Der künstlerische Autodidakt wurde 1941 in Brüssel geboren. Er studierte Kunstgeschichte an der Université Libre de Bruxelles. Nach 1965 arbeitete Jacques Lennep als Konservator für Moderne Kunst an den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel.
Das Bild besteht aus drei Ebenen: Einem realistischen Telefonstillleben, das scheinbar die ganze Fläche einnahm, aber mit breitem Pinsel in Schwarz übermalt wurde, so dass nur noch etwa das untere Drittel zu sehen ist. Oben rechts erscheint, ebenfalls zum Teil vom Schwarz überblendet, ein französisches Textfragmenten auf weißem Grund. In Verbindung mit dem Bildausschnitt unterhalb der schwarzen Fläche, beginnt der Betrachter eine Geschichte zu entwickeln. Dort liegt hinter einem Notizblock der Hörer neben der Gabel. Auf dem weißen Papier steht die Nummer 5326073, direkt daneben liegt ein Bleistift. Die Kombination von realistisch gemalten Gegenständen mit mal größer, mal kleiner ausfallenden Flächenübermalungen und handgeschriebenem Text als einer weiteren, losgelösten Bildebene ist Werken dieser Serie eigen. In anderen Gemälden ist es ein Fotoapparat, ein paar Banknoten, eine Zigarettenschachtel und ein Portemonnaie oder auch etwas Obst. Aus demselben Jahr stammt das Ölgemälde »rupture«, das in ähnlicher Komposition ebenfalls ein Telefon mit ausgehängtem Hörer in Schrägstellung am rechten Bildrand zum Ausgangspunkt der Komposition macht. Lennep kombiniert wenige Objekte mit einigen Wortfetzen. Zusammen regen sie den Gedankenfluss an. Spekulationen darüber, wie die Wörter mit den Gegenständen in Verbindung stehen, sind vom Künstler gewollt. Im vorliegenden Gemälde heißen sie übersetzt: »Nein, es ist aus … Warum… Ich habe keine Lust mehr zu drängen. Weder Morgen, noch später … aber ich finde, dass… " (»Non, c’est fini … pourquoi … Je n’ai plus envie la d’insister. Ni demain, ni aprés … mais je trouve qu’il«). Lennep spricht in diesem Zusammenhang von der Koexistenz mehrerer Realitäten. Zum einen von der malerischen Qualität, d. h. dem Illusionismus einzelner Motive. Diesem Fotorealismus wirkt der Auftrag der reinen schwarzen Farbe entgegen. Sie zeigt im doppelten Sinne die Botschaft, dass es sich um etwas Gemaltes handelt. Gleichzeitig kommt ihr eine metaphorische Bedeutung zu. Indem sie einen Teil des Bildes verdeckt, verleiht sie dem Geschehen etwas Rätselhaftes. Zur Erzählung wird das Bild durch den Text. Die Wortfetzen an sich sind eher bedeutungslos, erst in Verbindung mit den Objekten werden sie mit Inhalt gefüllt. Offenbar handelt es sich um die Fetzen eines Telefongesprächs, bei dem nur ein Teilnehmer spricht. Dies drückt sich im ausgehängten Hörer, dem fragmentarisch aufnotierten Gespräch und dem Notizblock mit der Telefonnummer aus. Lennep konzipiert seine Bilder als Geschichte, die sich der Betrachter ausdenkt. Nach dem Diplom an der École supérieure des arts décoratifs 1960 studierte Lennep noch vier Jahre Philosphie, Archäologie und Kunstgeschichte, bevor er als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete. Seine praktischen Arbeiten im Bereich der bildenden Kunst wurden von kleineren Publikationen, in denen er sich auch mit den Künstlern Marcel Duchamp und René Magritte auseinandersetzte, begleitet. In den frühen 70er Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Videokunst, 1976 begann er wieder zu malen. Bis 1981 entstanden monochrome Bilder. Danach verabschiedete er sich von der ungegenständlichen Malerei und widmete sich einfachen Kompositionen, in denen die Konfrontation von Bild und Text eine zentrale Rolle spielen.
Zitiervorschlag
Gemälde "Le Téléphone", 1982; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.827,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/94e3f69e-ed70-42ea-bd00-563fcb13a67f (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)