Hersteller
Siemens & Halske AG (1897 - 1966)
Verwender
Deutsche Reichspost, Haupttelegrafenamt (HTA) (1918 - 1945)
Frederick G. Creed konstruierte 1902 ein "Hochgeschwindigkeits-Morse-System", mit dem der gesamte Prozess der Vorbereitung, des Sendens und des Empfangs von telegrafischen Nachrichten im Morsecode automatisiert wurde. Es bestand aus einem Lochstreifenstanzer (Perforator) mit Tastatur zum Vorbereiten der Lochstreifen, einem motorisierten Sender zum Abtelegrafieren der Lochstreifen, einem Empfangslocher (Reperforator) zum Stanzen der empfangenen Nachrichten auf Lochstreifen und einem Drucker, der die Lochstreifen mit den empfangenen Morsezeichen in Klartext auf Papierstreifen ausdrucken konnte (Streifendrucker). Letzteres blieb - zumindest in Deutschland - die Ausnahme.
Tastenlocher nach dem System Creed erleichterten die Arbeit beim Erfassen der aufgegebenen Telegramme: Mit einer Schreibmaschinentastatur wurde der Text der Nachricht eingetippt und als Morsezeichen zweireihig in einen Papierstreifen gestanzt – wie beim Wheatstone-System für Wechselstromtelegrafie auf Unterseekabeln. Löcher in der oberen Reihe bedeuten Punkte, in der unteren dagegen Striche. Eine mittlere Lochreihe mit kleinen Löchern dient zum Vorschub des Streifens. Die Tastenlocher konnten von ungelernten Kräften bedient werden; auch konnten mehrere Personen gleichzeitig Telegramme erfassen. Die langen Streifen mit den eingestanzten Telegrammen wurden - oft auch aneinandergeklebt - über Streifengeber eingelesen und abtelegrafiert.
In Deutschland wurden die Creed-Geräte ab 1925 vor allem in der Funktelegrafie eingesetzt. Allerding zeigte sich, dass die Creed-Drucker anfällig für Übertragungsfehler waren. Atmosphärische Störungen, Fading oder Interferenzen verzerrten die Funksignale, so dass sie vom Mechanismus nicht mehr zuverlässig erkannt wurden. Daher nutzte man in der Funktelegrafie ganz überwiegend Undulatoren (Schnellschreiber) als Empfangsgeräte. Deren Wellenlinienschrift musste zwar manuell übertragen werden, wurde aber vom Telegrafenpersonal aber auch bei verzerrtem Empfang zuverlässig erkannt. Bei Creeds "Hochgeschwindigkeits-Morsesystem" waren jedoch insbesondere der Lochstreifenstanzer, der Empfangslocher und der Streifendrucker durch Patente geschützt. Die ursprünglich von Creed gar nicht vorgesehenen Undulatoren waren jedoch schon seit Jahrzehnten bekannt und konnten daher auch von anderen Firmen an die Reichspost geliefert werden - so wie dieser Schnellschreiber.
Bereits ab Anfang der 1920er Jahre hatte die Deutsche Reichspost ein Netz von Funktelegrafie-Verbindungen in insgesamt 16 europäischen Hauptstädten aufgebaut: Moskau, Wien, Sofia, Bukarest, Riga, Vatikan, Budapest, Belgrad, Helsinki, Madrid, Lissabon, Rom, Barcelona, Istanbul, Tallin und Zagreb. Dafür errichtete die Reichspost 1921 eine Funkempfangsanlage in Berlin-Zehlendorf mit 20 Empfangsantennen. Betriebszentrale für den Funkverkehr wurde das Haupttelegrafenamt Berlin (HTA) 6.
Daneben entwickelte sich der kommerzielle Überseefunk. Für den Duplexverkehrs wurden in Geltow (für Nauen) und in Hagen (für Eilvese) Empfangsstationen errichtet. Die »Drahtlose Überseeverkehrs AG« – später in »Transradio AG« umbenannt – übernahm 1921 auf Pachtbasis die Großfunkstelle Eilvese sowie den gesamten betrieblichen Bereich des Überseefunks. Die Annahme und Zustellung von Telegrammen blieben der Post vorbehalten. Der gesamte Betriebsdienst wurde 1923 in den Räumen des Postfuhramtes Berlin zentralisiert, wo er von ehemaligen Funkern der Debeg und von beurlaubten Beamten des HTA wahrgenommen wurde.
Der außereuropäische Telegrammverkehr nahm rasch bis auf 1500 bis 2000 Telegramme täglich zu und konnte von der »Transradio AG« kaum mehr bewältigt werden. Funktelegrafenverbindungen bestanden mit Tuckerton NY, Buenos Aires, Batavia, Rio de Janeiro, Bangkok, Mexiko City, Manila, Santiago de Chile, Teheran, Mukden, Osaka, Shanghai, Aracay, Hsinking, Chengdu, Lima, Beirut, Las Palmas, Bogota und Kabul. Wegen Platzmangel wurde die Betriebszentrale 1931 in das Haupttelegrafenamt Berlin verlegt. Der Umzug bedeutete den Beginn der Übernahme des gesamten Überseefunks mit 22 Sendeplätzen und 44 Empfangsplätzen durch die Reichspost zum 1. Januar 1932.
Zitiervorschlag
Undulator / Farbröhrchenempfänger /Drehspulschnellschreiber für Funktelegrafie, ab 1925; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.1832,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/db976725-68b7-4e2e-a43c-abfc54466b32 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)