Objekt "Feldpostbrief an die Generäle Hannibal, Tilly, Blücher, Tolbuchin, Guderian, Pawlowski, Westmooreland"
Datierung
1973
Künstler
Karl Schaper (1920 - 2008)
Herstellungsort
Sickte, Niedersachsen, Deutschland
Material
Farbe; Holz
Technik
geschnitzt; bemalt
Farbe
grau; rot; blau
Objektmaß (b x h x t)
430 x 350 x 30 mm
Gewicht
1,55 kg
Systematik
Kunst/Objekt, Installation
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.0.347
Karl Schaper (* 10. April 1920 in Berel bei Salzgitter, † 6. März 2008 in Apelnstedt) war als Maler, Bildhauer, Grafiker und Konzeptkünstler einer der bedeutendsten Vertreter der Abstrakten Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.
1945 bis 1953 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Mataré und in Paris bei Fernand Léger. Schaper hatte während des Zweiten Weltkriegs ein traumatisches Kriegserlebnis, das er immer wieder in seiner Kunst verarbeitet. Karl Schaper war vor allem bekannt durch seine imaginäre Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen auf überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefen. Schapers Kunst ist gesellschaftskritisch, seine künstlerischen Themen zeigen sich politisch engagiert. Karl Schaper lebte viele Jahre in Apelnstedt (Gemeinde Sickte) bei Wolfenbüttel, wo er 2008 auch starb.
Karl Schapers Objekt »Feldpostbrief an die Generäle« zählt zu einer Reihe von Holzpostbriefen, die Anfang der Siebziger Jahren entstanden. Es zeigt einen Brief, der grau bemalt ist, links mit der Aufschrift »Feldpost« und rechts mit einem Phantasiemarkenstempel, der »an die Generäle« adressiert ist. Die Stempelmarke mit der Umschrift »Einheit Feldpost Nr. 14261« imitiert den nationalsozialistischen Reichspoststempel während des Zweiten Weltkriegs. Rechts erscheinen die Namen der Adressaten von Hannibal bis Westmooreland, die sämtlich durchgestrichen und mit einem Vermerk versehen sind, der erklärt, warum dieser Feldpostbrief seine Adressaten nicht erreichen kann, darunter mehrfach »Annahme verweigert«, »unbekannt« oder »nicht zuständig«. Wie bei seinen anderen Holzbriefen lebt auch der vorliegende vom Zusammenspiel der Typografie und eingesetzten Schriftfarben sowie dem Hintersinn, dass die Briefbotschaft an wichtige historische Persönlichkeiten niemals ankommt, da die Umstände des Kriegs oder der Kriegsführung dies verhindern. Zugleich liegt im Spiel mit den teils paradoxen und ironischen Informationen und den Stofflichkeiten des Holzes und der eingesetzten Farbigkeit ein poetischer Ansatz, so dass die Holzbriefe auch als »heimliche Liebeserklärungen an die Poesie« bezeichnet wurden. Das Objekt berührt eines der Hauptthemen im Werk Karl Schapers, das sich kritisch mit den Folgen und den Umständen von Kriegen auseinandersetzt und auf Schapers eigene bittere Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs verweist. Dazu schrieb der Literaturwissenschaftler Paul Raabe 1973 in einem Text über den Künstler: »Karl Schaper korrespondiert mit seiner Umwelt, ein engagierter, Krieg und Zwang hassender, Geschichte unkonventionell, verstehender, seine Zeit bitter und werbend kommentierender Künstler. Er schreibt Holzbriefe in Anbetracht der Holzwege, der abgeholzten Umwelt und der hölzernen Verhältnisse.« Anders als bei anderen offenen Holzbriefen mit Zeilen auf der Rückseite innerhalb des geöffneten und daher offenen Briefes, ist der Feldpostbrief geschlossen, der Inhalt unbekannt. Schapers Holzbriefe, Holzpostkarten und Zahlscheine aus Holz bewegen sich zwischen Malerei, Objektkunst und Skulptur – die einzelnen Bildmedien treten gleichberechtigt nebeneinander. Der vorliegende Feldpostbrief fällt in die Anfänge der Siebziger Jahre, in denen Schaper sich nach einer Zeit abstrakten Experimentierens in Installationen und Objekten wieder der Gegenständlichkeit zuwandte.
