Klaus Geldmacher wurde 1940 in Frankfurt a. M. geboren. Er studierte von 1964 bis 1971 Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Hamburg. Seit 1997 lebt und arbeitet er in Mühlheim an der Ruhr.
Klaus Geldmachers Multiple mit dem Titel »Geldmacher 2b« besteht aus einem quadratischen Plexiglaswürfel. Das Objekt ist im Inneren in drei Zonen aufgeteilt: Oben und unten ist jeweils ein Feld von nach innen gerichteten Glühlampen zu sehen. In der Mitte, im Kern, befindet sich ein Kofferradio ohne Gehäuse. Das Innenleben ist für den Betrachter transparent. Jeweils drei gleichfarbige Glühbirnen in insgesamt sechs Farben (klar, weiß, gelb, rot, blau, grün) sind nebeneinander angeordnet und leuchten bei Betrieb des Multiples gleichzeitig auf. Unmittelbar danach wird eine andere Farbgruppe aktiviert. Ein elektromotorisch betriebener Drehschalter, der sichtbar im Zentrum des Plexiglaswürfels angeordnet ist, steuert den Farbwechsel. Dieser lässt sich über einen Kippschalter auf der Oberseite anhalten, so dass die jeweils zuletzt angesteuerten Glühbirnen angeschaltet bleiben.
Klaus Geldmacher gehört zu den Pionieren der Multiple-Bewegung in den späten 60er und frühen 70er Jahren. Von 1968 bis 1998 veröffentlichte er 30 Lichtobjekte als Multiples. Erste Objekte entstanden 1968 für die documenta 4, danach in kurzer Folge die Multiples »Geldmacher 1« bis »Geldmacher 6«, zu denen das vorliegende Werk gehört. Alle diese Arbeiten zeichnen sich durch die Verwendung von Geräten der Massenkommunikation (Radios bzw. Radio und Plattenspieler oder Radio und Fernseher) aus. Radios werden – wie bei dem vorliegenden Werk – entkernt und die Gehäuse dann wie »objets trouvés« auf einer Plexiglasplatte angeordnet und durch eine Lichtinstallation mit wechselndem Farbenspiel flankiert.
In den sechziger Jahren war »multiplizierte Kunst« eines der künstlerischen Hauptthemen. Anlässlich der sechsten documenta formulierte Günther Gercken Kriterien, durch die das Multiple gattungsspezifisch definiert wurde. Durch diese – Serienherstellung, technischer Objektcharakter, Materialvorrang gegenüber der Bearbeitung sowie Gestaltung der räumlichen Umgebung – zeichnen sich auch die Multiples von Klaus Geldmacher aus. »Geldmacher 2 B« gehört zur Edition MAT, einer Reihe von 25 Licht- und Tonobjekten, die 1969 in einer Einzelausstellung in der Kölner Galerie »Der Spiegel« gezeigt wurde.
Geldmacher begründet seine Ideen auch kunsttheoretisch und kunstpolitisch, da er im Multiple die Erlösung des Künstlers vom Zwang der Selbstwiederholung sieht. Gleichzeitig trägt seiner Ansicht nach das Auflagenobjekt zur Demokratisierung der Kunst bei, da ein Serienprodukt zu konstanten Marktpreisen führe. »Das in einer unbegrenzten Auflage multiplizierbare Original, das Multiple, zieht aus dem Warencharakter des Kunstwerks die äußerste Konsequenz, um weder an Besitz- noch Bildungsvorrechten gebunden zu bleiben; es entzieht sich dem Zugriff derjenigen, die Kunst allein als Spekulationsobjekt kaufen, da sein Verkaufspreis aufgrund des fehlenden Seltenheitswertes relativ konstant bleibt.«
Zitiervorschlag
Multiple "Geldmacher 2b", 1969; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.6812,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/cbd1e7db-8865-4a51-acfa-24f13622ccaf (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)