Hersteller
Franz Mosenthin Eisenbaufabrik und Eisengießerei (gegr. 1864)
Herstellungsort
Leipzig, Sachsen, Deutschland
Material
Metall; Glas; Holz
Objektmaß (b x h x t)
1000 x 2750 x 1000 mm
Systematik
Drahtgebundene Telefonie/Öffentliche Fernsprecher/Fernsprechzellen, Telefonhäuschen, Telefonhauben
In Leipzig führt die hohe Nachfrage nach öffentlichen Sprechstellen zu Messezeiten zur Aufstellung von neuen Straßensprechstellen. In der Zeitschrift »Telegraphen-Praxis« berichtet die Oberpostdirektion 1926 über die Aufstellung von zunächst vier neuen Häuschen – der Bedarf wird auf 75 geschätzt, was aber aus Kostengründen vorerst nicht realisiert werden kann. In Absprache mit den städtischen Behörden wird vereinbart: »1. Die Grundfläche der Zellen soll möglichst nicht größer als 1 m im Quadrat sein; 2. die einzelnen Standorte sind von den Beauftragten der Deutschen Reichspost mit den zuständigen städtischen Behörden von Fall zu Fall besonders zu vereinbaren und so zu wählen, dass die Fernsprechzellen nicht störend im Städtebild und nicht verkehrshindernd wirken; 3. die Außenflächen der Zellen dürfen der Postreklame nicht nutzbar gemacht werden; 4. es sind möglichst Zellen aus Eisen mit Drahtglasfenstern aufzustellen.«
Die in Leipzig ansässige Eisenbaufabrik und Eisengießerei Franz Mosenthin liefert die neuen Modelle. Auf einem Betonfundament mit den Einführungen für das Fernsprech- und das Lichtkabel liegt der Kunststeinsockel für den eisernen Aufbau. Der Fußboden ist aus in Zement eingelegtem Kleinpflaster mit leichtem Gefälle zur Tür, damit Schmutz leicht hinausgekehrt oder –gespült werden kann. Die eigentliche Zelle besteht aus einem eisernen Gerippe mit vier breiten und vier schmalen Seitenfeldern, die jeweils durch waagerecht umlaufende Sprossen gegliedert sind. Die Seitenwände sind mit grünem Drahtglas versehen, nur die unterste Reihe hat zum Schutz eine Eisenblechfüllung. Die oberste Reihe ist in rotem Glas mit weißer Aufschrift »Öffentliche Sprechstelle«; die Beschriftung ist durch die Zellenbeleuchtung auch nachts gut zusehen. Ein kleines Spitzdach aus Kupfer schützt das Häuschen. Der Farbanstrich ist außen blau, innen weiß. Zur Innenausstattung gehören der Münzfernsprecher, ein Wertmarkengeber (für die inflationsbedingt eingeführten Telefonmünzen), eine Schreibtafel sowie ein eiserner Schrank für die Technik (Steuerung der Zellenbeleuchtung, Stromzähler, Sicherungen).
Die Verwendung von Glas für die Seitenwände und die nächtliche Beleuchtung der Zellen sollte vor Überfällen schützen und sicherstellen, dass »sowohl bei Tage als besonders auch bei Nacht (…) von außen eine Beobachtung der Vorgänge in der Zelle stattfinden (kann) – die Zellen stehen also gewissermaßen dauernd unter dem Schutze des Wachpersonals und des Publikums«.
Zitiervorschlag
Fernsprechhäuschen FeH 27, ab 1927; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.30589,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/7c883ce2-34d9-477e-9431-fb03e7adca57 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)