Neo Rauch wurde 1960 in Leipzig geboren. Er studierte 1981 bis 1986 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Bernhard Heisig und Arno Rink. Von 1986 bis 1990 war er Meisterschüler bei Bernhard Heisig. Rauch lebt und arbeitet in Leipzig.
Das Gemälde »Nachricht« entstand im Auftrag der Museumsstiftung Post und Telekommunikation anlässlich der Wiedereröffnung des Museums für Kommunikation Berlin. Kommunikation ist Hochspannung: Ein Mann in der Kleidung eines Flugzeugpiloten und eine Frau als Boten mit Hochspannungstelegrammen in der Hand kreuzen ihren Weg und schweben dabei in verschiedene Richtungen eine ins Ungewisse führende Treppe empor. Die Treppe bricht mitten im Bild ab und die »Kuriere« berühren sie nicht einmal mit den Füßen. Die Komposition ist offen und die einzelnen Motive sind nicht optisch miteinander verbunden. Dadurch wird kein reales Schreiten suggeriert, sondern ein Moment im zeitlosen Raum, der sich nicht eindeutig bestimmen lässt. Diese Unbestimmbarkeit verstärkt der Bildraum, der sich einzig aus opaken Farbfeldern in Blau, Gelb und Ocker im Hintergrund konstituiert und so nicht näher definiert ist. Das Überbringen von »Nachrichten« vollzieht sich in einem prozessualen und überzeitlichen Sinne und fern einer festgelegten Ikonografie. Zwei Sprechblasen sind den Personen zugeordnet. Während die Linke leer bleibt, erscheint in der rechten die Treppe des Museums für Kommunikation Berlin. Sie scheint Ausdruck des Übergangs zu sein, zugleich Referenz an das Museum. Sie symbolisiert die Verbindung zwischen verschiedenen Raum- und Zeitebenen. Der Funkturm am rechten Bildrand steht mit Bezug auf die Gesamtdarstellung für »Senden« und »Empfangen«.
Neo Rauchs Malerei weist eine figurative Bildsprache auf, die surreale Elemente ebenso wie die »Agitprop-Montagen« des Sozialen Realismus, Comic-Elemente und Aspekte der internationalen Farbfeldmalerei einbezieht. Die Darstellungen verweigern sich mit ihren irrealen Bezügen logischer Nachvollziehbarkeit. Gleichzeitig bewahren die Werke malerisch ihre Eigengesetzlichkeit, indem sich, ähnlich wie im Gemälde »Nachricht«, die Kompositionen nach außen öffnen, Farbflächen hervorgehoben werden und voneinander abweichende, divergierende Fluchtlinien innerhalb des Bildes die realen Perspektiven verschieben. Sie bleiben damit einer konstruierten künstlichen Welt verhaftet und erhalten gerade dadurch ihre starke Suggestion. Das Gemälde »Nachricht« weist als Auftragswerk im Gegensatz zu anderen Werken zwar konkretere Bezüge zum Auftraggeber und zum Thema Kommunikation auf, die Darstellung legt jedoch keine bestimmte Interpretation nahe, der sich die einzelnen Motive unterordnen.
Zitiervorschlag
Gemälde "Nachricht", 1999; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.1790,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/8440f1f6-50be-41c6-8d02-4e3a6fba1f36 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)