
HD-Fernsehempfänger "Panoramic 111"
Datierung
1958
Ausmusterung
1957 - 1959
Designer / Gestalter
Philippe Charbonneaux (1917 - 1998)
Markenname
Téléavia
Hersteller
Societé Française Frigeavia
Herstellungsort
Paris, Frankreich
Farbe
beige; braun
Material
Metall; Kunststoff; Glas
Objektmaß (b x h x t)
650 x 1380 x 710 mm
Systematik
Fernsehen/Analoge Fernsehempfänger ⁄ Röhrenfernseher/Schwarzweiß-Fernseher, Schwarzweiß-Fernsehgeräte/SW-Standfernsehempfänger
Beschriftung
"TELEAVIA" (Vorderseite)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2010.68
Der Téléavia P111 ist durch sein Design und seine Form eine der Ikonen der Fernsehgeschichte. Der zwischen 1957 und 1959 hergestellte Téléavia Panoramic 111 besticht zunächst durch sein atemberaubendes Design. Nicht umsonst gilt der P111 als eines der wichtigsten Werke des Nachkriegsdesigns und ist in allen wichtigen Designmuseen vertreten, etwa im Museum of Modern Art New York oder im Centre Pompidou in Paris. Das Gehäuse des Bildschirms folgt in elegantem Schwung der Bildröhre. Häufig wird fälschlich angegeben, dass Flaminio Bertroni den Téléavia P 111 gestaltet habe. Tatsächlich zeichnete für seine Gestaltung Philippe Charbonneaux (1917-1998) verantwortlich, der auch den Renault 8, den Renault 16 und den Renault 21 designte.
Der Fernseher wurde unter dem Markennamen Téléavia von der Societé Française Frigeavia hergestellt. Der für damalige Verhältnisse außergewöhnlich große Bildschirm mit 19‘‘ (54 cm) Bildschirmdiagonale scheint über dem Gehäuse zu schweben. Er kann in einem Winkel von 150° gedreht werden und lässt sich auch in der Neigung einstellen. Ein ähnliches Konzept wurde zwei Jahre später auch beim Philco Predicta realisiert.
Doch der Téléavia P111 erhielt seine Form nicht, um einfach nur anders auszusehen als die damals üblichen Geräte. Mit ihren großen Gehäusen mit fest in einer bestimmten Höhe eingebauten Bildröhren waren letztere nicht unbedingt auf den besten Betrachtungswinkel ausgerichtet. Im Prinzip wurde die Sitzposition der Zuschauer durch den Fernseher vorgegeben. Der in alle Richtungen verstellbare Bildschirm des P111 ermöglichte unterschiedliche Positionen beim Fernsehgucken, zudem war das leichte Gehäuse auf Rollen einfach zu verschieben.
Auf den ersten Blick nicht erkennbar konnte doch die Technik im Inneren leicht mit dem sensationellen Design mithalten: Der Téléavia aus dem Jahre 1957 ist ein echter HDTV-Empfänger. Er stellt das Fernsehbild in einer Auflösung von 819 Zeilen dar. Nach heutigem HDTV-Standard, nach dem nur die aktiven Zeilen angegeben werden, könnte die Auflösung des Panoramic 111 am ehesten als 720i (interlaced) beschrieben werden. Bei einem Seitenverhältnis von 4 : 3 betrug die Auflösung 408 x 368 Linienpaare – also 816x737 Pixel. Zum Vergleich: Der heutige 720p-Standard hat 1280 x 720 Pixel – allerdings in einem anderen Seitenverhältnis. Der Ausschnitt des 720p-Bildes im Verhältnis 4:3 hätte 960 x 720 Pixel. Also ist die horizontale Auflösung des Téléavia etwas besser, die vertikale etwas schlechter als modernes HDTV. Mit einem Konverter für die 819-Zeilen-Norm lässt sich der Téléavia heute noch betreiben. So weist der P111 ein gestochen scharfes Fernsehbild auf – allerdings nur in schwarz-weiß.
