Hersteller
Creed & Co Ltd. (1912, ab 1928 Tochter von ITT)
Verwender
Deutsche Reichspost, Haupttelegrafenamt (HTA) (1918 - 1945)
Frederick G. Creed konstruierte 1902 ein "Hochgeschwindigkeits-Morse-System", mit dem der gesamte Prozess der Vorbereitung, des Sendens und des Empfangs von telegrafischen Nachrichten im Morsecode automatisiert wurde. Es bestand aus einem Lochstreifenstanzer (Perforator) mit Tastatur zum Vorbereiten der Lochstreifen, einem motorisierten Sender zum Abtelegrafieren der Lochstreifen, einem Empfangslocher (Reperforator) zum Stanzen der empfangenen Nachrichten auf Lochstreifen und einem Drucker, der die Lochstreifen mit den empfangenen Morsezeichen in Klartext auf Papierstreifen ausdrucken konnte (Streifendrucker).
Dieser Drucker kann auf Lochstreifen gestanzte Morsezeichen als Klartext auf Papierstreifen ausdrucken. Da Morsezeichen aus einem oder mehreren Punkten oder Strichen in unterschiedlicher Reihenfolge bestehen, besteht die Schwierigkeit für die Mechanik darin zu erkennen, ob ein einzelner Punkt oder Strich zum vorangegangenen Morsezeichen gehört oder zum folgenden, etwa ob die Kombination Punkt-Strich für ein A steht oder der Punkt für ein E und der Strich für ein T. Daher werden vor dem Senden bereits beim Perforieren (Lochen) des Lochstreifens definierte Abstände zwischen denjenigen Morsezeichen eingefügt, die zusammen einen Buchstaben oder Zeichen bilden. Auf dem Lochstreifen werden so die einzelnen Buchstaben bzw. Zeichen deutlich voneinander abgesetzt.
Im Streifenleser des Druckers befinden sich zehn Paare von Abtastnadeln hintereinander, so dass zehn Morsesignale (Punkte oder Striche) gleichzeitig abgetastet werden können. Dort, wo ein Abstand zwischen den Zeichen ist, sind keine Löcher und so können die Abtastnadeln dort nicht durch den Streifen hindurchtreten. Dies sorgt dafür, dass an dieser Stelle ein Blockierhebel in seiner Position bleibt.
Beim anschließenden Vorschub des Lochstreifens wird dieser nur bis zu dieser Position - der Position des Blockierhebels - weiter vorbewegt, denn der Lochstreifen wird nicht kontinuierlich durch den Abtastmechanismus geführt, sondern immer nur abschnittsweise bis zum ersten Blockierhebel bzw. maximal um die zehn Positionen der Abtastnadel-Paare.
So wird der Lochstreifen nur um den Abstand von Lücke zu Lücke in der Lochung des Bandes weiterbewegt, also um die Anzahl von Positionen zusammengehörender Morsezeichen. So "erkennt" die Mechanik die am Anfang der zehn Abtastnadel-Paare liegenden Löcher bis zum ersten Blockierhebel als zusammengehörig. Die durch diese Löcher (Punkte oder Striche) tretenden Abtastnadeln steuern gemeinschaftlich über zugeordnete Hebel die Steuerung eines Typenrades, mit dem dann der entsprechende Buchstabe auf den Telegrammstreifen gedruckt wird.
Dieser Drucker gehört zu dem Empfangslocher Inv.-Nr. 3.0.2628 in unserer Sammlung. In Deutschland wurden die Creed-Geräte ab 1925 vor allem in der Funktelegrafie eingesetzt. Allerding zeigte sich, dass die Drucker anfällig für Übertragungsfehler waren. Atmosphärische Störungen, Fading oder Interferenzen verzerrten die Funksignale, so dass sie vom Mechanismus nicht mehr zuverlässig erkannt wurden. Daher nutzte man in der Funktelegrafie ganz überwiegend Undulatoren oder Recorder als Empfangsgeräte. Deren Wellenlinienschrift musste zwar manuell übertragen werden, wurde aber vom Telegrafenpersonal aber auch bei verzerrtem Empfang zuverlässig erkannt.
Dieses Gerät diente daher zusammen mit dem Locher 3.0.2628 eher dem Empfang über Kabel, etwa in einer Seekabelendstelle.
Zitiervorschlag
Typendrucktelegraf / Streifendrucker für Morseschrift, 1921; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.2627,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/c75f775d-71cc-45b8-b556-636425b3f105 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)