Hersteller
Messrs. Muirhead & Co. / Muirhead & Co. Ltd. (1894 - 1999)
Verwender
Kaiserliche Reichspost, Telegrafenamt Emden
Der Siphonrekorder wurde 1867 von William Thomson, 1. Baron Kelvin, erfunden. Er zeichnet ankommende Telegramme als Wellenlinie auf einem Papierstreifen auf. Die »Berge« und »Täler« der Wellenlinie entsprachen den »Punkten« und »Strichen« des Morsecodes und wurden von den Telegrafisten in Klartext übertragen.
Der empfindliche Siphonrekorder löste das Spiegelgalvanometer Empfangsgerät für Untersee-Telegrafenkabel ab, da er mit den geringen Spannungen am Ende langer Kabel funktionierte.
Der Siphonrekorder funktioniert ähnlich wie ein d'Arsonval-Galvanometer: Eine leichte Drahtspule ist zwischen den Polen eines Dauermagneten aufgehängt, so dass sie sich im Magnetfeld frei drehen kann. Die Spule ist über ein Gestänge mit einem senkrecht nach unten führenden, dünnen Glasröhrchen (Siphonrohr) verbunden. Das Röhrchen sagt die Tinte aus einem Tintenbehälter, während darunter das Papierband vorbeigezogen wird. Um die Bewegung der Spule nicht zu beeinflussen, berührt das Siphonrohr selbst nie das Papier, sondern nur die austretende Tinte. So wird eine Linie auf dem sich bewegenden Papierband geschrieben. Wenn der Strom aus der Telegrafenleitung durch die Spule fließt, dreht sich diese – je nach Richtung des Stroms – leicht nach links oder rechts um ihre Achse und so entstehen auf dem Papierband die »Berge« und »Täler« der wellenförmigen Kabelschrift.
Bei dem von Alexander Muirhead entwickelten »vibrierendem Rekorder« wurde ein einfacherer Mechanismus verwendet: Muirhead verwendete einen vibrierenden Siphon aus hohlem Metalldraht, um die Haftung der Tinte am Papier möglichst zu minimieren. Der Schreibstift hing an einem dünnen Draht, der durch einen Elektromagneten in Vibrationen versetzt wurde, um den Kontakt mit dem Papier ständig zu unterbrechen.
Dieser Muirheadrekorder stammt aus dem Telegrafenamt Emden, in dem alle fünf langen deutschen Unterseekabel endeten, die mit solchen empfindlichen Rekordern betrieben werden mussten. Dabei handelte es sich um die Endstellen des Kabels nach Valentia (Irland) der Vereinigten Deutschen Telegraphengesellschaft VDT zum Anschluss an die bestehenden Transatlantikkabel (1911 nach Brest umgeschwenkt), der beiden Azorenkabel über Fayal nach New York der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft DAT (1900 und 1904), das Vigokabel nach Vigo der Deutschen Seetelegraphengesellschaft (1896), das Kabel nach Teneriffa und entweder weiter Pernambuco oder nach Monrovia, Lomé und Duala der Deutsch-Südamerikanischen Telegraphengesellschaft (1909).
Anfangs hatten die Kabelgesellschaften eigene Betriebsräume, die in demselben Gebäude untergebracht waren wie das Telegrafenamt Emden. So konnte ein reibungsloser Betrieb gewährleistet werden, bei dem ankommende und abgehende Telegramme sofort weitergegeben werden konnten. Auch betrieben die Kabelgesellschaften ihre Geräte zu Beginn mit eigenem Personal; wegen der Telegrafenhoheit des Reiches wurden dieses aber bald von der Reichspost übernommen bzw. durch Beamte der Reichspost ersetzt. Die Kabelgesellschaften besaßen dann keine eigenen Räume mehr, sondern nur noch das Eigentum an den Kabeln.
Zitiervorschlag
Wellenlinienschreiber (Heberschreiber, Undulator) für Unterseekabel, 1896 - 1909; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.2504,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/74053e92-f81c-48ff-b94b-457f106be1e6 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)