Hersteller
Creed & Co Ltd. (1912, ab 1928 Tochter von ITT)
Zulieferer
Wilson Wolf Engineering Co. Ltd.
Verwender
Deutsche Reichspost (1918 - 1945)
Herstellungsort
London, Grossbritannien
Verwendungsort
Deutschland
Objektmaß (b x h x t)
490 x 305 x 290 mm
Systematik
Funk/Funktelegrafie/Lochstreifenstanzer für Funktelegrafie
Telegrafie/Seekabel-Telegrafie/Lochstreifenstanzer für Kabelschrift
Aufschrift
"CREED & Co. Ltd. LONDON" (Vorderseite)
Aufschrift
"PATENT no 191093" (Vorderseite)
Seriennummer
Nr. 2899
Frederick G. Creed konstruierte 1902 ein "Hochgeschwindigkeits-Morse-System", mit dem der gesamte Prozess der Vorbereitung, des Sendens und des Empfangs von telegrafischen Nachrichten im Morsecode automatisiert wurde. Es bestand aus einem Lochstreifenstanzer (Perforator) mit Tastatur zum Vorbereiten der Lochstreifen, einem motorisierten Sender zum Abtelegrafieren der Lochstreifen, einem Empfangslocher (Reperforator) zum Stanzen der empfangenen Nachrichten auf Lochstreifen und einem Drucker, der die Lochstreifen mit den empfangenen Morsezeichen in Klartext auf Papierstreifen ausdrucken konnte (Streifendrucker). Letzteres blieb - zumindest in Deutschland - die Ausnahme.
Tastenlocher nach dem System Creed erleichterten die Arbeit beim Erfassen der aufgegebenen Telegramme: Mit einer Schreibmaschinentastatur wurde der Text der Nachricht eingetippt und als Morsezeichen zweireihig in einen Papierstreifen gestanzt – wie beim Wheatstone-System für Wechselstromtelegrafie auf Unterseekabeln. Löcher in der oberen Reihe bedeuten Punkte, in der unteren dagegen Striche. Eine mittlere Lochreihe mit kleinen Löchern dient zum Vorschub des Streifens. Die Tastenlocher konnten von ungelernten Kräften bedient werden; auch konnten mehrere Personen gleichzeitig Telegramme erfassen. Die langen Streifen mit den eingestanzten Telegrammen wurden - oft auch aneinandergeklebt - über Streifengeber eingelesen und abtelegrafiert.
Leider ist der genaue Einsatzort dieses Geräts nicht bekannt. In den Seekabelendstellen ersetzten solche Tastenlocher die langsamen alten Wheatstone-Locher für Kabelschrift, bei denen die Telegrafenbeamten jedes Morsezeichen einzeln über drei Tasten eingeben mussten, die sich nur mit in der Faust gehaltenen Metallstempeln niederdrücken ließen. Abtelegrafiert wurden die von den neuen Stanzern erzeugten Lochstreifen mit den vorhandenen Wheatstone-Gebern.
Auch wurden solche Tastenlocher für Funktelegramme verwendet. 1925 hatte man die Übertragung der Funktelegramme in europäische Hauptstädte und nach Übersee auf das übertragungssichere Creedsystem umgestellt, denn bei Übertragungsstörungen konnte die Übermittlung der gestanzten Lochstreifen problemlos und mehrfach wiederholt werden. Die kräftig motorisierten Creed-Lochstreifengeber konnten die Lochstreifen mit einem Vielfachen der normalen Sendegeschwindigkeit abtelegrafieren. Als Empfänger nutzte man Undulatoren (Hochgeschwindigkeits-Wellenlinienschreiber), denn der Creed-Drucker war anfällig für Übertragungsfehler infolge atmosphärischer Störungen.
Der kommerzielle Überseefunk wurde ab 1919 ursprünglich von der »Transradio AG« abgewickelt; die Annahme und Zustellung von Telegrammen blieben der Post vorbehalten. Der gesamte Betriebsdienst mit 1500 bis 2000 Telegrammen täglich wurde vom Haupttelegrafenamt Berlin aus abgewickelt und 1932 von der Reichspost übernommen.
Zitiervorschlag
Lochstreifenstanzer / Tastenlocher "Morse Keyboard Perforator Modell No. 9" für Lochstreifen in Morseschrift, 1925; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.1846,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/dd85e6c2-4088-45dc-8133-fdea9cc87c60 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)