Hersteller
VEB Transformatoren- und Röntgenwerk "Hermann Matern"
Verwender
Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR (1950 - 1990)
Herstellungsort
Dresden, Sachsen, Deutschland
Verwendungsort
Gera, Thüringen, Deutschland
Material
Metall; Kunststoff/Plastik
Farbe
grau; türkis; schwarz
Objektmaß (b x h x t)
387 x 480 x 325 mm
Systematik
Sonstige Sammelgebiete/Abhörgeräte, Überwachungsgeräte, Wanzen/Postkontrolle/Geräte zum verdeckten Öffnen von Briefen
Aufkleber
"Klinikum Berlin-Buch//Inv. Nr.: 08 01 05129//Ger. Nr.: 9960//Anschaffungsjahr 1983"
Aufkleber
"von 118 FN//ist verschrottet//05.02.99"
Zum geheimen Öffnen von Briefen bediente sich das Ministerium für Staatssicherheit verschiedener Methoden und Geräte. Zum manuellen Öffnen von Briefen wurden dabei unterschiedliche Formen von Dampfentwicklern verwendet, unter anderem »Aufdampftöpfe« und Inhalationsgeräte.
Der Inventaraufkleber des Klinikums Berlin-Buch an diesem Gerät ergibt sich aus dem Umstand, dass der Bereich 6 des Klinikums an der Hobrechtsfelder Chaussee das "Krankenhaus des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR" (so der offizielle Titel) beherbergte. Über das Krankenhaus erfolgte wohl zur Verschleierung die Beschaffung von medizinischem Gerät, das für andere Zwecke wie das Öffnen von Briefen zweckentfremdet werden sollte. Die Beschaffung von Inhalationsgeräten von normalen MfS-Dienststellen hätte wohl Fragen aufgeworfen. Dieses Gerät jedenfalls wurde nicht im Krankenhaus verwendet, sondern stammt aus der Bezirksverwaltung (BV) Gera bzw. Kreisdienststelle (KD) Gera des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Die Abteilung M des MfS war zuständig für die umfassende Kontrolle des gesamten DDR-Postverkehrs. Grundsätzlich war die Übergabe der gesamten Post an die Stasi der Bearbeitung durch die Deutsche Post vorgeschaltet. Die Mitarbeiter der Abteilung M traten als Beschäftigte der Post auf, trugen deren Uniformen und erhielten offiziell die gleichen Lohn- und Sozialleistungen. Ihre Arbeitsbereiche waren jedoch streng von der übrigen Post abgeschlossen.
Zunächst sortierten die Stasi-Mitarbeiter alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der »Anschriftenfahndung« befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. Die Briefe wurden dann per Hand geöffnet oder mit speziellen Geräten »aufgedampft«, kopiert, untersucht und wieder verschlossen, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen.
Bis Anfang der 1970er Jahre wurden noch alle Briefe manuell geöffnet und geschlossen. Erst ab 1975 kam der vom »Operativ-technischen Sektor«(OTS) des MfS mitentwickelte Öffnungsautomat 10/10 zum Einsatz. Dieses Gerät wurde mit 300 bis 500 Briefen gefüllt, die über ein Förderband durch die »Dampfstraße« liefen. Im Innern der Maschine erhöhte ein Dampfgenerator die Temperatur auf etwa 100 Grad Celsius und weichte den Klebstoff auf. Im nächsten Schritt öffnete ein Gebläse den Umschlag, bevor er mit warmer Luft getrocknet wurde.
1981 wurden zusätzlich Schließautomaten eingeführt, wodurch die Zahl der verarbeiteten Briefe von 400 auf 1.000 pro Schicht gesteigert werden konnte. In den achtziger Jahren gab es für die Öffnung von Briefen verschiedene Methoden: Normbriefe führten die Stasi-Mitarbeiter einer automatischen Öffnungsanlage zu, die mit heißem Dampf arbeitete und bis zu 600 Briefe pro Stunde öffnen konnte. Daneben gab es Heißdampfanlagen, mit denen ein MfS-Mitarbeiter 400 Sendungen pro Stunde manuell öffnete. Wenn der Brief Fotos oder andere Einlagen enthielt, die heißer Dampf (Dampf um die 100 Grad Celsius) beschädigt, setzte das MfS ein Kaltdampfgerät (Dampf um die 50 Grad Celsius) ein. Als Dampfentwickler dienten so unterschiedliche Geräte wie umgebaute Kochtöpfe (»Aufdampftöpfe«) und Inhalationsgeräte. Mit Heißluftgeräten wiederum wurden selbstklebende Leime und Tesafilm von Briefen abgelöst. Chemische Lösungsmittel wendete das MfS an, wenn die Absender ihre Briefe mit Klebstoff verschlossen hatten.
Die Postkontrolle war für die Stasi nicht nur ein Mittel der Überwachung, sondern auch eine recht lukrative Einnahmequelle, da in Briefen gefundenes Geld und bestimmte Wertgegenstände grundsätzlich entnommen und einbehalten wurden.
Zitiervorschlag
Dampfentwickler "TuR USI 50" zum Öffnen von Briefen, 1983; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2013.322,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/c241ce0a-0a1f-4cf1-a3ee-d7d6b1526cba (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)