Hersteller
Creed & Co Ltd. (1912, ab 1928 Tochter von ITT)
Verwender
Deutsche Reichspost, Haupttelegrafenamt (HTA) (1918 - 1945)
Verwender
Deutsche Post der DDR, Funkamt Berlin
Herstellungsort
London
Verwendungsort
Berlin
Material
Metall; Glas; Kunststoff
Farbe
schwarz; grau; messingfarben
Objektmaß (b x h x t)
285 x 190 x 220 mm
Systematik
Telegrafie/Morsetelegrafie/Morseschriftgeber
Funk/Funktelegrafie/Lochstreifengeber ⁄ Morsegeber für Funktelegrafie
Firmenschild
"CREED & Co Ltd. // LONDON ENGLAND // BRIT . PAT. No 191772 // No 1171" (Vorderseite)
Aufkleber
"Funkamt Berlin // B II 2i" (Vorderseite)
Beschriftung
"MANUFACTURED IN ENGLAND" (seitlich)
Firmenschild
"The Croydon Motor // No 9446 // IP 03 // SPEED 750 // VOLTS 100/10 // AMPS // CYCLES // MADE IN CROYDON ENGLAND:"
Frederick G. Creed konstruierte 1902 ein "Hochgeschwindigkeits-Morse-System", mit dem der gesamte Prozess der Vorbereitung, des Sendens und des Empfangs von telegrafischen Nachrichten im Morsecode automatisiert wurde. Es bestand aus einem Lochstreifenstanzer (Perforator) mit Tastatur zum Vorbereiten der Lochstreifen, einem motorisierten Sender zum Abtelegrafieren der Lochstreifen, einem Empfangslocher (Reperforator) zum Stanzen der empfangenen Nachrichten auf Lochstreifen und einem Drucker, der die Lochstreifen mit den empfangenen Morsezeichen in Klartext auf Papierstreifen ausdrucken konnte (Streifendrucker). Letzteres blieb - zumindest in Deutschland - die Ausnahme.
Tastenlocher nach dem System Creed erleichterten die Arbeit beim Erfassen der aufgegebenen Telegramme: Mit einer Schreibmaschinentastatur wurde der Text der Nachricht eingetippt und als Morsezeichen zweireihig in einen Papierstreifen gestanzt – wie beim Wheatstone-System für Wechselstromtelegrafie auf Unterseekabeln. Löcher in der oberen Reihe bedeuten Punkte, in der unteren dagegen Striche. Eine mittlere Lochreihe mit kleinen Löchern dient zum Vorschub des Streifens. Die Tastenlocher konnten von ungelernten Kräften bedient werden; auch konnten mehrere Personen gleichzeitig Telegramme erfassen. Die langen Streifen mit den eingestanzten Telegrammen wurden - oft auch aneinandergeklebt - über Streifengeber eingelesen und abtelegrafiert.
In Deutschland wurden Creed-Lochstreifensender in der Funktelegrafie genutzt, während man in den Seekabelendstellen bei den vorhandenen Wheatstone-Lochstreifengebern blieb. Die kräftig motorisierten Creed-Lochstreifengeber konnten die Lochstreifen mit einem Vielfachen der normalen Sendegeschwindigkeit abtelegrafieren.
Bereits 1913 hatte Creed die Hochgeschwindigkeitsübertragung von Morsesignalen über Funk erfolgreich demonstriert. Ab 1925 wurde der Funktelegrafiedienst in Deutschland auf dieses übertragungssichere Creedsystem umgestellt, denn bei Übertragungsstörungen konnte die Übermittlung problemlos und mehrfach wiederholen. Als Empfänger nutzte man Undulatoren (Hochgeschwindigkeits-Wellenlinienschreiber), denn der Creed-Drucker war anfällig für Übertragungsfehler infolge atmosphärischer Störungen. Die Geräte wurden sowohl im von der Reichspost betriebenen Funktelegrammdienst mit 16 europäischen Hauptstädten wie auch im kommerziellen Überseefunk verwendet, der von der »Transradio AG« abgewickelt wurde.
Deren gesamte Betriebsdienst wurde 1923 in den Räumen des Postfuhramtes Berlin zentralisiert und 1931 in das Haupttelegrafenamt Berlin verlegt. Die dort vorhandenen 22 Sendeplätze und 44 Empfangsplätze, die täglich 1500 bis 2000 Telegramme abwickelten, wurden zum 1. Januar 1932 von der Reichspost übernommen.
Zitiervorschlag
Lochstreifensender / Lochstreifengeber "Morse Automatic Transmitter No 11" für Lochstreifen in Morseschrift, ab 1925; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.2376,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/9ac05062-36ab-4dea-8cb2-9f1e6b538406 (zuletzt aktualisiert: 13.0.2025)