Erfinder
Antal Pollak (1865 - 1943)
Erfinder
Josef Virág (1870 - 1901)
Hersteller
Egyesült Villamossági Részvénytársaság (1896 - 1906)
Der studierte Ingenieur József Virág war Assistent von Ferenc Wittmann an der Technischen Universität Budapest, der einen Oszillographen mit Spiegelgalvanometer und Drehspiegel entwickelt hatte. Daraufhin beschäftigte sich Virag mit der Telefotographie und der telegrafischen Übermittlung technischer Diagramme. Zusammen mit Antal Pollák erkannte er, dass eine Handschrift durch eine ununterbrochene, aber horizontal und vertikal modulierte Linie telegrafisch übermittelbar ist.
In dem 1898 patentierten Schnelltelegrafen wurden die Texte durch einen speziellen Lochstreifenschreiber auf Papierlochstreifen übertragen. Die Position der Löcher entsprach dem horizontalen und vertikalen Ausschlag der Linie der Handschrift und wurde im Lochstreifenleser in analoge Stromsignale umgeformt. Der Empfänger war eigentlich ein x-y-Schreiber, der die Signale wieder in Schreibschrift umformte. Der Apparat bestand aus zwei Spiegelgalvanometern (Telefonhörer, auf deren Membrane kleine Spiegel geklebt waren), einem für die horizontalen (x), einem für die vertikalen (y) Signale. Durch die zwei Spiegel wurde ein Lichtstrahl auf einen laufenden, lichtempfindlichen Papierstreifen projiziert. Nach der Entwicklung erschien auf dem Streifen ein unmittelbar lesbarer Text.
Die Geschwindigkeit des Schnelltelegraphen betrug etwa 40.000 Worte pro Stunde und war damit zehnmal höher als jene normaler Drucktelegraphen. Erfolgreiche Versuche wurden zwischen Budapest, Berlin, Frankfurt am Main, London und Paris durchgeführt, in Frankreich wurde die Société Générale de Télégraphie Rapide (système Pollak-Virag) gegründet. Der Schnelltelegraph fand jedoch gerade wegen seiner hohen Geschwindigkeit keine Verbreitung – um die gesamte Kapazität auszunützen, hätte es eines Dutzend Schreiberinnen bedurft.
Die Geschwindigkeit des Schnelltelegraphen wurde in den nächsten 30 Jahren nicht übertroffen "Mit dem Photo-Schnelltelegraph von Pollak und Virag vermag man 3000 Buchstaben in der Minute zu senden. Hier aber kommen die Zeichen nicht gleich in allgemein lesbarer Schrift an. Eine so außerordentliche Schnelligkeit gestattet nicht mehr die Bewegung wirklicher Drucktypen. Bei diesem Apparat wird vielmehr durch die ankommenden Telegraphierströme nur ein ganz kleines Spiegelchen, auf das ein Lichtstrahl fällt, in geringe Schwankungen versetzt. Der zurückgeworfene Lichtstrahl zeichnet die Bewegungen des Spiegelchens auf einem vorbeigleitenden photographischen Film aus, und die Depesche wird aus den auf- und absteigenden Linien gelesen, die der Strahl auf den lichtempfindlichen Film geschrieben hat. Die fabelhafte Geschwindigkeit dieses Apparats steht zu der des Morseklopfers etwa in demselben Verhältnis wie das Dahinrasen eines modernen Schnellzugs zu der Fortbewegung eines Sprengwagens."
Zitiervorschlag
Sender des Schnelltelegrafen von Pollak und Virag, 1898; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2006.468,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/cb035da7-a88d-402b-8612-51926a1b0694 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)