Hersteller
Ferdinand Schuchhardt Berliner Fernsprech- und Telegraphenwerk AG (1886 - 1929)
Vertrieb
Deutsche Fultograph Gesellschaft mbH (*1928)
Der von Otho Fulton entwickelte Empfänger kann Bilder über normale Radios empfangen. Auf die rotierende Bildtrommel wird ein jodgetränktes Papier gespannt. Der Schreibstift leitet die empfangenen Stromimpulse durch das Papier, das sich an dieser Stelle verfärbt. Mehrere europäische Sender strahlen für einige Jahre Bilder für den Fultographen aus.
"Der Bildrundfunk für Jedermann durch den Fultograph-Bildempfänger. An jeden Rundfunkempfänger anzuschließen!" So heißt es in der Beschreibung der Fultographen-Gesellschaft m.b.H. Austria.
Den Namen erhielt das Bildübertragungssystem von dem in Wien ansässigen Kapitän Otho Fulto. Ursprünglich wurde die zu übertragende Abbildung auf eine mit lichtempfindlicher Schicht überzogene Kupferfolie kopiert. Fotos wurden dabei mit einem Linienraster gerastert. Das Bild tastete man dann elektromechanisch ab. In der Folge wurde für das Senden von Bildern eine optische Bildzerlegungsmethode angewandt. Ein Negativfilm wurde auf einen Glaszylinder gespannt. Innen wurde eine Fotozelle und außen eine Glühlampe mit Optik zur Bündelung des Lichtstrahls durch eine Leitspindel in achsialer Richtung zum Glaszylinder bewegt. Mit der früheren Sendeklischeemethode ließen sich 300 bis 350, mit der neueren Methode 700 bis 800 Bildpunkte in der Sekunde übertragen. So konnte ein Bild im Format 9 x 12 cm in ca. 4 min dargestellt werden.
Zur Übertragung der Stromstöße, die bei der Bildzerlegung gewonnen wurden, modulierte man die Trägerwelle des Senders mit einer Frequenz von 500 Hz, was das Mithören der Bildübertragung per Kopfhörer ermöglichte. Auch an eine Speicherung auf Schallplatte zur beliebig wiederholbaren Wiedergabe war gedacht.
Für den Bildempfang benötigte man einen normalen Radioempfänger, ein Gleichrichtergerät und den Bildschreiber, wie er oben abgebildet ist. Letzterer besteht aus einem Federantriebswerk, der Bildtrommel, dem Schreibmechanismus und einer Gleichlaufregelung.
Auf die Bildtrommel, einen hohlen Metallzylinder (L: 105 mm, D: 50 mm), wurde ein vorpräpariertes Papier aufgespannt. Entsprechend der Bildzerlegung muss bei der Bildzusammensetzung der Schreibstift eine schraubenförmige Linie auf das Papier schreiben. Die Spindel, die die Bewegung in axialer Richtung bewirkt, hat eine Gewindeganghöhe von 0.4 mm. Bei der Übertragung des Bildes wurde der Anodenstrom (1.8 mA - 2.5 mA) des Gleichrichtergerätes über einen Metallstift durch das mit einer Jodsalzlösung getränkte Papier und über die Metalltrommel geleitet.
Nach den Angaben der Werbeanzeigen im "Radio Amateur" sendeten zuerst die Stationen Wien [581 kHz], Königswusterhausen [183.5 kHz] und Daventry [193 und 626 kHz] Funkbilder nach diesem System aus. Im September 1929 zählt die Reklame daneben noch Berlin, Paris, Budapest, Posen "usw. usw." auf. Zu dieser Zeit hatte die Fultograph Ges. m. b. H. in Wien bereits Schwester-Gesellschaften in Berlin, London und Krakau und Vertretungen in Paris, Budapest, Belgrad und Oradea.
Zitiervorschlag
Funkbild-Empfänger "Fultograph", um 1930; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.24033,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/da32b652-1e22-45e6-9b96-46561cbcf45f (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)