In Frankreich wurde die 819-Zeilen-Norm im Jahre 1949 eingeführt; die Sender in Paris und Lille nahmen 1950 den öffentlichen Betrieb auf. Ursprünglich sendete der erste Fernsehsender im Pariser Eifelturm ab 1938 mit 455 Zeilen, 1943 stellte die deutsche Besatzungsmacht den Sendebetrieb auf 441 Zeilen um. Diese »deutsche« und nicht mehr ganz zeitgemäße Norm sollte nach dem Krieg durch eine neue abgelöst werden, wobei sich die Franzosen weder der amerikanischen 525 Zeilen-Norm noch der europäischen 625-Zeilen-Norm anschließen mochten. Vielmehr sollte die technologisch führende Rolle Frankreichs mit der ambitionierten 819-Zeilen-Norm unterstrichen werden. Aus Sicht der Politik hatte die 819-Zeilen-Norm auch noch den Vorteil, dass die französischen Fernseher keine ausländischen Sender empfangen konnten und zumindest im Fernsehen das Meinungsmonopol des staatlichen Radiodiffusion-Télévision Française (RTF) gewahrt wurde.
Allerdings gab man die 441-Zeilen Norm mit Aufnahme des 819-Zeilen-Sendebetriebs keineswegs auf, sondern verpflichtete sich mit Rücksicht auf die Besitzer vorhandener Geräte und die Fernsehhersteller, noch zehn Jahre auf 441 Zeilen weiterzusenden. Allerdings gab es immer wieder Gerüchte, die 819-Zeilen-Norm werde wieder aufgegeben – was tatsächlich erst 1984 geschah. 1950 führte dies allerdings zu einer allgemeinen Verunsicherung der Käufer beim Kauf von Fernsehgeräten, was wiederum dazu führte, dass die meisten damals angebotenen französischen Fernsehgeräte beide Normen beherrschten. Auch der Téléavia Panoramic 111 hat zwei Empfänger – einen für 441 und einen für 819 Zeilen.
Auch in Deutschland gab es ein 819-Zeilen-Fernsehen: Im Juni 1954 ging der saarländische Fernsehsender »Telesaar« auf Sendung. Das Saarland – damals noch nicht Teil der Bundesrepublik – hatte in seinem Rundfunkgesetz 1952 die Übernahme aller französischen Fernsehnormen vorgeschrieben. So sendete der Privatsender »Telesaar« sein 819-Zeilen-Bild von Saarbrücken aus. 1957 trat das Saarland der Bundesrepublik bei. »Telesaar« fügte sich als Privatsender nicht in die öffentlich-rechtliche Rundfunklandschaft der Bundesrepublik ein, so dass die Behörden den Betrieb von »Telesaar« untersagten und der Sender eineinhalb Jahre später, im Juli 1958 seinen Betrieb einstellte. Bis zur Inbetriebnahme des Senders Göttelborn im Oktober 1959 konnte der Saarländischen Rundfunk allerdings das ARD-Fernsehprogramm noch nicht ausstrahlen. Daher nutzte der Saarländische Rundfunk die Sendeeinrichtungen von »Telesaar« zunächst weiter. Dort filmte er das 625-Zeilen-Bild der ARD von einem Fernseher mit einer 819-Zeilen-Kamera ab und brachte so das – allerdings leicht verwaschene - ARD-Programm in die saarländischen Wohnzimmer.
Der Fernseher wurde unter dem Markennamen Téléavia von der Societé Française Frigeavia hergestellt. Der für damalige Verhältnisse außergewöhnlich große Bildschirm mit 19‘‘ (54 cm) Bildschirmdiagonale scheint über dem Gehäuse zu schweben. Er kann in einem Winkel von 150° gedreht werden und lässt sich auch in der Neigung einstellen. Ein ähnliches Konzept wurde zwei Jahre später auch beim Philco Predicta realisiert.
Doch der Téléavia P111 erhielt seine Form nicht, um einfach nur anders auszusehen als die damals üblichen Geräte. Mit ihren großen Gehäusen mit fest in einer bestimmten Höhe eingebauten Bildröhren waren letztere nicht unbedingt auf den besten Betrachtungswinkel ausgerichtet. Im Prinzip wurde die Sitzposition der Zuschauer durch den Fernseher vorgegeben. Der in alle Richtungen verstellbare Bildschirm des P111 ermöglichte unterschiedliche Positionen beim Fernsehgucken, zudem war das leichte Gehäuse auf Rollen einfach zu verschieben.
