Verleger
Samuel William Fores (1761 - 1838)
Erfinder
George Murray (1761 - 1803)
Herstellungsort
London, Verinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland (UK)
Farbe
beige; schwarz; weiß
Objektmaß (b x h x t)
430 x 25 x 260 mm
Systematik
Telegrafie/Optische Telegrafie/Flügeltelegraf, Semaphor
Kunstgewerbe/Postalisches Motiv auf Gebrauchsgegenstand/Motiv Telegrafie
Beschriftung
"View of the TELEGRAPH erected on the ADMIRALTY HOUSE."
beschriftet
"Enter'd at Stationers Hall by the Proprietor July 1796"
Der Damenfächer zeigt zentral ein Stationshaus mit dem Aufbau eines optischen Telegrafen, wie er von 1795/96 bis 1816 an der Südküste Englands in Gebrauch war. Rechts und links von der zentrealen Abbildung erläutert ein Text die Funktionsweise dieses von Lord George Murray (1761 - 1803) erfundenen optischen Telegrafensystems. Umrahmt wird der Text von kleinen Abbildungen des Telegrafen, die mit jeweils unterschiedlichen Klappenstellungen die ersten 17 Buchstaben des Alphabets von A bis R zeigen.
Der Fächer zeigt zum einen, auf welches Interesse Murrays Klappentelegraf in der Gesellschaft stieß. Sein Six-Shutter-Semaphor umfasste sechs achteckige Tafeln, die in zwei senkrechten Reihen in einem Holzturm angeordnet waren. Jede Klappe war über Seile und Rollen horizontal schwenkbar. Aus der Entfernung betrachtet ergab sich so ein Bild aus dunklen und hellen Flächen. Den 64 möglichen Zeichen war eine bestimmte Bedeutung zugeordnet, neben Buchstaben und Ziffern wurden auch einige Betriebssignale so dargestellt. Vom Stationsgebäude aus konnte mittels eines Fernrohrs die Nachbarstation beobachtet und die dortige Einstellung am Telegrafen abgelesen und dann nachgestellt werden. So pflanzte sich ein Signal von Station zu Station fort.
Eine doppelte Bedeutung hat allerdings die Abbildung des Telegrafen auf einem Fächer, denn Ende des 18. Jahrhunderts dienten die Faltfächer nicht nur dazu, sich kühle Luft zuzufächeln. Auf Bällen und bei anderen gesellschaftlichen Ereignissen konnten Damen - die von sich aus keinen Kontakt zum anderen Geschlecht aufnehmen durften - mit Hilfe ihres Fächers und der Haltung des Fächers mehr oder weniger komplexe Botschaften an (mögliche) Verehrer senden.
Die Abbildung des optischen Telegrafen auf diesem Fächer ist ein subtiler Hinweis, dass der Fächer als Konversationsfächer dient und ebenfalls wie ein Semaphor genutzt wurde. So war eingeweihten Anwesenden klar, dass die Handgesten der Trägerin nicht zufällig waren, sondern in codierter Form bestimmte Absichten signalisieren sollten.
Zitiervorschlag
Fächer mit Abbildung eines optischen Telegrafen nach Murray "View of the Telegraph erected on the Admiralty House", 1796; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2021.554,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/9765e978-9c7e-42d3-9302-c0a9d3523b4a (zuletzt aktualisiert: 8.10.2024)