Hersteller
C. Lorenz AG (1906 - 1958)
Verwender
Bundeswehr (ab 1955)
Herstellungsort
Stuttgart
Material
Metall; Kunststoff
Objektmaß (b x h x t)
52 x 32 x 76 cm
Systematik
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Verschlüsselungsmaschinen/One-Time-Pad-Verschlüsselung/Mischer zur Erzeugung des Datenstroms
Im so genannten One-Time-Tape-Verfahren (OTT) wurden Nachrichten dadurch verschlüsselt, dass man einen Fernschreiber-Lochstreifen mit dem Klartext gemeinsam mit einem Schlüssel-Lochstreifen aus völlig zufälligen Zeichen durch einen so genannten Mischer laufen lässt, in dem die Zeichen des Klartextes zu denen des Schlüssel-Lochstreifens mit einer XOR-Operation hinzuaddiert werden. Das Ergebnis ist ein verschlüsselter Text, der ohne den Schlüssel – den Lochstreifen mit den Zufallszeichen - nicht entschlüsselt werden kann. Voraussetzung ist allerdings, dass die Zufallszeichenfolge mindestens so lang ist wie die Nachricht und jeder Schlüssel-Lochstreifen nur einmal verwendet wird.
Der Lorenz-Mischer LoMi-544 wurde von Standard Elektrik Lorenz in zwei Versionen gefertigt. Die Version A wurde von 1956-1959 und die Version B von 1960-1967 hergestellt. Beide Versionen waren für Draht- oder Funkbetrieb ausgelegt. Der LoMi 544 arbeitete nach dem One-Time-Pad-Verfahren mit Einmal-Schlüssellochstreifen. Er vermischte den Klartext vom Fernschreiber mit dem Schlüssellochstreifen des Schlüsselgerätes und ermöglicht so eine chiffrierte Aussendung nach dem Vemam-Prinzip. Umgekehrt sorgte er beim Empfang von verschlüsselten Nachrichten für die Dechiffrierung und Rückführung in den Klartext.
Einsatzbereiche des LoMi 544 waren z.B. die NATO-Standardverbindung vom deutschen MHQ in Glücksburg nach Kamp und Aarhus in Dänemark, als Fernschreibstandverbindungen der FM/ELOKA-Aufklärung im Online-Verfahren. Aber auch überall sonst in der Bundeswehr war das Gerät im Einsatz, etwa beim Flugkörpergeschwader FKG 1.
Meist arbeitete der LoMi 544 mit einem Fernschreiber vom Typ Lorenz Lo 15 zusammen. Der LoMi stand neben dem Fernschreiber auf einen separaten Tisch. Auf dem LoMi lag ein Blechkassette, in der sich eine Lochstreifenrolle befand. Die versiegelten Rollen mit den Schlüssellochstreifen wurden zentral erstellt und durch bewaffnete Kuriere geliefert.
Beim Sendebetrieb wurde mit der Fernschreib-Gegenstation zunächst eine schriftliche Synchronisation durchgeführt. Der Schlüssellochsteifen des LoMi hatte dann mit den Zähnen des Transporträdchens zwischen den auf den Streifen gedruckten Markierungen () zu stehen. Auf den getippten Befehl "ON" wurden nun beide Lochstreifensender eingeschaltet, der des angeschlossenen Fernschreibers und der des LoMi. Die Gegenstation hatte vorher die gleichen Einstellungen vorzunehmen. Bei der Übertragung liefen dann am eigenen Fernschreiber der Lochstreifenleser mit dem vorher gestanzten Klartext und der Schlüssellochstreifen des LoMi parallel. Auf der Gegenseite passierte das Gleiche, nur dass der Stanzer dort einen Lochstreifen mit dem Klartext ausgab. Die Schlüssellochstreifen unterlagen der Stufe "Geheim" und mussten nach Gebrauch vernichtet werden.
Zitiervorschlag
Schlüssellochstreifen-Mischgerät "Lorenz-Mischer LoMi 544 K" für One-Time-Pads, 1956 - 1959; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2010.847,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/d76ea8c0-3033-4998-b208-786f394764b9 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)