1945 bis 1953 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Mataré und in Paris bei Fernand Léger. Schaper hatte während des Zweiten Weltkriegs ein traumatisches Kriegserlebnis, das er immer wieder in seiner Kunst verarbeitet. Karl Schaper war vor allem bekannt durch seine imaginäre Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen auf überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefen. Schapers Kunst ist gesellschaftskritisch, seine künstlerischen Themen zeigen sich politisch engagiert. Karl Schaper lebte viele Jahre in Apelnstedt (Gemeinde Sickte) bei Wolfenbüttel, wo er 2008 auch starb.
Karl Schapers Objekt »Feldpostbrief an die Generäle« zählt zu einer Reihe von Holzpostbriefen, die Anfang der Siebziger Jahren entstanden. Es zeigt einen Brief, der grau bemalt ist, links mit der Aufschrift »Feldpost« und rechts mit einem Phantasiemarkenstempel, der »an die Generäle« adressiert ist. Die Stempelmarke mit der Umschrift »Einheit Feldpost Nr. 14261« imitiert den nationalsozialistischen Reichspoststempel während des Zweiten Weltkriegs. Rechts erscheinen die Namen der Adressaten von Hannibal bis Westmooreland, die sämtlich durchgestrichen und mit einem Vermerk versehen sind, der erklärt, warum dieser Feldpostbrief seine Adressaten nicht erreichen kann, darunter mehrfach »Annahme verweigert«, »unbekannt« oder »nicht zuständig«. Wie bei seinen anderen Holzbriefen lebt auch der vorliegende vom Zusammenspiel der Typografie und eingesetzten Schriftfarben sowie dem Hintersinn, dass die Briefbotschaft an wichtige historische Persönlichkeiten niemals ankommt, da die Umstände des Kriegs oder der Kriegsführung dies verhindern. Zugleich liegt im Spiel mit den teils paradoxen und ironischen Informationen und den Stofflichkeiten des Holzes und der eingesetzten Farbigkeit ein poetischer Ansatz, so dass die Holzbriefe auch als »heimliche Liebeserklärungen an die Poesie« bezeichnet wurden. Das Objekt berührt eines der Hauptthemen im Werk Karl Schapers, das sich kritisch mit den Folgen und den Umständen von Kriegen auseinandersetzt und auf Schapers eigene bittere Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs verweist. Dazu schrieb der Literaturwissenschaftler Paul Raabe 1973 in einem Text über den Künstler: »Karl Schaper korrespondiert mit seiner Umwelt, ein engagierter, Krieg und Zwang hassender, Geschichte unkonventionell, verstehender, seine Zeit bitter und werbend kommentierender Künstler. Er schreibt Holzbriefe in Anbetracht der Holzwege, der abgeholzten Umwelt und der hölzernen Verhältnisse.« Anders als bei anderen offenen Holzbriefen mit Zeilen auf der Rückseite innerhalb des geöffneten und daher offenen Briefes, ist der Feldpostbrief geschlossen, der Inhalt unbekannt. Schapers Holzbriefe, Holzpostkarten und Zahlscheine aus Holz bewegen sich zwischen Malerei, Objektkunst und Skulptur – die einzelnen Bildmedien treten gleichberechtigt nebeneinander. Der vorliegende Feldpostbrief fällt in die Anfänge der Siebziger Jahre, in denen Schaper sich nach einer Zeit abstrakten Experimentierens in Installationen und Objekten wieder der Gegenständlichkeit zuwandte.
Zitiervorschlag
Objekt "Feldpostbrief an die Generäle Hannibal, Tilly, Blücher, Tolbuchin, Guderian, Pawlowski, Westmooreland", 1972; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.347,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/b8e30886-93ec-4f9a-ba35-54385808af33 (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)