Diese Telegrafenstation mit Reliefschreiber, Taste und Relais für den Lokalstromkreis ist baugleich zu den Geräten auf der 1847 eröffneten Linie Hamburg-Cuxhaven und gehört damit zu den ältesten europäischen Morsetelegrafen überhaupt (baugleich mit den in der Sammlung vorhandenen Schreibern 4.0.33190 und 4.0.33813).
Nach einem Schreiben von Samuel Morse an den amerikanischen Botschafter in Wien kamen William Robinson und sein Stiefsohn Charles B. Robinson im Mai 1847 nach Europa, im Gepäck zwei von Samuel Morse stammende Morseapparate (in der Bauweise von 1846). Es handelte sich um Morseschreiber aus der Werkstätte von Chubbuck in Utica, New York mit zugehörigem »Stromschlüssel« (später als »Morsetaste« bezeichnet) und Relais sowie galvanischen Batterien nach Grove. Die Robinsons kannten die verschiedenen Schaltungsschemata der amerikanischen Telegrafenlinien und waren mit dem Telegrafenbetrieb vertraut. Morse beklagt sich, dass die Robinsons ohne seine Erlaubnis nach Europa reisten.
Sie machten zunächst Station in Hamburg, wo sie in Zeitungen nach Interessenten suchten. 1847 verkauften sie zwei Apparate an das Königreich Hannover; die Hannoversche Staatsbahn legte 1847 die erste Morse-Telegrafenlinie in Europa an; 1847/48 waren sie an der Einrichtung der Linie Hamburg-Cuxhaven beteiligt (die von Clemens Gerke geleitet wurde), und verkauften zur gleichen Zeit zwei Apparate für die Linie Bremen-Bremerhaven (die ab 1846 ursprünglich mit Zeigertelegrafen betrieben wurde). So spielten die Robinsons bei der Einrichtung der ersten Telegrafenlinien in Deutschland eine zentrale Rolle.
1848 wurden zwei Telegrafen vom Königreich Preußen für die Linie Berlin-Köln (Deutz) zunächst auf Probe gekauft. Nachdem die Versuche erfolgreich verliefen, wurden beide Robinson-Apparate als Muster für neue Apparate gekauft, die ab 1850 durch Siemens & Halske hergestellt wurden. Im Einzelnen wurden nach Robinsons Muster von C. Lewert in Berlin, F.H. Brüggemann in Bremen, W. Brücking in Hamburg, W. Gurlt in Berlin, E. Stöhrer in Leipzig und J. M. Ekling in Wien Apparate hergestellt.
Charles B. Robinson gründete ebenfalls eine Werkstatt, in der er Telegrafenapparate baute. Allerdings scheint er damit wenig Erfolg gehabt zu haben, nur ein relativ frühes Exemplar ist überliefert. Im Juni 1849 bot er der schwedischen Regierung an, eine Telegrafenlinie von Stockholm nach Göteborg zu bauen, für 100 Silberdollar pro englische Meile und 300 Silberdollar für die Ausrüstung jeder Telegrafenstation. Umgerechnet entspricht dies heute 5.000,- € pro Kilometer und 24.000,- € pro Station. Die schwedische Regierung lehnte ab und möglicherweise ging Robinson dann zurück in die USA, denn ab 1850 ist ein Charles B. Robinson unter den Mitarbeitern von Ezra Cornell mit dem Aufbau von dessen Telegrafenimperium beschäftigt.
Zitiervorschlag
Telegrafenstation mit Stiftschreiber/Reliefschreiber, Morsetaste und Relais für Lokalstromkreis in der Bauart der Linie Hamburg-Cuxhaven, 1847; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.28259,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/7a0a33b7-b0bd-4c55-98fe-2634593f3243 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)