Hersteller
General Electric Co. (seit 1892)
Hersteller
Honeywell Bull (1970 - 1975)
Verwender
Kurt Karow (1932 - 2011)
Verwender
Milupa GmbH (* 1921)
Verwendungsort
Frankfurt am Main
Material
Kunststoff; Metall
Objektmaß (b x h x t)
480 x 125 x 160 mm
Systematik
Datenkommunikation, Internet/Computer, Rechner, Datenverarbeitung/Speichergeräte, Speichermedien/Lochkarten, Lochkartengeräte/Lochkartenstanzer
Typenschild
"BULL // GENERALN ELECTRIC // MADE IN THE NEDERLANDS // PARIS - FRANCE // MARQUE DEPOSEE ÜAR GENERAL ELECTRIC U.S.A. // TYPE P 80 77 N° 10005121 // SERIES N // TENS V INT. Nomin. A // Nb.FILS Ø ~ Hz" (Vorderseite)
Schild
"Honeywell Bull" (Vorderseite)
Schlagworte
Lochkartentechnik
Mechanische Kartenlocher wie dieser "Lochkartenstanzer P 80" dienten Anfang der 1970er Jahre überwiegend der Erstellung kleiner Lochkartenstapel. Auch für Notfallkorrekturen wurden sie eingesetzt. Dieses Gerät war Teil einer Großrechneranlage der Milupa AG. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main hatte 1969 bereits 18 Niederlassungen in der Bundesrepublik und erwirtschaftete mit rund 1200 Mitarbeitern jedes Jahr mehr als 100 Millionen D-Mark. Die EDV war deshalb ein wichtiges Hilfsmittel, um die Aufträge und die Produktion sowie die Kommunikation innerhalb des verzweigten Unternehmens und die Personaldaten zu bearbeiten. Der genaue Nutzungszusammenhang dieses Lochkartenstanzers lässt sich heute aber leider nicht mehr umfangreich rekonstruieren. Bekannt ist nur, dass Kurt Karow (1932-2011), der das System als "Operator" bediente, das Gerät in den 1980er Jahren mit nach Hause nahm, als eine neue EDV-Anlage mit moderneren Datenspeichern installiert wurde.
Zur Entwicklung des Berufs eines Operators ist die Biografie Karows besonders aufschlussreich. Sein Lebenslauf ist beispielhaft für die Entwicklung der EDV in den Nachkriegsjahrzehnten, für die vielfach Personal geschult und angelernt wurde - in einer Zeit, in der Computer einen ganzen Raum füllten und der "Kollege Computer" eine zunehmend wichtige Rolle in den Unternehmen zu spielen begann. Karow wurde während des Zweiten Weltkriegs aus der Schule genommen und erhielt nach dem Krieg eine Ausbildung als Schreiner in Berlin. Dann war er als Stasi-Spitzel in Ostberlin tätig, bis er sich mit Hilfe eines katholischen Pfarrers nach Köln absetzen konnte. Dort half er die Trümmer der Bombenangriffe zu beseitigen und die Stadt als Bauarbeiter wieder aufzubauen. Anschließend verdiente er sein Geld als Hausmeister und kam so zum Peters Verlag in der Kennedyallee in Frankfurt, wo Anfang der 1960er Jahre im großen Stil auf EDV umgestellt wurde. Weil es dafür noch keine qualifizierten Arbeiter gab, bildete ihn der Verlag durch Schulungen zum Operator der Rechenanlage aus. Ausgebildete Experten waren damals nur die Programmierer, doch für die alltägliche Arbeit mit den Geräten herrschte Fachkräftemangel. Als Teil des computertechnischen Aufschwungs konnte sich Karow dann als Fachkraft weiter bewerben. Er arbeitete zunächst in einer deutschen Niederlassung des Lebensmittelunternehmens Kraft und kam schließlich Anfang der 1970er Jahre als Operator zu Milupa in Frankfurt. Als Teil eines Teams, das die Anlage sieben Tage die Woche rund um die Uhr beaufsichtigte, arbeitete er dort bis 1991.
Die Anlage, zu der auch der "Lochkartenstanzer P 80" gehörte, muss ungefähr zur gleichen Zeit dort angeschafft worden sei, als Karow eingestellt wurde. Möglicherweise hat er das Gerät auch deshalb als persönliches Memento bei der Modernisierung des EDV-Systems "gerettet". Er selbst war Briefmarkensammler und begeisterte sich für "alte" Sachen, die er teils aus Nostalgie und teils aus Interesse an der Geschichte aufbewahrte.
Zitiervorschlag
Lochkartenstanzer "P 80", um 1972; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2022.85,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/bbcb462a-899f-434d-912d-347b7fa41ad3 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)