Auf den ersten Blick nicht erkennbar konnte doch die Technik im Inneren leicht mit dem sensationellen Design mithalten: Der Téléavia aus dem Jahre 1957 ist ein echter HDTV-Empfänger. Er stellt das Fernsehbild in einer Auflösung von 819 Zeilen dar. Nach heutigem HDTV-Standard, nach dem nur die aktiven Zeilen angegeben werden, könnte die Auflösung des Panoramic 111 am ehesten als 720i (interlaced) beschrieben werden. Bei einem Seitenverhältnis von 4 : 3 betrug die Auflösung 408 x 368 Linienpaare – also 816x737 Pixel. Zum Vergleich: Der heutige 720p-Standard hat 1280 x 720 Pixel – allerdings in einem anderen Seitenverhältnis. Der Ausschnitt des 720p-Bildes im Verhältnis 4:3 hätte 960 x 720 Pixel. Also ist die horizontale Auflösung des Téléavia etwas besser, die vertikale etwas schlechter als modernes HDTV. Mit einem Konverter für die 819-Zeilen-Norm lässt sich der Téléavia heute noch betreiben. So weist der P111 ein gestochen scharfes Fernsehbild auf – allerdings nur in schwarz-weiß.
In Frankreich wurde die 819-Zeilen-Norm im Jahre 1949 eingeführt; die Sender in Paris und Lille nahmen 1950 den öffentlichen Betrieb auf. Ursprünglich sendete der erste Fernsehsender im Pariser Eifelturm ab 1938 mit 455 Zeilen, 1943 stellte die deutsche Besatzungsmacht den Sendebetrieb auf 441 Zeilen um. Diese »deutsche« und nicht mehr ganz zeitgemäße Norm sollte nach dem Krieg durch eine neue abgelöst werden, wobei sich die Franzosen weder der amerikanischen 525 Zeilen-Norm noch der europäischen 625-Zeilen-Norm anschließen mochten. Vielmehr sollte die technologisch führende Rolle Frankreichs mit der ambitionierten 819-Zeilen-Norm unterstrichen werden. Aus Sicht der Politik hatte die 819-Zeilen-Norm auch noch den Vorteil, dass die französischen Fernseher keine ausländischen Sender empfangen konnten und zumindest im Fernsehen das Meinungsmonopol des staatlichen Radiodiffusion-Télévision Française (RTF) gewahrt wurde.
Allerdings gab man die 441-Zeilen Norm mit Aufnahme des 819-Zeilen-Sendebetriebs keineswegs auf, sondern verpflichtete sich mit Rücksicht auf die Besitzer vorhandener Geräte und die Fernsehhersteller, noch zehn Jahre auf 441 Zeilen weiterzusenden. Allerdings gab es immer wieder Gerüchte, die 819-Zeilen-Norm werde wieder aufgegeben – was tatsächlich erst 1984 geschah. 1950 führte dies allerdings zu einer allgemeinen Verunsicherung der Käufer beim Kauf von Fernsehgeräten, was wiederum dazu führte, dass die meisten damals angebotenen französischen Fernsehgeräte beide Normen beherrschten. Auch der Téléavia Panoramic 111 hat zwei Empfänger – einen für 441 und einen für 819 Zeilen.
Auch in Deutschland gab es ein 819-Zeilen-Fernsehen: Im Juni 1954 ging der saarländische Fernsehsender »Telesaar« auf Sendung. Das Saarland – damals noch nicht Teil der Bundesrepublik – hatte in seinem Rundfunkgesetz 1952 die Übernahme aller französischen Fernsehnormen vorgeschrieben. So sendete der Privatsender »Telesaar« sein 819-Zeilen-Bild von Saarbrücken aus. 1957 trat das Saarland der Bundesrepublik bei. »Telesaar« fügte sich als Privatsender nicht in die öffentlich-rechtliche Rundfunklandschaft der Bundesrepublik ein, so dass die Behörden den Betrieb von »Telesaar« untersagten und der Sender eineinhalb Jahre später, im Juli 1958 seinen Betrieb einstellte. Bis zur Inbetriebnahme des Senders Göttelborn im Oktober 1959 konnte der Saarländischen Rundfunk allerdings das ARD-Fernsehprogramm noch nicht ausstrahlen. Daher nutzte der Saarländische Rundfunk die Sendeeinrichtungen von »Telesaar« zunächst weiter. Dort filmte er das 625-Zeilen-Bild der ARD von einem Fernseher mit einer 819-Zeilen-Kamera ab und brachte so das – allerdings leicht verwaschene - ARD-Programm in die saarländischen Wohnzimmer.
Zitiervorschlag
HD-Fernsehempfänger "Panoramic 111", 1958; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2010.68,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/cc624b4f-4b76-4001-b98f-b912d12b69a6 (zuletzt aktualisiert: 9.5.2025)