Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Berlin, aber auch in anderen Teilen Deutschlands (z. B. Gau Hessen-Nassau, Ruhrgebiet, Raum Emden) Drahtfunksender betrieben, um die Bevölkerung während der Angriffe feindlicher Flugzeuge über die Luftlage zu unterrichten. Die regulären Rundfunksender waren während dieser Zeit abgeschaltet, damit sie nicht von den feindlichen Bombern zur Orientierung benutzt werden konnten.
In den Kriegsjahren wurde über den Drahtfunk außer dem Deutschlandsender zunächst nur noch das einheitliche Reichsrundfunkprogramm eingespeist. Die Reichspost stellte nach 1942 alle drei Kanäle in den Dienst der Luftwarnung. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Signal nicht nur an die amtlich an den Drahtfunk angeschlossenen Fernsprechleitungen eingespeist, sondern es wurde in das gesamte Netz gesendet, um die Luftlagemeldungen zu verbreiten.
In diesem Empfänger wurden Militärbauteile verwendet: Das Gehäuse ist von einem Feldtelefon aus dem 2. Weltkrieg, zur Gleichrichtung dient ein Selengleichrichter, als Röhren wurden eine Telefunken NF2-Pentode als Hochfrequenzverstärkung und eine LV1-Pentode als Endverstärker verwendet. Letztere trägt den BAL-716-Stempel. Sie stammt damit aus Luftwaffeneigentum und war keinesfalls für den zivilen Gebrauch bestimmt. Typischerweise wurde diese Röhre in Funkgeräten verbaut. Diese Konfiguration und die Weiterverwendung gebrauchter Bauelemente in neuer, selbstentworfener Schaltung deutet auf einen der prototypischen Radiobastler dieser Zeit hin, der im 1. WK als Funker bereits mit solchen Bauteilen und Schaltungen Erfahrung sammelte. Auf die innere Schönheit ist nicht viel Wert gelegt worden und auf das Umbinden der Isolierung, um diese vor dem Aufribbeln zu schützen, wurde komplett verzichtet. Die verwendeten Bauelemente lassen eine Datierung auf die letzten Kriegsjahre beziehungsweise die ersten Nachkriegsjahre zu, in denen noch ein eklatanter Mangel an Gütern herrschte.
Zitiervorschlag
Selbstgebauter Drahtfunkempfänger im Gehäuse eines Feldfernsprechers, 1945 - 1950; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2016.444,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/aa063968-93b0-458c-a0f3-698d64d9f7ca (zuletzt aktualisiert: 4.0.2025)