Hersteller
Siemens & Halske AG (1897 - 1966)
Erfinder
David Edward Hughes (1831 - 1900)
Verwender
Kaiserliche Reichspost (1871 - 1918)
Herstellungsort
Berlin, Deutschland
Material
Glas; Holz; Kunststoff/Ebonit; Metall/Messing; Naturstoff/Bein (?); Textil
Farbe
braun; messingfarben; weiß
Objektmaß (b x h x t)
750 x 1.470 x 550 mm
Systematik
Telegrafie/Typendrucktelegrafen/Hughes-Telegraf
eingeprägt
"Siemens & Halske // No 16498" (Vorderseite (Telegraf))
eingeprägt
"S&H.D.R.P." (Vorderseite (Telegraf))
Firmenschild
"SIEMENS & HALSKE // No 6464" (Vorderseite (Fliehkraftregler))
Schild
"Hugh.App. II" (Vorderseite (Tisch))
David Edward Hughes studierte Musik und Naturwissenschaften und bekam 1850 in Kentucky eine Anstellung als Lehrer für Musik, Physik und Mechanik. Neben dieser Tätigkeit betrieb er umfangreiche technische Studien. Er arbeitete an einer Maschine, mit der Musiknoten beim Spielen eines Stückes mitgeschrieben werden. Eine Tastatur übermittelte dabei die Noten an einen Drucker - im Prinzip handelte es sich schon dabei um einen Drucktelegrafen. 1855 stellte Hughes einen elektrischen Typendrucktelegrafen in der Öffentlichkeit vor.
Im Gegensatz zum Morsetelegrafen wurde beim Empfänger direkt lesbarer Klartext auf Papierstreifen gedruckt. Senderseitig wurden die Buchstaben und Zahlen auf einer Klaviatur ähnlichen Tastatur eingegeben. Daraufhin kommt das Typenrad in Drehung, welches durch ein Gewicht angetrieben wird. Sobald der gewünschte Buchstabe über dem Papierband erscheint, wird es gegen das Typenrad gedrückt und der Buchstabe abgedruckt. Auf der Empfangsseite läuft das gleichzeitig in der gleichen Art ab.
Das Hauptproblem stellte die Synchronisation der beiden Telegrafenapparate dar. Hughes nutzte Anfangs eine vibrierende Feder zur Synchronisation, doch der Mechanismus funktionierte nicht zuverlässig. Trotz dieser Probleme erwarb eine Gruppe von Geschäftsleuten aus New York die Rechte an dem Telegrafen für Nordamerika. Zusammen mit George M. Phelps entwickelte Hughes bis 1856 einen Mechanismus, mit dem der sendende und empfangende Apparat nach jedem Zeichen neu synchronisiert wurden. Außerdem vereinigte er den Antrieb von Telegraf und Druckwerk und steigerte so die Zahl der pro Umlauf übermittelbaren Zeichen.
In den folgenden zwei Jahren nutzte die American Telegraph Company - die später in der Western Union Telegraph Co. aufgehen sollte - den Hughes-Telegrafen. George M. Phelps wurde beauftragt, einige Elemente des Drucktelegrafen von Royal Earl House (1814-1895) in das Hughes-System zu integrieren. Daraus entstand 1859 der Universal Printing Telegraph.
Durch diese Verbesserungen wurde der Hughes-Telegraf ein großer Erfolg. Hughes nahm den durch Phelps verbesserten Typendrucktelegrafen 1858 mit nach Europa. 1860 erwarb die französische Regierung die Patente für Frankreich. Der mit der Herstellung betraute Paul Gustave Froment (1815-1864) nahm weitere Verbesserungen an der Mechanik vor.
In dieser Form wurde der Hughes-Telegraf 1863 in England eingeführt. 1865 erfolgte ein Probebetrieb in Preußen und 1866 wurde der Apparat in Preußen eingeführt, zunächst auf den vier Linien von Berlin nach Frankfurt (Main), Wien, Paris, Warschau und Petersburg. Die Internationale Telegrafenkonferenz in Wien 1868 ließ den Hughes-Apparat im internationalen Verkehr zu, so dass er bis 1873 auf allen wichtigen Leitungen im Einsatz war.
Die in Deutschland wichtigsten Änderungen am Hughes-Telegrafen betrafen die Regulierung und Bremse (1873), die Einführung des Fliehkraftreglers (1895) und die Umstellung von Gewichtsantrieb auf Antrieb durch Elektromotor (1899). Die verschiedenen Ausführungen sind alle in der Sammlung der Museumsstiftung vorhanden.
Mit dem Hughes-Telegrafen konnten normalerweise rund 1200 Worte in der Stunde telegrafiert werden. Daher war der Hughes-Telegraf dem Morsesystem hinsichtlich der Geschwindigkeit überlegen und wurde daher gerne auf stärker frequentierten Telegrafenlinien eingesetzt. Hughes-Telegrafen waren bis in die 1920er Jahre (neben moderneren Geräten) noch relativ verbreitet im Einsatz. 1939 wurden die letzten Hughes-Telegrafen ausgemustert.
Dieser Apparat wurde ursprünglich für Gewichtsantrieb gebaut. Der Gewichtsantrieb ist vollständig vorhanden mit Gewichen, Kette und Fußpedal. Später wurde der Apparat auf Elektroantrieb umgebaut. Die Spuren der Befestigung des Motors und die Löcher für die Kabeldurchführung und die Kabel sind deutlich sichtbar bzw. vorhanden. Am Chassis des Telegrafen wurde eine Halterung aus Messing mit zwei massiven Stahlbolzen befestigt, mit der man den Gewichtsantrieb aushängen konnte. Dafür wurde die Antriebskette über die beiden Bolzen gelegt, die nun nicht mehr in die Zahnräder des Hauptantriebsrades eingriff. So konnte man bei Bedarf zwischen Gewichts- und Elektroantrieb wechseln. Wozu man diese Notwendigkeit sah und ob dies tatsächlich nötig war - etwa bei Stromausfällen - bleibt noch zu klären.
Zitiervorschlag
Typendruck-Telegraf nach Hughes mit hybridem Antrieb (Gewichtsantrieb und Elektromotor), vor 1899; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.2593,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/6fb79ad3-58d4-4394-94c9-4caada596e0d (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)