Johann Friedrich Meyer wurde 1728 in Dresden geboren und starb um 1789 in Potsdam. Der Theater- und Vedutenmaler war Schüler von Johann Christian Schulz und Giuseppe Galli Bibiena in Dresden und war für das dortige Hoftheater tätig. Seit 1751 war er bei der Hofbauintendanz Friedrichs des Großen in Potsdam beschäftigt. Er arbeitete mit seinem Schwiegersohn Andreas Ludwig Krüger.
Veduten und Architekturansichten von posthistorisch relevanten Gebäuden bilden seit den Anfängen der Sammlungen des Reichspostmuseums in Berlin einen Schwerpunkt. In diesem Zusammenhang ist auch das Gemälde Johann Friedrich Meyers zu sehen, das eine Stadtvedute Potsdams mit dem Posthaus darstellt.
Es zeigt die Westseite der Nauenschen Plantage, dem späteren Wilhelmplatz bzw. Platz der Einheit in Potsdam. Im Zentrum der Komposition steht die Architektur mit ihren rechteckigen Fenstern und vertikalen Linien, die zusammen mit den kreuzenden Wegen von streng geometrischer Gesamtwirkung ist. Hauptmotiv des Bildes sind die hellen Gebäude im Mittelgrund. Die Häuser sind identifizierbar, es handelt sich um einen von 1765 bis 1768 erbauten Gebäudekomplex. Das Eckhaus links im Bild zeigt das Posthaus, das in dieser Form erst 1783 bis 1784 entstand. Am rechten Bildrand schließt das Haus Wilhelmsplatz 20 an, links im Vordergrund ist der Stadtkanal mit der Nauener Brücke zu sehen (Identifizierung der Gebäude von Friedrich Mielke, TU Berlin in einem Brief an Gottfried North vom Bundespostmuseum Frankfurt, 2. April 1979).
Der Himmel über dem Kanal nimmt etwa die Hälfte der Bildhöhe ein. Links im Bild verläuft der Stadtkanal mit Brücke und rechts vor den Gebäuden grenzt ein Garten mit diagonal sich kreuzenden Wegen an.
Die dargestellten Personen dienen der Staffage: Auf der Hauptstraße links befinden sich zwei Kutschen und mehrere Fußgänger sowie im Kanal ein Boot, das an einer Treppe anlegt; auch die Brücke und die kleineren Wege sind bevölkert.
Meyer malte die Architektur sehr detailliert mit feinem Pinselstrich, bei den Figuren, den Wegen und dem Wasser hingegen blieb er leicht skizzenhaft, zum Teil mit tupfendem Duktus. Lichteffekte erzielt er durch Höhungen mit Weiß, bei den Gebäuden legt er auch Wert auf die Schattenwirkung, wobei der Gesamteindruck eher flächig ist. Durch den geometrischen Gebäudeblock ist nur wenig Bildtiefe vorhanden, es gibt keinen eindeutigen Fluchtpunkt. Diese Wirkung könnte auf den Einfluss des Theatermalers Giuseppe Galli Bibienas und seines Vaters Fernando zurückzuführen sein. Die Malerfamilie Bibiena löste sich von der Zentralperspektive, stattdessen verwendete sie die Diagonalperspektive: Das bisher übliche Symmetrieprinzip auf der Bühne wurde aufgehoben. Der Zuschauer sah jetzt nicht mehr in eine unendliche Tiefe, sondern in mehrere unterschiedliche Tiefen, die mit Hilfe der perspektivischen Malerei nach verschiedenen Fluchtpunkten auseinander strebten.
Meyer malte schon in den Jahren 1771/74 eine Folge topographisch interessanter Potsdamer Ansichten mit Staffagefiguren, die von Andreas Ludwig Krüger gestochen wurden. In diese Reihe passt auch das vorliegende Gemälde, das allerdings zehn Jahre später entstand. Mit einer genauen Darstellung des 1783-84 erbauten Posthauses fügt sich das Bild ein in die Posthausdarstellungen unter den Gemälden und Grafiken in der Kunstsammlung der Museumsstiftung.
Die Aussage Nicolais (1786), Meyer habe sechs Bilder nach Zeichnungen Krügers gemalt, lässt sich nicht bestätigen. Im Hohenzollern-Museum befinden sich drei kolorierte Zeichnungen Krügers, unter ihnen auch die Nauener Straße; die Zeichnungen stimmen jedoch nicht mit den bekannten Gemälden Meyers überein.
Zitiervorschlag
Gemälde "Posthaus in der Nauener Strasse zu Potsdam", 1784; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.909,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/6ead9eb6-50ee-41c2-ae0f-36ec2544c3fe (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)