Hersteller
Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH (1923 - 1955)
Hersteller
Siemens & Halske AG (1897 - 1966)
Vertrieb
Deutsches Nachrichtenbüro GmbH DNB (1933 - 1945)
Geografischer Bezug
Berlin, Deutschland
Material
Metalle, Bakelit, Kunststoffe
Farbe
Silberfarben, grau, braun schwarz
Systematik
Funk/Funkfernschreiben/Pressefunk-Empfänger
Funk/Funkfernschreiben/Typenbildschreiber ⁄ Hell-Schreiber
Inventar-Nr.
4.2009.300.0
Pressefunkempfänger sind für einen kleinen Frequenzbereich im heutigen Mittelwellenband ausgelegt. Auf dieser besonderen Welle wurde das amtliche Nachrichtenmaterial durch den Pressefunk gesendet. Die Ausstrahlung erfolgte als Sprechfunk (wie im Radio wurden die Nachrichten verlesen) über den Sender Nauen. In den Redaktionen mussten die Sendungen mitstenografiert werden.
Zwischen 1919 und 1923 war das Radio einer (staatlichen) Nachrichtenagentur nicht unähnlich. In der Anfangsphase des Rundfunks war dieser noch nicht öffentlich. Informationen wurden zusammengetragen und nur bestimmten Abnehmern (Redaktionen) zur Verfügung gestellt. Die Sendeanlagen befanden sich im Besitz der Reichspost. Die für die Inhalte verantwortlichen Funkdienste waren zwar von der Reichspost unabhängig, jedoch in staatlichem Besitz. Die Ausstrahlung der Nachrichten besorgte zunächst der "Eildienst", ein Funkdienst zur Verbreitung von Wirtschaftsnachrichten.
Im Oktober 1923 übernimmt der "Drahtlose Dienst. Aktiengesellschaft für Buch und Presse" (DRADAG, ebenfalls im Reichsbesitz) die Verbreitung von Tagesnachrichten und politischen Inhalten (vorwiegend für den gerade gegründeten Rundfunk). Die Nachrichten wurden über die Pressefunkfrequenz an die regionalen Rundfunk-Sendegesellschaften verteilt.
Die regionalen Rundfunkgesellschaften durften nur die politischen Nachrichten der "DRADAG" (die nun als offizielle Nachrichtenstelle des Reichsministerium des Inneren fungierte) senden. Die DRADAG war sogar befugt, die Verbreitung bestimmter Nachrichten im Rundfunk anzuordnen. Man sprach von "Auflagenachrichten", die ungekürzt gesendet werden mussten. Dagegen konnten die Zeitungsredaktion noch entscheiden, welche der DRADAG-Nachrichten sie druckten oder nicht.
Parallel zur DRADAG gab es ab 1928 noch einen zur Nachrichtenagentur "Telegraphen-Union" gehörenden allgemeinen Weltnachrichtendienst, den TU-Pressefunk. Die "Telegraphen-Union" gehörte zum Pressekonzern des rechtsnationalen Politikers Alfred Hugenberg.
Dieser Pressefunk-Empfänger - der E 38 - wurde vom Deutschen Nachrichtenbüro (DNB) vertrieben und stand während des Dritten Reiches in vielen Redaktionen und Parteidienststellen. Das DNB war die offizielle, zentrale Presseagentur des Dritten Reichs. Es entstand am 5. Dezember 1933 aus dem Zusammenschluss des Wolffschen Telegraphen Bureaus (WTB) und der Telegraphen-Union, den beiden größten Nachrichtenagenturen im Deutschen Reich während der Weimarer Zeit. Äußerlich als unabhängiges, privatwirtschaftliches Unternehmen getarnt, befand es sich faktisch im Besitz des Reiches und war der Pressestelle der Reichsregierung unterstellt, die zur Abteilung IV des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda gehörte. Das DNB bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges; am 2. Mai 1945 stellte die letzte Zweigstelle in Hamburg ihren Dienst ein. An Zeitungen und Redaktionen wurden die Nachrichten über Pressefunk verteilt. Wie bei den Pressefunk-Empfängern während der Weimarer Republik wurden die Meldungen verlesen und in den Redaktionen dann mitstenografiert (insbesondere für die Auslandsdienste in verschiedenen Fremdsprachen). Erst später wurden die Pressefunk-Empfänger des DNB mit einem Hell-Schreiber betrieben, die Nachrichten also in schriftlicher Form als Telegrafen-Signal ausgestrahlt. Nach 1945 wurden die Empfänger auch für die Dienste neu gegründeter Nachrichtenagenturen wie DPA weitergenutzt, bevor die Agenturen dazu übergingen, ihre Meldungen über Fernschreiber zu verbreiten.
Zitiervorschlag
Pressefunk-Empfänger "Telefunken E 38" mit Siemens-Hellschreiber, um 1940; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2009.300.0,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/b170f8bc-6cf7-4726-abc0-e9ddab0daff3 (zuletzt aktualisiert: 8.10.2024)