Systematik
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Handverschlüsselung/Monoalphabetische Verschlüsselung, Cäsar-Scheiben
Die Verschlüsselungsscheibe aus dem 1. Weltkrieg stammt aus einem Konvolut von Unterlagen einer Minenwerfer-Einheit, die im Sommer 2011 auf einem Flohmarkt erworben wurden. Das Konvolut lässt sich mit ziemlicher Sicherheit Leutnant Kleheker von der Minenwerfer-Abteilung des ab Mai 1918 als Kavallerie-Schützen-Regiment eingesetzten Ulanen-Regiments Nr. 15 zuordnen.
Ein Teil der Unterlagen stammt von der deutschen 8. Armee (8. Armeeoberkommando) in Litauen. Davon sind ein Teil Schulungsunterlagen von der Minenwerfer-Schule der 8. Armee, insbesondere über die Anlage von Minenwerfer-Stellungen. Ein anderer Teil besteht aus mehreren verschiedenen Karten von Minenwerfer-Stellungen an der Düna. Einige Karten sind mit »K.« paraphiert. Soweit datiert, stammen die Unterlagen aus dem Jahre 1918, ein Feuerbefehl von der Minenwerfer-Kompanie 105, u.a. gerichtet an die Minenwerfer-Abteilung des Ulanen-Regiments Nr. 15, stammt vom 17.09.1917.
Der andere Teil der Unterlagen enthält allgemeine Schießanweisungen, konkrete Schießbefehle und Karten von Stellungen aus Frankreich bzw. Flandern. Sie stammen aus dem Jahre 1918. Dies ergibt sich zum einen aus dem Bezug einzelner Unterlagen zur 7. Kavallerie-Schützen-Division, die erst Mitte Mai 1918 aus der 7. Kavallerie-Division gebildet wurde. Die 7. Kavallerie-Schützen-Division war vom 1. Juni bis Mitte Juli 1918 bei Avricourt und dann wieder ab August bis Ende Oktober 1918 an den Abwehrkämpfen in Flandern im Einsatz. Ende Oktober wurde die Division dann wieder in den Raum um Colmar verlegt.
Einige Unterlagen, etwa das »Fernsprech-Schema für M.W. Aufmarsch der 7. Kav. Sch. Div.« sind vom Führer der Minenwerfer-Kompanie 312, Leutnant Hans Killian, unterzeichnet. Der 1892 geborene Killian ist die einzige historisch fassbare Person in dem Konvolut: Killian war Leutnant d. R. beim Feldartillerie-Regiment 76 und nahm im 1. Weltkrieg an der 2. Schlacht von Mülhausen und den Kämpfen im Oberelsass teil. Im Dezember 1914 wurde er Minenwerferoffizier und hatte 1915/16 mit der von ihm geführten Minenwerfer-Abteilung entscheidenden Anteil an der (mehrfachen) Eroberung des Hartmannsweilerkopfs (an der auch Soldaten des Ulanen-Regiments Nr. 15 teilnahmen). 1917 wurde er Minenwerfer-Gebirgsspezialist bei der Heeresgruppe Herzog Albrecht in Straßburg, dann Stabsoffizier der Minenwerfer Nr. 3 der 14. Armee während der Durchbruchsschlacht in den Julischen Alpen. Nach seinem Einsatz an der italienischen Front kehrte er als Führer der Minenwerfer-Kompanie Nr. 312 im Frühjahr 1918 zurück nach Frankreich und machte dann als Führer mehrerer Minenwerfer-Verbände die Kämpfe bei Cambrai und Monchy und die Rückzugskämpfe in Flandern mit.
Ein Begleitschreiben von einem Leutnant Kleheker von der Minenwerfer-Abteilung an das Ulanen-Regiment Nr. 15 legt jedoch nahe, dass die Unterlagen nicht von Killian selbst stammen, sondern für Schulungszwecke bestimmt sind. Hier schließt sich der Kreis, denn das 15. Ulanen-Regiment war von Dezember 1916 bis Frühjahr 1918 an der Ostfront eingesetzt und kämpfte vor Dünaburg. Nach Frankreich zurückverlegt, wurde es Teil der 7. Kavallerie-Schützen-Division und wurde in ein Kavallerie-Schützen-Regiment umgewandelt. Daher darf davon ausgegangen werden, dass das gesamte Material von der (leichten) Minenwerfer-Abteilung des Ulanen-Regiments Nr. 15 stammt.
Zitiervorschlag
zwei Verschlüsselungsscheibe mit Chiffrierunterlagen aus dem Ersten Weltkrieg von der Minenwerfer-Abteilung des Ulanen-Regiments Nr. 15, 1917 - 1918; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2011.1838,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/bf0ed0ba-36ec-431e-a169-e2b762bf4fd6 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)