Das "Alcatel A3" wurde 2017 auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt - zusammen mit dem "Alcatel A5", das durch seine LED-Beleuchtung auf der Rückseite überraschte und seinem kleinen Bruder die Show stahl. Das »Alcatel A3« mit einem 1,5 GB Arbeitsspeicher, 16 GB internem Speicher und einem Quad-Core-Prozessor richtete sich durch den günstigen Preis von 149 EUR gezielt an junge Menschen. Mit einer 13-Megapixel Rückkamera und einer 5-Megapixel Frontkamera mit eigenem LED-Blitz galt das Gerät als Einsteigermodell für Social-Media-Nutzer:innen. Sein seitlicher Metallrahmen machte es zu einem vergleichsweise robusten Gerät. Es war in den Farben schwarz oder weiß erhältlich.
Das Smartphone als Tor in die Welt kann für junge Nutzer:innen allerdings auch ein Problem darstellen. Das verdeutlicht die Nutzungsgeschichte dieses Smartphones, das von 2017 bis 2019 von einem Minderjährigen benutzt wurde. Ein wesentlich älterer Verwandter - der Mann der Tante des Jungen - kommunizierte mit ihm über dieses Handy. Das Verhältnis war zunächst unscheinbar, doch entwickelte sich dann aufgrund von Geschenken und finanziellen Zuwendungen zu einer seltsamen und schließlich bedenklichen Abhängigkeit. Die Mutter verbot daraufhin den Kontakt, doch der unliebsame Verwandte, ein IT-Experte, verschaffte sich durch die Installation einer zweiten SIM-Karte weiterhin die Möglichkeit den Jugendlichen zu kontaktieren. Auch über Chat-Foren trat er mit ihm unbemerkt in Kontakt. Der Kontakt, der als analoges "Spionageabenteuer" mit heimlichen Briefkästen begann, die das Interesse des Jugendlichen besonders angesprochen hatten, entwickelte sich dadurch über die technischen Möglichkeiten zu einer bedrohlichen Heimlichkeit, hinter der auch eine sexuelle Bedrohung vermutet wurde. Obschon der Kontakt ausdrücklich verboten war, ermöglichte das Smartphone das Verbot perfide zu umgehen und den Jugendlichen weiter zu manipulieren.
Die Macht der Anderen und die eigene Ohnmacht zeigt sich an diesem Beispiel besonders deutlich. Nicht nur die medialen Inhalte, die sie z.B. in den Sozialen Medien zu befürchten haben, für die das "Alcatel A3" explizit ausgerichtet war, auch die Geräte selbst können zu bedrohlichen Situationen führen. Selbst im unmittelbaren familiären Umfeld können sie (unsichtbare) Brücke für heimliche und ungewünschte Zuwendungen dienen. Heute hat auch der Jugendliche rückblickend die Manipulation durchschaut. Damals haben aber weder er noch seine Eltern den digitalen Lauschangriff bemerkt. Erst als sie zufällig die zweite SIM-Karte fanden, die unbemerkt installiert worden war.
Zitiervorschlag
Smartphone "Alcatel A3" (TCL 5046D), 2017; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2022.86,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/8edd80f5-2b0d-4e76-87f0-7f9155502851 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)