Diese Figur eines Hermes stand ab 1929 über dem Eingangsportal des Paketpostamtes in der Stolkgasse in Köln. Schöpfer war der Kölner Bildhauer Willy Meller. Dieser hatte bereits 1922/25 eine Hermes-Plastik für das von Paul Bonatz entworfene Gebäude des Stumm-Konzerns in Düsseldorf geschaffen. Der dort in Muschelkalk ausgeführte Hermes weist in Körperbau, Haltung, Gesicht und Hut sehr große Ähnlichkeiten mit dieser Bronzestatue auf.
Der Aufstellort - das Postamt 2 in Köln - wurde zwischen 1927 und 1929 im Anschluss an das Postamt "An den Dominikanern" errichtet. Das viergeschossige Gebäude war 67 Meter lang und nahm in Erdgeschoss die Paketannahme aufnahm, deren Vorhalle für das Publikum den Mittelpunkt des Gebäudes bildete. Im zweiten Obergeschoss befand sich das Zollamt Post. Wichtiger Bauteil war vor allem die große Paketverteilhalle und der große Posthof, in dem der Verkehr der Zustell-Kraftfahrzeuge abgewickelt wurde. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, jedoch wieder aufgebaut. 1984/85 wurde das Gebäude abgerissen, um Platz für einen Neubau des Postamtes Köln 3 zu schaffen. Der Hermes wurde dabei demontiert und wurde später im Baureferat der Post aufbewahrt.
Der Kölner Bildhauer Willy Meller (1887-1974) absolvierte bis 1905 zunächst eine Lehre in der Kölner Bildhauerwerkstatt von Hugo Rothe und besuchte ab 1907 die Kunstgewerbeschule Köln bei Georg Grasegger. Anschließend studierte er an der Münchener Akademie der bildenden Künste bei Erwin Kurz. 1914 war er an der Kölner Werkbundausstellung beteiligt.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges schuf Meller zahlreiche bauplastische Arbeiten, unter anderem mit Paul Bonatz, vor allem aber mit Clemens Klotz. Vor allem schuf Meller zahlreiche Kriegerdenkmäler, mit deren Aussage und Formensprache er sich den Nationalsozialisten empfahl.
So wurde Meller zu den bekanntesten und meistbeschäftigten Bildhauern der NS-Zeit. Bekannt sind vor allem seine Arbeiten für die Ordensburg Vogelsang und die Ordensburg Crössinsee, das Olympiastadion in Berlin und das "Kraft durch Freude-Seebad" Prora auf Rügen. 1937 wurde Meller Mitglied der NSDAP, 1939 wurde er von Hitler persönlich zu dessen 50. Geburtstag zum Professor ernannt. In der Münchner "Grossen Deutschen Kunstausstellung" der Jahre 1940 bis 1944 war Meller mit sieben Arbeiten vertreten. Von Goebbels wurde Meller auf die Liste der »Gottbegnadeten« gesetzt, die von Kriegs- und Rüstungseinsatz freigestellt waren.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte Meller – der sich selbst für unpolitisch und als unbelastet aus der NS-Zeit hervorgegangen hielt – seine Tätigkeit bruchlos fortsetzen. Daher gilt er vielfach als Prototyp jener Kreativen und Karrieristen, die von der NS-Diktatur profitierten und die sich in der Ära Adenauer erfolgreich anpassten.
Zitiervorschlag
Bronzeskulptur eines stehenden Hermes (Merkur), 1929; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2021.628,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/bb5f71db-06a7-4202-b9e6-1dc62381a995 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)