Nachfrage« sieht der Kaufhof in Frankfurt, selbst zu Preisen von 100 bis 200 Mark.
Das freut Jean Peters, der über seine Firma Yeno im hessischen Kelsterbach die elektronische Ware aus Hongkong herbeischafft. »Die Marktlücke war doch zum Greifen nahe«, weiß der Franzose, »jemand mußte sie nur füllen.«
Die Kinder-Computer werden schon seit einigen Jahren im Ausland vertrieben, Peters hat sie mit Erfolg in Frankreich eingeführt. »Doch hier haben mir alle erklärt«, so der Unternehmer aus dem Elsaß, »daß solche Produkte in Deutschland nicht zu verkaufen sind.«
Vergeblich hat Peters einen Partner oder Agenten in der Bundesrepublik gesucht. Auch die Spielzeughändler waren von den Novitäten aus Fernost zunächst wenig angetan. Also machte Peters das Geschäft selbst.
Die Geräte, die der Franzose nun massenhaft verkauft, verfügen wie richtige Computer über eine Tastatur, Keyboard genannt. Ein kleiner Bildschirm mit sogenannter LCD-Anzeige, etwa vom Taschenrechner bekannt, ist ebenfalls vorhanden.
Unterschiedlich ist die Programmeingabe. Einige, wie »Mein erster Computer«, reagieren auf kodierte Pappkarten. Bei anderen, etwa beim »Spiel-Master«, können Kassetten nachgeschoben werden.
»Ein toller Computerspaß«, so wirbt die Firma Yeno in Prospekten, die Kinder würden »leicht und lustig lernen«. Sie können addieren oder buchstabieren, musizieren oder multiplizieren, und noch einiges mehr.
Da gibt es ein Buchstaben-Puzzle, ein Musik- und ein Mathe-Programm. Formen sollen gezählt, Farben erkannt und Tiere benannt werden. Richtige Lösungen belohnt der Computer mit ermunternden Tonfolgen, andernfalls fiepsen traurige Laute.
Einige Lernspiele sind mit einem Sprach-Modul bestückt. »Wähle ein Spiel bitte«, knarrt die Stimme in der Maschine. Beim Programm Addition soll das Kind etwa vier und fünf zusammenzählen. »Wie heißt die Lösung?« so tönt die Frage. »Ja, du hast recht«, krächzt die Antwort oder aber »nein, versuche es noch einmal«.
Wolfgang Stuckenhoff vom Spielmittel Institut in Iserlohn hat die Geräte getestet. Die Kleinen könnten daran herumhantieren und eigene Entscheidungen fällen, urteilt der Professor für Pädagogik, es gäbe ein Erfolgserlebnis und einen Lerneffekt zugleich.
Aber es gibt auch Schwächen. Die im Ausland gefertigten Computer und die Programme kennen keine großen Buchstaben und kein deutsches Eszett. »Weiss« ist falsch geschrieben, »Elephant« ebenfalls, und eine Multiplikation ergibt keine »Summe«. Die Produzenten sollten das Programm »didaktisch aufarbeiten lassen«, rät Experte Stuckenhoff, sowie einen Kippschalter gegen das ständige Piepen und Dudeln einbauen, eine Art Nervenschoner für Eltern.
Felix und seine begeisterten Freunde werden da wohl kaum mitmachen. In ihren Ohren spielt der Computer nur »schöne Musik«."
Zitiervorschlag
Spielzeugcomputer / Lerncomputer "Mein erster Computer", 1984; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2008.1008,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/de8e69ca-c45d-4af3-ad66-9da2d6dbaa9a (zuletzt aktualisiert: 27.7.2025)